Einblick und Standpunkte zum Wald

Nicht nur im Märchen kann man sich im Wald verlieren. Wald bedeckt ein Drittel unseres Landes und ohne menschliches Zutun wäre ganz Deutschland tief unter einem riesigen Wald versteckt.

Der „Deutsche Wald“ ist voller Romantik, Sehnsüchte, Ängste und überhaupt kulturell sehr aufgeladen. Ein Spaziergang durch den Wald macht beschwingt, vergnügt, frohgemut und munter.

Wie z.B. das Genre „Porträt“ bietet auch der Wald unendlich viele künstlerische Motive. Joseph Beuys Kunstwerk „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ war exemplarisch für die 80er Jahre. Auch heute gibt es an vielen Orten Waldkunstpfade und Künstler, die sich mit Wald, Holz und allem was dazugehört beschäftigen.

Die Verbindung der Lebewesen untereinander ist, neben der Funktion des Einzelnen, Teil des Systems Wald. Mit Aquarell und Tusche habe ich erste Eindrücke vom Wald als ganzheitlichem Ökosystem festgehalten. Hier eine Auswahl mit Arbeiten auf Papier, alle 36 x 48 cm

Ich habe mich mit dem Wald beschäftigt, weil der Wald für mich der Inbegriff für Natur ist. Will ich Natur erleben, gehe ich in den Wald. In Deutschland haben wir herrliche Laubwälder, finstere Nadelwälder, große Naturschutzgebiete… Neben fast jeder Stadt ist auch ein Wald, der als „grüne Lunge“ und als Naherholungsgebiet dient. Bei all den Waldflächen überall mag man dann auch kaum glauben, dass es hier schon sehr lange kaum noch völlig „natürliche“ wilde Wälder gibt. Die meisten Wälder gehören jemandem und werden intensiv genutzt. Forstwirtschaft und Jagd folgen festen Regeln und Abläufen und prägen quasi sämtliche bewaldete Flächen in Deutschland und überhaupt in weiten Teilen der Welt.

Ein Wochenend-Spazierganz durch den Wald. Bewaffnet mit einer alten analogen Kamera war ich hier in der Eifel unterwegs. 

Im Kontext des Klimawandels kommt dem Wald als natürlichem CO2-Speicher eine bedeutende Rolle zu. Aber was ist ein Wald? Wenn man über den Wald spricht, muss man eigentlich über seine natürlichen Qualitäten sprechen. Einfach nur Flächen, auf denen Bäume stehen, gibt es nämlich viele. Und Baum ist nicht gleich Baum – eine 35 Meter hohe Fichte speichert etwa 2,6 Tonnen CO2, eine Buche wegen ihrer höheren Holzdichte deutlich mehr. Außerdem ist auch der Humus des Waldbodens ein hervorragender Speicher.
Das ganze Ökosystem Wald ist nützlich und funktioniert wie ein Schwamm: Ein natürlicher Wald kann CO2 speichern. Wenn menschliches Eingreifen, Land- und Waldwirtschaft dagegen Druck auf den Wald ausüben, gibt der Wald Treibhausgase zurück in die Atmosphäre. Degenerierende Waldböden lösen das in Pflanzen- und Biomasse gebundene CO2.

„Wie sehe ich meinen Wald stehen? // Den habt ihr mir verwüstet // Und mein Wild umgebracht // Und meine Vögel verjagt. // Ich sage euch Fehde an.“
– Hartmann von Aue

Wald ist nicht immer schön. Manchmal wirkt er auch bedrohlich, unheimlich oder ist offensichtlich in Gefahr. 

Wie Wald genau definiert wird, ist wichtig und keineswegs einfach. Via Satellit kann man auch in entlegenen Gebieten der Welt sehr gut den Grad des Bewuchses bestimmen. Theoretisch weiß dadurch jedes Land ziemlich genau über seine Wälder Bescheid. Was genau offizieller Wald und was eher Wiese ist, dafür werden im Moment aber noch sehr lockere Parameter genommen. Wald oder nicht Wald macht für die Nationen im Kampf gegen den Klimawandel einen großen Unterschied. Wer angeblich viel Wald hat, darf sich gemütlich zurücklehnen und sieht primär die anderen in der Pflicht.

„Man rettet den deutschen Wald ja nicht, indem man ‚Oh Tannenbaum‘ singt.“
– Horst Stern

Grob gesagt haben wir weltweit etwa 3 Billionen Bäume auf 4 Milliarden Hektar Fläche Wald. Und tatsächlich sind nach diesen Zahlen die Wälder, trotz intensiver Abholzung, in den letzten Jahrzehnten nicht geschrumpft.

Der Wald im Kaffa Biosphärenreservat in Äthiopien war für mich fast vier Monate ein Zuhause. In dieser Zeit habe ich viele wunderschöne Eindrücke gesammelt und unter anderem diese Fotos gemacht: 

Die Qualität der Wälder ist heute ganz anders als früher. Obwohl die Anzahl der Bäume relativ konstant bleibt, verschwinden die natürlichen Wälder in rasender Geschwindigkeit. Sie werden gerodet, durch Plantagen ersetzt oder mit schnellwachsendem zunehmend auch gentechnisch verändertem Eukalyptus aufgeforstet. In manchen Ländern zählt das auch als Wald. Biologische Vielfalt und geschützten Lebensraum für Pflanzen und Tiere kann man in Plantagen nicht erwarten und Eukalyptus hat nicht nur einen enormen Wasserverbrauch, er brennt auch wie Zunder und schädigt bzw. verdrängt das Ökosystem der einheimischen Wälder.

„Mancher geht durch den Wald und sieht dort nichts als Brennholz.“
– Leo Tolstoi

Schnell wachsende Bäume werden auch schnell alt und sterben schnell wieder ab – als langfristiger CO₂-Speicher sind manipulierte Gen-Bäume also denkbar ungeeignet, obwohl sie im Rahmen des Emissionshandels unter dem Deckmantel des Klimaschutzes leider weltweit aufgeforstet werden.

„Wenn ein Mann die Hälfte eines Tages in den Wäldern aus Liebe zu ihnen umhergeht, so ist er in Gefahr, als Bummler angesehen zu werden; aber wenn er seinen ganzen Tag als Spekulant ausnützt, jene Wälder abschert und die Erde vor der Zeit kahl macht, so wird er als fleißiger und unternehmender Bürger geschätzt.“
– Henry David Thoreau

Betrachtet man den Wald nur in Zahlen, kommt man nicht weit. Allein die großen Internationalen Organisationen wie z.B. die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen), UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen), der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) oder die ITTO (International Tropical Timber Organization) definieren Entwaldung und Waldschädigung unterschiedlich. Auch im Kyoto-Protokoll wurde die Definition Wald für jedes Land unterschiedlich bestimmt. Die strengsten Anforderungen sprechen von 1 Hektar Fläche, die zu 30 % mit Baumkronen bedeckt sind wobei der Pflanzenwuchs mehr als 5 Meter hoch sein sollte. So gesehen sind viele Plantagen ein Wald und auch mein Hinterhof in Bonn käme hin und wieder stolz zu solchen Ehren… Das ist also viel zu lasch und hilft uns im Sinne des weltweiten Klimaschutzes nicht weiter.

Düster und geheimnisvoll aber auch lichtdurchflutet und voller Leben. Experimentelle, selbstentwickelte analoge Fotos aus dem Kottenforst, einem der größten Wälder von Bonn, direkt südwestlich der Stadt. 

Die meisten Regierungen haben wenig Interesse, den Wald strenger zu definieren. Sie könnten dadurch offizielle Flächen verlieren und müssten entsprechend ihre Bemühungen im Kampf für das Klima intensivieren. Dagegen könnten aber Länder mit wirklichen wilden und natürlich gewachsenen Waldflächen durchaus von strengeren Richtlinien profitieren. Vor allem die Wälder in Entwicklungsländern stehen unter enormem Druck und werden innerhalb kürzester Zeit abgeholzt, beispielsweise in Äthiopien. Oft fehlt der politische Wille etwas für den Wald zu tun auch komplett. Wenn man wirkliche, natürlich gewachsene Wälder als kostbare Naturschätze mit ihrem Wert für die Menschheit anerkennt, würde sicherlich auch mehr zu ihrem Schutz und Erhalt unternommen. Dafür ist es aber wichtig den Begriff Wald nicht weiter zu verwässern, sondern seine spezifischen Qualitäten zu erkennen und zu fördern.

„Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges großes Wunder, und euren Vorfahren war er heilig. Die Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen von Minderwertigkeit eines Volkes und von niederer Gesinnung des einzelnen.“
– Alexander Freiherr von Humboldt

Schnelle Veränderungen sind selten im Sinne der Natur. Auch das System der Waldnutzung kann nicht einfach von heute auf morgen auf den Kopf gestellt werden. Genauso wie bei der Landwirtschaft geht es in erster Linie zunächst darum Freiräume zu schaffen. Lebensraum und Vielfalt gehen Hand in Hand. Die Natur braucht ein bisschen Chaos. Unordnung schafft Nischen und auch in wirrem Gestrüpp kann noch ein geschütztes Zuhause für ein Lebewesen entstehen. Daher muss man zunächst Freiräume für wildes Leben schaffen, Inseln und Rückzugsorte bereitstellen und einzelne Abschnitte des Waldes aus der Bewirtschaftung herausnehmen. Einfach ginge das zum Beispiel an Stellen, die sowieso eher schwierig zu bewirtschaften sind, an Hanglagen, in sumpfigen Gebieten oder in „Kernzonen“, tief im Wald oder an Ecken, die sowieso schon immer von den Menschen gemieden wurden. Ein sehr gutes Beispiel wie Naturschutz und Menschen zusammenkommen können, finden wir übrigens in den UNESCO Biosphärenreservaten.

Bambus- und Nebelwälder sind einzigartige Ökosysteme und eine ganz eigene Welt für sich. Hier ein paar Eindrücke aus dem UNESCO Kafa Biosphere Reserve, dem Biosphärenreservat in Kaffa, im Südwesten von Äthiopien. 

Das natürliche Ökosystem unbewirtschafteter Wälder, sogenannter Naturwälder, ist wie ein Immunsystem für das Klima. Es wirkt ausgleichend und hilft wie ein Puffer um Wetterextremen zu begegnen. Gleichzeitig bieten sich selbst überlassene Wälder wichtigen Rückzugsraum für viele kleine und auch nicht ganz so kleine Lebewesen. Dadurch sind sie essenziell für die biologische Vielfalt. Die Bundesregierung will in den nächsten Jahren für mindestens fünf Prozent der Waldflächen in Deutschland eine natürliche Waldentwicklung sichern, sagt Staatssekretär Flasbarth. Das Klima-Bündnis und der NABU engagieren sich mit dem Projekt Speicherwald für mehr Wildnis im Wald und betreiben eine sehr informative Webseite.

Mein Beitrag für den Cartoon-Wettbewerb zum Thema „Je wilder, desto wertvoller!“

Wer ist in der Lage etwas für den Wald zu tun? Ist es die Politik? Sind die Waldbesitzer in der Pflicht? Wenn man hoch auf einen Hügel klettert und über die weite Landschaft schaut, ist es schwer vorzustellen – jedes Stückchen Wald gehört jemandem. So gibt es sehr viele Verantwortliche. Wald ist für einen Großteil der Menschen wichtige Ressource zur Sicherung des Lebensunterhalts und muss gerade für die Armen auch zur einfachen Deckung der Grundbedürfnisse genutzt werden. So gibt es keine einfache Strategie zu seinem Schutz. Weder können wir einfach den Wald definieren, noch können wir sagen was richtig und gut für den Wald wäre. Über die Qualität des Waldes können wir aber sehr wohl sprechen. Wir können beobachten und vergleichen. Und in diesem Sinne kann ich mir auch als Maler eine Meinung über den Wald erlauben.

Wer schließlich in seinem regionalen Wald eine besondere Qualität erkannt hat, kann auch für sich lokal abschätzen was richtig und was falsch ist. Verantwortlich für den Wald ist schließlich jeder, der in der Lage ist etwas zu machen. Ein jeder ist der Herr in seinem Reich und wer erkannt hat was das Richtige ist, kann nicht einfach weiter das Falsche tun. Auf globale Entscheidungen können wir lange warten; schon auf nationaler Ebene ist es nicht immer einfach für jeden den richtigen Weg zu finden. Im Wald vor unserer Haustüre können wir uns aber ein eigenes Bild schaffen. Wir können erkennen, was uns gefällt, was wir schön finden und was uns gut tut. Dafür einzutreten und zu kämpfen ist auf jeden Fall richtig und sinnvoll. 

Ein Jahr im Wald: Fotos aus allen Jahreszeiten führen einmal durch die vielen Facetten des Waldes. Hier ist eine Sammlung mit Aufnahmen sortiert von Januar bis Dezember. 

Atomenergie – Verstrahlte Fotos aus Tschernobyl

Die Sperrzone rund um das Atomkraftwerk von Tschernobyl ist mit 2600 km² etwas größer als das Saarland bzw. ziemlich genau gleich groß wie Luxemburg. Es ist ein riesiges Gebiet, welches an manchen Hotspots immer noch so verstrahlt ist, dass bereits wenige Stunden vor Ort für einen Menschen tödlich wären.
Neben diesen Hotspots ist ein mehr oder weniger vergnügtes Leben aber durchaus möglich. Die Natur hat inzwischen weite Teile des von den Menschen verlassenen Landes zurückerobert. Die Sperrzone ist fast wie ein Naturreservat und es gibt dort viele seltene Tierarten, Wölfe, Bären, wilde Przewalski-Pferde und sogar Seeadler.

Am Checkpoint Dytiatky beginnt die Sperrzone

Von Kiew aus habe ich eine Exkursion in das Sperrgebiet unternommen und viele Fotos gemacht.
Für die Strahlung hauptsächlich verantwortlich ist Caesium-137, welches das Gebiet mit der besonders durchdringenden Gammastrahlung (auch ​ɣ-Strahlung) radioaktiv verseucht.
Die meisten radioaktiven Stoffe liegen inzwischen unter einer etwa 30 Zentimeter tiefen Erdschicht begraben oder haben sich zersetzt. So ist die Strahlenbelastung für Besucher heute nur noch etwa 1 % des Wertes vom April 1986, direkt nach der Katastrophe. Wenn man 30 Bananen isst, bekommt man wahrscheinlich mehr Radioaktivität ab, als bei einem Tag in Tschernobyl.
Mein Dosimeter misst die aufgenommene, ionisierte Strahlung. Das ist vor allem die Gammastrahlung. Wie es speziell mit Alpha- und Betastrahlern aussieht, weiß man nicht – das Inhalieren oder Schlucken von radioaktivem Staub oder Wasser wäre jedenfalls ziemlich heftig. Freunde der Atomenergie vergessen oft gerne, dass es verschiedene Arten radioaktiver Strahlung gibt. Deswegen ist es auch nur die halbe Wahrheit, wenn man ein kontaminiertes Gebiet ausschließlich über die oberflächlich gemessene Hintergrundstrahlung definiert. Rund um Tschernobyl wird nirgends gebuddelt und alle Leitungen und Rohre nach der Katastrophe sind oberirdisch verlegt.
Ein Besuch der Sperrzone ist im Rahmen einer geführten Tour sehr gut möglich und wird als touristische Abenteuerreise von Kiew aus für etwa 100 $ angeboten.

Fotos meiner Fahrt nach Tschernobyl:

Nach dem passieren des ersten Checkpoints im Dörfchen Dytiatky kommt man in die 30-km-Zone. Hier sind bereits verstreut verlassene Ortschaften und Hausruinen zu sehen, während man auf langen geraden Straßen immer weiter in das überwiegend bewaldete Gebiet hineinfährt. Im Radius von 10 Kilometern um den havarierten Atomreaktor kommt dann der zweite Checkpoint. Heute arbeiten immer noch viele Menschen im Sperrgebiet und ganz aktuell wurde durch das französische Konsortium Novarka das „New Safe Confinement“, kurz NSC gebaut. Die 1,5 Milliarden Euro teure zweite Schutzhülle wurde neben dem Unglücksreaktor gebaut und dann über den mittlerweile maroden alten Beton-Sarkophag geschoben – eine ingenieurmäßige Meisterleistung.
Direkt neben dem havarierten Reaktorblock ist ein Denkmal und es gibt eine Mensa, wo man zusammen mit den Arbeitern Mittagessen kann.  „Atomenergie – Verstrahlte Fotos aus Tschernobyl“ weiterlesen

Hermannstadt im Winter

Sibiu, 8. Dezember.
Köln ab am 7. Dezember 1:15 mittags. München am frühen Abend des selben Tages überflogen; sollte eigentlich 2:20 ankommen, der Flug hatte aber eine halbe Stunde Verspätung.
Budapest scheint eine herrliche Stadt zu sein, soweit ich es aus dem Flugzeugfenster und in der kurzen Zeit, die mir beim Vorbeifliegen zur Verfügung stand, beurteilen konnte… 

Bram Stokers Dracula war mir dieses Jahr atmosphärische Einstimmung für meine Reise nach Transsylvanien. Hier möchte ich jetzt meine wirklichen Eindrücke in einem kleinen Beitrag zusammenfassen. Vielleicht inspiriert es ja den einen oder anderen zu einem eigenen Besuch.  

Ein erster Eindruck von Hermannstadt: 

Hermannstadt oder rumänisch Sibiu ist eine schöne alte Stadt am Rande der Südkarpaten. Vampire gibt es dort keine mehr, dafür Knoblauch überall. Getrocknet, zu wunderschönen Zöpfen gebunden, als Grundlage deftiger Fleischgerichte, in heißer Butter schwimmend ebenso beliebt wie sogar in der Mayonnaise: Überall findet sich die Wunderknolle. So müsste man schon sehr lüstern und verzweifelt sein, wollte man da heute noch auf vampireske Gedanken kommen. Hermannstadt ist also, soviel sei nun direkt verraten, nicht das Zentrum des Vampir-Kults – das wäre Schloss Bran. „Hermannstadt im Winter“ weiterlesen

Kreise, Kosmos und Kollisionen

Kreise laden direkt zu philosophischen Eskapaden ein.
Einen Sommer lang habe ich mich viel mit Kreisen beschäftigt. Parallel zur Arbeit an einer neuen Serie (10 Blätter à 56×76 cm) mit Aquarell, Öl und Tusche auf großem Büttenpapier habe ich versucht über den Anfang, das Ende, den Urknall und die Expansion des Universums nachzudenken.

Der Urknall

„Das Weltall ist ein Kreis, dessen Mittelpunkt überall, dessen Umfang nirgends ist.“ – Blaise Pascal

Egal was man nimmt, wenn man es lange genug teilt, halbiert und zerkleinert, am Ende wird man in einer abstrakten Dimension zu winzigen Teilchen kommen. 

Eher gasförmige Systeme

Teilchen die zu klein für eine weitere Teilung sind, messen wir eine kreisrunde Form zu. Hätten sie noch Kanten, könnte man sich zumindest vor dem inneren Auge eine weitere Teilung bzw. Zerberstung oder Absplitterung vorstellen. Aber ganz am Ende, wenn es einfach nicht mehr kleiner geht, ist man bei einem abstrakten runden Etwas angekommen. Etwas, dass vielleicht mehr Energie als Masse ist und irgendwo zwischen den Dingen existieren mag… 

Doch auch im allerkleinsten Punkt verliert die Kreisform nie ihr wesentliches Merkmal: Dass sie immer zwei Seiten hat, dass sie immer ein Inneres von einem Äußeren trennt. Dadurch, dass sie da ist, markiert sie einen Ort. Und egal wie groß oder klein, jeder Ort ist einer Kraft ausgesetzt und dadurch ist seine Form auch nie unendlich. 

„Denn alles Übrige hört auf, sich zu bewegen, wenn es an den ihm bestimmten Ort gelangt ist. Nur für den im Kreis sich bewegenden Körper fällt der Anfangs- und Endpunkt seiner Bewegung zusammen.“ – Aristoteles

Erste Verdichtungen, Krusten und Kreisfragmente

Möchte man sich die unendliche Größe des Weltalls vorstellen, kommt man abstrahiert auch immer wieder zu einer runden Kreisform. Im Unendlichen fällt es schwer an Kanten und Ecken zu denken, wären diese mit ihren Winkeln und Seiten doch viel zu umständlich, um nicht wiederum nur Teil von etwas noch Größerem zu sein. Eine gerade Kante bekommt irgendwann immer eine Beule. Straffe, feste Seiten fransen irgendwann aus, werden brüchiger und verteilen sich immer weiter. 
„Kreise, Kosmos und Kollisionen“ weiterlesen

Fotografieren in der Stadt

Der Sonnenuntergang über Jersey City, Millionen Lichter, die nach und nach überall angehen, ein ständiges Rauschen der Stadt hier oben, aber auch der leichte Abendwind, der warme Luft durch die Gitterstäbe trägt – es ist schon sehr beeindruckend mitten in Manhattan hoch oben auf einem Wolkenkratzer zu stehen und es fällt mir schwer zu glauben, dass das alles wirklich ist.

Fast wie ein Schutz, als Anker um nicht abzuheben, ist es da ganz beruhigend sich mit seiner Kamera zu beschäftigen, aufs Handy und auf irgendwelche Knöpfe zu drücken…
Oben auf der Besucherterrasse des Empire State Buildings in New York habe ich nun vier Stunden verbracht und mir einige Gedanken zum Fotografieren in der Stadt gemacht.

Es wurde noch nie so viel fotografiert wie heute. Fotos kosten nichts, mit dem Handy hat jeder überall eine brauchbare Kamera dabei und natürlich will man die Eindrücke der Reise auch teilen und muss dafür „Trophäen“ sammeln. Mit Filtern und einfacher Fotobearbeitung kann man schließlich sogar aus eher bescheidenen Aufnahmen noch eine ganze Menge machen.

Schöne Aussicht genießen. Hier ein paar Fotos von Menschen, die schauen: 

Praktisch gibt es meiner Beobachtung nach drei Arten von Fotos, die man auf Reisen macht:

  1. Zum ersten sind da die „Schönen Fotos“. Schöne Fotos versuche ich so viele wie möglich zu machen. Das sind vor allem auch Experimente, das sind die Sehenswürdigkeiten, das typische, charakteristische. Das sind die Fotos, über die man sich am meisten freut.
  2. Einen weiteren Bereich machen die Fotos aus, die man für die Dokumentation braucht. Zum Beispiel das Hotelzimmer, das Essen, Exponate in einem Museum, etwas witziges, eigenartiges, was man sieht oder findet. Manchmal muss man auch einfach fotografieren, z.B. beim Besuch wichtiger Sehenswürdigkeiten mit Familie oder Freunden, an bemerkenswerten Orten, dabei ist das Licht aber oft gerade Mittags zu schlecht für wirklich schöne Fotos oder man hat keine Zeit für ein großes Aufheben.
  3. Schließlich gibt es noch die Fotos für eigene Projekte. Das sind Fotos, die man für ein bestimmtes Vorhaben braucht. Ich sammle beispielsweise abstrakte Formen und suche dadurch nebenbei immer wieder nach Mustern, Schatten, Oberflächen usw. Ebenso kann man aber auch z.B. alte Autos, interessante Zeichenmotive, Relikte einer vergangenen Zeit usw. sammeln.

Die Schönheit und Größe eines Augenblicks entsteht oft erst in der Resonanz, im Nachklang, in der Erinnerung und im bittersüßen Schmerz – dass es nun vorbei ist. Irgendwie sind wir alle schon fürchterlich sentimental! Wenn ich mich hier oben über New York so umsehe, im Hier und Jetzt, ist jeder ziemlich für sich. Aber durch das Teilen, mit Menschen, später, kann man den Eindrücken Großartigkeit geben und wenn man davon berichtet, durch Fotos und Geschichten, werden die Dinge in ihrer Schönheit vielleicht greifbarer.

Einige der anderen Besucher um mich herum haben übrigens eine sehr gute Ausrüstung. Nicht nur Handys: So mancher hat große, schwere Objektive und macht keine Einzelaufnahmen, sondern schnelle Reihen mit 7-8 Fotos bei jedem Auslösen…

An die ersten Eindrücke einer neuen Stadt erinnert man sich oft noch Jahre später. Hier ein paar Fotos von meinem ersten Spaziergang in Chicago: 

Gerade frisch in einer neuen Stadt angekommen, ist es oft in den ersten Tagen besonders aufregend und es gibt vieles zu entdecken. Mit dem ungetrübten Blick des Gastes ist man überaus empfänglich. Eigenarten, Besonderheiten und Charakter des noch unbekannten Ortes saugt man förmlich auf. Man will sich ein eigenes Bild machen und gerade an die ersten Tage kann man sich oft auch noch Jahre später sehr lebhaft erinnern. Die ersten Kontakte mit Menschen – der Immigration Officer, die Frau, welche einem den Weg zur U-Bahn gezeigt hat, das erste Zimmer und der erste Spaziergang. 
Fotos sind dabei sehr wichtig. Sie sind wichtig für unsere Erinnerung, zum Teilen und durch die Sicherheit, die sie uns vermitteln. Fotos bleiben. Durch das Fotografieren kann man Bezüge zwischen der Stadt und sich selber herstellen. Während man gerade noch mit Jetlag und übermüdet eher halb wie im Traum durch die Straßen wandelte, schaffen Fotos dazwischen kurze helle Momente der Präsenz. Wir halten inne, öffnen uns und richten unseren Blick auf etwas bestimmtes. Durch das Fotografieren positionieren wir uns. „Fotografieren in der Stadt“ weiterlesen

Fundstücke im S.Y.L.A.NTENHEIM

Auf den Tag genau fünf Jahre nach meinem letzten Aufenthalt bin ich dieses Jahr wieder mit einer Einzelausstellung im S. Y. L. A.N T E N H E I M in der Maxstraße 55 in Bonn.

2013 gab es mit der Ausstellung „Aus heiterem Himmel“ über 100 neue Ölbilder und Aquarelle zu sehen.
Jetzt, 2018, zeige ich noch bis zum 23. März alle neuen Arbeiten aus der Serie „Fundstücke II“, die ich mit dem Fahrrad am Rheinufer gesammelt habe.

Eröffnung und feierliche Ankunft war am Freitag den 9. März. Vielen Dank an alle Besucher! 

Die Arbeiten sind in lockerer „Wolkenhängung“ präsentiert. Das ist eine mehr installative Variation der Petersburger Hängung, wodurch sich die Bilder ergänzen und im Zusammenspiel auch eine ganz neue Wirkung entfalten können – wie man sie letztendlich aber aufhängt, ist dabei eigentlich nicht so wichtig.
Schön ist es so zu beobachten, wie sich das einzelne Bild verhält und wie es gemeinsam mit anderen aussehen und unterschiedlich wirken kann. Einige Bilder kann man auch drehen, um diesen Effekt auszuprobieren.

Als Schmankerl zeige ich außerdem über 100 meiner Lieblingsfotos aus den letzten 2 Jahren. Alle Fotos sind individuell und einzeln abgestimmt eingerahmt. Dabei reicht das Spektrum von glamourösem Gold mit Glitzer bis hin zum dezenten weißen Holzrahmen.

 

Lemberg im Winter

Anfang Dezember ist eine schöne Zeit zum Verreisen. Alle sind schon auf der Zielgeraden des Jahres, irgendwie muss man aber doch den Winter feiern und eine kleine Reise ist eine gute Möglichkeit, um die vergangene Zeit abzuschließen und eine Neue zu beginnen.

Am Bahnhof in Lviv

Dieses Jahr bin ich nach Lemberg gereist. Lemberg, oder Lwiw bzw. Lviv, ist in der Ukraine, im östlichen Teil von Galizien. Nicht zu verwechseln mit dem Galicien in Spanien, wo man auf dem Jakobsweg pilgert.

„Wenn die Atmosphäre passt, dann kann man auch Kaffee aus Aschenbechern trinken!“

Schneespaziergang im Stryjsky Park

Das vielleicht schönste Buch zur Einstimmung ist „Jimi Hendrix live in Lemberg“ von Andrej Kurkow.
Ich lese seit vielen Jahren immer wieder alle seine Bücher. „Petrowitsch“ und „Picknick auf dem Eis“ habe ich bestimmt zehnmal gelesen. Aber von Lemberg hört man hier in Deutschland eigentlich nicht so oft und ich bin erst durch dieses Buch, durch die eigentümliche Art und Weise wie man hier z.B. Nierensteine entfernt und Hippie sein kann, auf die Stadt gekommen.

„Lemberg im Winter“ weiterlesen

Das Klima retten, Ausstellungen und Auktionen

Bei der COP 23, der Klimakonferenz in Bonn, arbeite ich dieses Jahr als Volontär im Bereich ‚Side Events‘.
So ist jeder Tag voll mit wichtigen Themen, neuen Ideen und Impulsen, die man gerne weiter verfolgen möchte. Ein bisschen habe ich dazu hier geschrieben: This is totally happening!

 Parallel dazu hatten wir in meinem Atelier eine Ausstellung:
„Das Klima und Ich“

Dafür habe ich am 27. Oktober eine große Radrunde gedreht und einmal ganz untypisch nicht nur Bretter gesammelt:

Bei Linz fand ich eine Videokassettenhülle, bei Remagen eine Einbauküche und eine lange Latte, vor Rolandseck diverse Kabel und Seile und etwas nördlich von Bonn fischte ich einmal dieses große Nagelbrett aus dem Rhein – ein sehr solides Stück, mit dem ich aber lange Zeit nichts rechtes anzufangen wußte.
Bei jedem Fundstück freue ich mich insgeheim natürlich nicht nur über die Form, die Farbe, angeschrabbelte Ecken und Kanten, die Oberfläche… Oft wäre es doch auch spannend, wenn man wüsste was es eigentlich für eine Funktion hatte. Wo kommt es her? Warum ist es im Fluss gelandet?

Aus dem Video, dem Rohr, der langen Latte und etwas Stroh entstand nun meine Assemblage als Beitrag für unsere Klima-Ausstellung, Titel: „Das Rohr und die lange Latte :- alles muss Rhein“ 


Als Dozent beim Artefact Bonn nehme ich dieses Jahr an unserer Dozentenausstellung in der Graurheindorferstrasse teil.

3 Fundstücke bei der Dozentenausstellung

Vernissage: Donnerstag, 14. Dezember 2017 um 19:00 Uhr
Öffnungszeiten: 15.12.–17.12.2017 16:00–20:00 Uhr

arte fact – werkstatt für kunst e.V.
Graurheindorferstr. 69 53111 Bonn
www.artefact-bonn.de


Aktuell ist eines meiner Fundstücke in der GALERIE KLATOVY / KLENOVÁ (Tschechien) um anschließend zu Gunsten des Hospic svatého Lazara in Pilsen versteigert zu werden.

Ausstellung:
17.11. – 30.11. 2017
GALERIE KLATOVY / KLENOVÁ
Venisáž výstavy 16.11. 2017 | 18:00
Klenová 1

Auktion: 
01.12. 2017 | zahájení aukce 19:00
GREENSGATE GOLF & LEISURE RESORT
Horomyslická 1, Dýšina


In meiner Ateliergemeinschaft machen wir, wie auch letztes Jahr, eine vorweihnachtliche Benefiz Kunstversteigerung.

In der KunstBRENNEREI, Kölnstrasse 139-141, 53111 Bonn.

Die Auktion ist:
Samstag 2. Dezember 2017 ab 15:30 Uhr

Der Erlös der Versteigerung geht zu 100% an save me Bonn zur Unterstützung des Mentoren-Programms für Flüchtlinge.

This is totally happening!

Communication about climate change should be inspiring

There is a vast, growing amount of experience and specialist knowledge, of reports and data on climate change. But many actions are not easily understandable and not as inspiring as they could be.

I would like to propose that we continuously monitor actions and progress in a standardised way to combat climate change. There are so many good ideas! But there is no single place where people could get an quick overview and positive inspiration.

Dealing with the climate change is a global movement with local actors.
Many different people are facing this challenge with the same goal in mind all over the world: organisations, governmental and nongovernmental actors, motivated and committed individuals – all in their own way.
Only the very idea of being part of this movement is exciting and extremely encouraging!
Ideas can inspire people and fill them with the urge to do something that can take us forward.

„This is totally happening!“ weiterlesen

Erfolgreich Malen III

Erfolgreich Malen III: Professionalität und Außenwirkung
Kann man von seiner Kunst leben? Wie in jedem Job, muss man dafür professionell arbeiten. Es gibt viele gute Gründe, den Schritt ins professionelle Künstlerleben zu wagen – wer es wirklich tut, wird aber auch wissen dass es eben nicht nur mit drei Schritten getan ist.

Dennoch möchte ich an dieser Stelle, um meine Serie „Erfolgreich Malen“ abzuschließen, kurz aufzeigen, wie das Bild nach außen treten kann und wie es ein erfolgreiches Bild sein könnte.

In drei Schritten zum erfolgreichen Bild:  „Erfolgreich Malen III“ weiterlesen