Fotos und Text. Milano

In diesem Beitrag möchte ich Fotos aus Mailand zeigen. Es sind analoge Fotos, die ich mit meiner alten Lieblingskamera, der Zorki 4K gemacht habe. Aber zusätzlich soll auch ein Text entstehen. Weil eigentlich gibt es viel zu erzählen. Warum ich die Fotos gemacht habe, wieso ich genau sie aus den vielen hundert Fotos ausgewählt habe und weshalb sie mir etwas bedeuten – das alles kann interessant sein. 

Nun ist das Problem jedoch, dass ich angefangen habe, mit einer KI zu arbeiten. Ich habe einen langen Prompt für Chat GPT geschrieben und daraus sind Texte entstanden, die man typischerweise nehmen könnte, wenn man Fotos präsentiert. Nach all diesen Worten fällt es mir jetzt schwer, so zu tun, als wäre nichts gewesen. Ich möchte gerne, dass mein Text interessant wird und spannend zu lesen ist. Und vielleicht hat die KI ja recht. Schon der vorgeschlagene Titel „Mailand durch die Linse der Zeit“ ist ja mal gar nicht so schlecht. Da ich nun diese fantastischen technischen Möglichkeiten habe, wäre ich nicht dumm, sie nicht zu nutzen?

Zum Start kommen hier meine Gedanken: Ich möchte meine neuesten Fotos aus Mailand präsentieren. Viele Fotos zeigen Menschen, einige jedoch auch Mailand als wirtschaftliches Zentrum Italiens mit Hochhäusern, moderner Architektur und einer sehr guten Infrastruktur. Mir ist es wichtig zu zeigen, wie sich Mailand vom Rest Italiens unterscheidet. Ich habe bereits viele Fotos aus Italien auf meiner Webseite, darunter romantische schöne Städte wie Venedig oder aufregende und lebendige Städte wie Palermo. Mailand ist jedoch anders. Es ist eine moderne europäische Großstadt und eine Wirtschaftsmetropole. Deshalb fand ich vor allem die Menschen interessant: Wie sie abends an den Navigli-Kanälen flanieren, wie sie in der schönen alten Straßenbahn ein Buch lesen oder wie sie elegant gekleidet auf dem Dach des Mailänder Doms so adrett und perfekt gestylt aussehen, dass sie einem Modekatalog entsprungen scheinen. Ich finde auch die Parallelwelten einer so großen Stadt spannend: Z.B. die Lieferboten mit ihren durch etliche Zusatz-Akkus aufgepimpten E-Bikes, wenn sie an der Porta Ticinese auf Bestellungen warten. Digitale Ritter einer neuen Welt…

Menschen in Milano

Beim Teilen von Fotos geht es nicht nur um die Bilder selbst. Das Teilen ist mehr als nur Kommunikation, es ist ebenso ein sozialer Akt und eine Art, sich seiner selbst zu vergewissern. Unser Selbst konstituiert sich auch durch die Art und Weise, wie wir uns mitteilen.

Je nachdem, welche Worte ich finde und wie ich es schaffe, von meinen Erlebnissen und Gedanken zu berichten, baue ich um mich herum mit der Zeit eine eigene, einzigartige Welt. Wenn der Beitrag dann fertiggeschrieben und veröffentlicht ist, wird er zu einem Teil meines Lebens und Erinnerns. Schreiben ist eine Gelegenheit, das Erlebte zu reflektieren und abzuschließen. Speziell das Schreiben im Internet ist vor allem eine Form der Selbstkommunikation, da ich die meisten Besucher meiner Webseite ja gar nicht kenne.

Wie in jeder Kunstform braucht der Mensch auch beim Schreiben ein feines Taktgefühl. Während des Schreibens fühlt man sich fast begleitet von einem kleinen Team unsichtbarer, imaginärer Leser. Man ist beim Schreiben nicht wirklich allein. Worte und Aussagen werden abgewogen, aneinander angepasst und strukturiert, so dass sie letztendlich den richtigen Ton treffen und einen inneren Klang erzeugen, der idealerweise zu den Bildern passt und den Beitrag interessant und gut lesbar macht.

Obwohl ich ein großer Fan schöner Worte und blumiger Ausschmückungen bin, gibt es dabei eine unsichtbare Grenze. Es kann passieren, dass Sprache zu viel wird. Wie Glitzer oder Zuckerstreusel. Dann kippt sie plötzlich um. Manche Sätze der KI klingen für mich einfach nur noch kitschig und die inneren Bilder, die sprachlichen Evokationen wirken falsch. Es ist eine unfreiwillige Ironie. Ich weiß, dass eine künstliche Intelligenz keine Gefühle und auch keine eigenen Erfahrungen hat. Und mit diesem Wissen fühlt es sich dann nicht nur falsch, sondern auch lächerlich an, wenn sie mit großem Getöse über meine grandiosen Erlebnisse in Milano berichtet.
Die folgenden Texte von Chat GPT sind fett, meine Texte normal.
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Sizilien

Eine schwarz-weiße Entdeckungsreise durch die Straßen und Märkte von Palermo und Catania. Die ersten warmen Sonnentage am Meer, lebendige Plätze mit Musik, blühende Mandelbäume und Orangenduft. 

Mit meiner Zorki Kamera möchte ich in diesem Beitrag den einzigartigen Charakter von Sizilien näher betrachten. Sizilien ist eine eigene Welt. Die Insel ist anders als der Rest von Italien. Das Essen, die Menschen, die Kultur und Geschichte …

Abenteuer auf dem Straßenmarkt La Fiera in Catania

Als Motiv kommt für mich alles infrage, was das Auge fesselt. Alles, was ich sehe und wo mein Blick hängen bleibt, kann theoretisch ein gutes Motiv sein. 
Indem ich mich bei der Ausrüstung auf eine Kamera mit 35 mm Festbrennweite beschränke, kann ich mich auf das konzentrieren, was vor mir liegt, und werde nicht von der Technik abgelenkt.

Frischer Fisch vom Fischmarkt in Catania

Jeder Schwarz-Weiß-Film hat eine eigene Ästhetik und kann dazu beitragen, die Stimmung und Atmosphäre eines Ortes oder einer Situation zu verstärken. Durch das Spiel von Hell und Dunkel, die spezielle Gradation, Tonwertabstufung und die Körnigkeit des Films bekommt das Bild ästhetische Qualitäten, die in ihrem Ausdruck bewusst künstlerisch eingesetzt werden können.  „Sizilien“ weiterlesen

Lieblingskamera in New York

Was macht eine Lieblingskamera so kostbar? Ein Mensch, der sich geliebt fühlt, versprüht einen ganz besonderen Glanz. Aber können auch Dinge funkeln? Wollen Kameras lichte Augenblicke des Glücks erhaschen? Das Schillern der Morgenröte? Das Leuchten in den Augen? 

Weiter Blick von der Edge-Aussichtsplattform, 336 Meter hoch über der Stadt: 

Als Arete (griech. ἀρετή) beschreibt man die besondere Tauglichkeit einer Sache. Ihre wesentliche Qualität, durch die sie ihre Aufgabe erfüllt. Was wäre wohl dann die Arete meiner Lieblingskamera? Ich habe sie nach New York gebracht und mit ihr eine Woche lang ausführlich die Stadt erkundet. Meine Überlegung dazu war: Was würde sich eine Kamera wünschen, wenn sie könnte? Was wäre der Lebenstraum dieser kleinen alten Zorki? Und bevor es hier jetzt zu sentimental wird: An mich dachte ich auch. Ich wollte gerne in die Stadt. Dinge haben keine Seele. Ganz ehrlich, Name und Marke der Kamera sind für das Bild eigentlich gleichgültig. Vor allem, wenn man sich klar macht, dass das analoge Foto durchs Objektiv gemacht wird und auf Film entsteht. 

In Harlem habe ich gewohnt und hier war ich die meiste Zeit unterwegs: 

Wie Zauberstäbe brauchen auch Kameras einen Träger, eine Idee und eine Absicht dahinter. Ein Fotoapparat folgt im Moment des Auslösens strikt seinen eigenen technischen Gesetzmäßigkeiten. Als künstlerisches Instrument betrachtet sind Kameras jedoch nicht autonom. Äußere Umstände, Ideen, Wahrnehmungen, Überlegungen und sogar Gefühle des Fotografen spielen für das Bild ebenfalls eine wesentliche Rolle.

Letztendlich dachte ich einfach, weder gefühlsduselig noch völlig rational, mit meiner Lieblingskamera müsste ich doch sicher ganz besonders schöne Fotos machen können. Und New York war dann die ‚coolste‘ Stadt, die ich mir für diesen Versuch denken konnte.  „Lieblingskamera in New York“ weiterlesen

ORWO TC27

Berglabor und Fotoexperimente aus den Dolomiten

Dieser Beitrag ist ein Bericht über meine Fotoexperimente in den Bergen. Hier sammle ich meine Erfahrungen beim Versuch, nur mit einfachsten Mitteln analog zu fotografieren.
Kommt mit auf eine Reise in die Dolomiten und entdeckt den Charme der analogen Fotografie mit verschiedenen Filmtypen bei der Verwendung von Caffenol, einem hausgemachten Entwickler auf Kaffeebasis.

Die Reise beginnt: Vorbereitung und Ausrüstung.

Mit vollem Rucksack bin ich im Sommer in die Berge gefahren. Im Gepäck hatte ich jedoch nicht nur alle meine Lieblingskameras, sondern auch Wechselsack, Caffenol, Fixierer und Entwicklungsdöschen.

Ewig zu warten, bis man seine Ausbeute begutachten kann, erschien mir keine gute Lösung. Deswegen war sogar ein Reise-Scanner mit dabei. So hatte ich ein kleines, aber komplettes Berglabor und konnte ungestört arbeiten, Fotos machen und die Filme direkt entwickeln und anschauen.

Experimente mit verschiedenen Filmtypen: Von Klassikern bis zu Exoten.

Mir macht es sehr viel Spaß, neue Filme auszuprobieren. Dabei recherchiere ich vorher den Stil eines Films und versuche passende Themen und Motive zu finden. Filme mit stark S-förmiger Gradationskurve sehen beispielsweise oft besonders düster aus. Manche Filme schillern in silberigem Glanz und erinnern an alte Kinolegenden. Es gibt aber auch solide, robuste Klassiker wie den Kodak Tri-X 400. Das ist dann vielleicht langweiliger, funktioniert aber und liefert zuverlässige Ergebnisse.

Caffenol: Ein hausgemachter Entwickler auf Kaffeebasis.

Mein Caffenol-Rezept ist inzwischen ausgiebig erprobt und funktioniert eigentlich mit allen Filmen.

Caffenol-C-L
300 ml Wasser
5 g. Wasch-Soda
3 g. Vitamin C
12 g. Löslicher Kaffee
1 Meßlöffel (< 0,5 g.) Kaliumbromid

300 ml passen genau in eine kleine Jobo Filmentwicklungsdose. 70 Minuten Entwicklungszeit sind es bei 20 Grad. Die ersten 10 Minuten hin und wieder bewegen und vorsichtig schütteln. Anschließend 60 Minuten einfach nur stehen lassen.

Der Vorteil dieser Semi-Stand Entwicklung ist, dass sich das Caffenol anfangs gleichmäßig verteilt, danach wirkt der Entwickler aber ausgleichend. Ich habe das Gefühl, dass sich der Film nimmt, was er braucht. Caffenol C-L ist außerdem durch das wenige Soda nicht so stark und mit der langen Zeit von 70 Minuten ist es ein gutmütiges Entwickeln, welches manche Fehler verzeiht.


Ergebnisse aus dem Berglabor:

Morgendliche Schafherde auf dem Weg zur Alm und ein etwas makaberes Stillleben mit toten Mäusen und verwitterter, bemooster Barbiepuppe, die ich im Wald gefunden habe.

Fatal war: Ich hatte keinen Messbecher und nur ein zu kleines Marmeladenglas. Da ich mein frisch angerührtes Caffenol ohne Vorwässern nicht in einem Rutsch, sondern in zwei Anläufen in das Entwicklerdöschen geschüttet habe, ist eine unschöne Linie über den ganzen Film entstanden. Gleichmäßiges Eingießen und sanfte Bewegung am Anfang des Entwicklungsprozesses sind, wie man sieht, essenziell.


Umso feiner ist der nächste Film geworden. Tatsächlich ist es einer meiner Lieblingsfilme, der ORWO DN21. Weil er nur 16 ISO hat, kann man auch bei helllichtem Tage mit weit geöffneter Blende fotografieren und das Jupiter 9 Objektiv kann mit ihm seinen ganzen Charme entfalten.

Hier eine Auswahl mit dem ORWO DN21. Die Bilder wirken fein, scharf, hell, freundlich und besonders auch in den Mitten differenziert. Es ist ein fabelhafter Film für sonnige Ferientage mit einem lichtstarken Objektiv. 

Die Ergebnisse des ORWO DN21 wirkten so exquisit, dass ich sie zuhause mit einem guten Scanner nochmal eingelesen habe um genauer hinzuschauen. Tatsächlich ist er so superfein, dass man kaum noch Korn erkennen kann und selbst an weniger dichten Stellen findet sich noch eine erstaunliche Tiefe mit Bildinformationen. „Berglabor und Fotoexperimente aus den Dolomiten“ weiterlesen

Poetische Fotos aus Berlin

Küchentisch meiner alten Wohnung in Berlin

Fotos einer Stadt schaffen über die Zeit einen persönlichen Raum der Erinnerungen. Hier möchte ich meine Berlin-Fotos zusammenfassen. Nachdem ich früher zwei Jahre dort gelebt habe, bin ich inzwischen nur noch selten in Berlin. Aber bei jedem neuen Besuch mache ich natürlich neue Fotos. An sonnigen Sommerabenden ebenso wie an verregneten Novembermorgen…

In diesem Portfolio plane ich, eher wenige, aber besonders interessante Bilder aus Berlin zu sammeln. Mit jedem Besuch der Stadt kann diese Bildersammlung wachsen und um einige neue Fotos und Beobachtungen erweitert werden.

Wie Berlin ist, kommt darauf an wen man fragt. Berlin ist Party, Geschichte, Politik, viel zu groß, unfreundlich, gentrifiziert, Hauptstadt, das grüne Umland, international, kreativ, Techno, arm aber sexy, häßlich und grau…

Falls man der Stadt eine eigene Poesie zusprechen möchte, wäre es jedenfalls eher kein gemütlicher, heimelig-romantischer Zauber. Berlin ist nicht das Venedig des Nordens oder das Paris des Ostens. Aber etwas Eigenes ist Berlin auf jeden Fall.

Schnappschüsse der legendären LOMO LC-A:

Ein Kriterium für meine Auswahl war „poetisch“. Ich wollte „dichterische“ oder „lyrische“ Bilder aussuchen und meinte damit den Wunsch, in irgendeiner Form beseelte Fotos zu finden. Deshalb sind es auch nur analoge Fotos. Im Gegensatz zu digitalen Fotos wirken analoge Fotografien einheitlich, rund und mehr aus einem Guss. Wie eine Glocke ohne Sprung. Die Dinge scheinen in der physischen Bildebene aufzugehen und wirken eben nicht ausgeschnitten oder isoliert, wie es oft bei digitalen Fotos der Fall ist. Die Emulsionsschicht ist wie eine Luftschicht, ein freier Raum, von Licht durchflutet. Im Bereich der Emulsion ist die Atmosphäre zum leben und atmen für das Bild. Es wird nichts berechnet, reduziert oder korrigiert. Die bildgebenden Prozesse sind chemischer Zauber, alchemistische Verwandlung… Echte, analoge Fotos sind physische, beinahe haptische Bilder.

Schwarzweiße Fotos von Wänden und Spiegelungen: 

Oft will man zu viel. Dann muss man sich reduzieren. Aber worauf? Nach einer längeren Pause war ich im Herbst 2023 für drei Tage in Berlin und wollte fotografieren.

Das einzig Beständige ist der Wandel. „Poetische Fotos aus Berlin“ weiterlesen

Hermannstadt im Winter

Sibiu, 8. Dezember.
Köln ab am 7. Dezember 1:15 mittags. München am frühen Abend des selben Tages überflogen; sollte eigentlich 2:20 ankommen, der Flug hatte aber eine halbe Stunde Verspätung.
Budapest scheint eine herrliche Stadt zu sein, soweit ich es aus dem Flugzeugfenster und in der kurzen Zeit, die mir beim Vorbeifliegen zur Verfügung stand, beurteilen konnte…

Bram Stokers Dracula war mir dieses Jahr atmosphärische Einstimmung für meine Reise nach Transsylvanien. Hier möchte ich jetzt meine wirklichen Eindrücke in einem kleinen Beitrag zusammenfassen. Vielleicht inspiriert es ja den einen oder anderen zu einem eigenen Besuch.

Ein erster Eindruck von Hermannstadt: 

Hermannstadt oder rumänisch Sibiu ist eine schöne alte Stadt am Rande der Südkarpaten. Vampire gibt es dort keine mehr, dafür Knoblauch überall. Getrocknet, zu wunderschönen Zöpfen gebunden, als Grundlage deftiger Fleischgerichte, in heißer Butter schwimmend ebenso beliebt wie sogar in der Mayonnaise: Überall findet sich die Wunderknolle. So müsste man schon sehr lüstern und verzweifelt sein, wollte man da heute noch auf vampireske Gedanken kommen. Hermannstadt ist also, soviel sei nun direkt verraten, nicht das Zentrum des Vampir-Kults – das wäre Schloss Bran. „Hermannstadt im Winter“ weiterlesen

Kafa Biosphärenreservat

Im Sommer 2013 war ich für vier Monate im Kafa Biosphärenreservat in Äthiopien, um dort bei einem Projekt vom NABU (Naturschutzbund Deutschland) mitzuhelfen. 

Eine große, sowohl weite wie auch lange Reise ist sehr eindrucksvoll: Dazu gehören besondere Begegnungen mit Menschen, kleinen und bunten Tieren und Pflanzen aber auch viele schöne Momente, neue Gedanken und Bilder, die einem nachklingen. Es macht Spaß stromaufwärts einfach immer weiter einem Fluss durch den Dschungel zu folgen, beim Wandern komische Blätter und Kräuter am Wegrand zu riechen oder während der Regenzeit ohne Strom nachts unter seinem Moskitonetz zu liegen und sich rundum 700 Quadratkilometer Wald vorzustellen – mit allem was darin lebt, wächst und zuhause ist… Es hat mir unglaublich gut gefallen und ich hätte nie gedacht, dass ich mich dort so zuhause fühlen könnte. 

Viele Informationen über Kafa, wie man dort hin kommt und was es dort alles zu entdecken gibt, finden sich auf der eigenen Webseite für das: Kafa Biosphärenreservat

Ein kurzes Video vom NABU mit Fotos aus Kafa kann man unter diesem Link bei Youtube sehen: Come to Kafa Biosphere Reserve

Hier ist jetzt eine kleine Auswahl mit Fotos aus dieser Zeit:

 

Titelfoto Analog Indien Caffenol Palolem Beach

Licht und Kaffee. Analoge Fotos aus Indien

Erfahrungen und Gedanken aus meiner experimentellen Laborküche auf Reisen. 

Übersicht meiner Filme für das Projekt in Indien

Inhaltsverzeichnis:

Reisen und Fotos gehören einfach zusammen. Speziell durch analoge Fotografie bekommen Erinnerungen in unserer digitalen Zeit eine ganz besondere Materialität, Poesie und eine fast schon haptische Wahrheit. 

In diesem Beitrag möchte ich meine analogen Fotos aus Indien zeigen und Notizen dazu niederschreiben: Gedanken über das Fotografieren, Kameras, die  verschiedensten Filme und wie ich mit Kaffee unterwegs in Indien in Hotelzimmern und Strandhütten Filme entwickelt habe und was mir dabei alles passiert ist. 

„Was ich sehe, ist nur ein kleiner Teil der Wirklichkeit. Alles ist Abstraktion. Schönheit entsteht erst in der Zuwendung“

Wie in einem Magazin soll diese Seite zum herumblättern einladen. Es ist nicht nötig all den Text zu lesen. Überfliegt einfach die Fotogalerien, schaut vielleicht einzelne Fotos genauer an und scrollt hin und her. Das Herzstück sind die mit Kaffee unterwegs entwickelten und direkt vor Ort eingescannten indischen Schwarzweißfotos. Interessant sind oftmals aber auch die Motive der Farbfilme und einfach wunderschön sind Licht und Farben der Diafilme. Auf das für jeden etwas dabei ist und auf das jeder etwas für sich mitnehmen kann. 

Erste Eindrücke von Mumbai. Mit Caffenol und Natron entwickelte Filme. Ein Spaziergang durch Colaba und erste Fotos aus dem Trubel und Gewusel des Bazar Distrikts: 

Reisefotos, wenn sie nur Orte dokumentieren sollen, sind schnell langweilig. Aber wenn sie mir etwas bedeuten, weil sie mich erinnern, weil sie etwas bestimmtes zeigen, dass mir aufgefallen ist, dann können sie interessant werden. Zeichnen und Fotografieren sind für mich deshalb das gleiche. Beides schafft einen Zusammenhang zwischen meinem Leben und den ganzen Ereignissen um mich herum. Beides ist ein Weg sich zu positionieren. 

Sightseeing in Mumbai – Ein Vormittag mit dem CineStill X-Pro 50 Daylight Film und der Zorki4K.

Im Foto wird der Augenblick zu Material. Und das Fotomaterial wird zum Zeitzeuge. Fotos sind immer auch eine Abstraktion und dadurch eine eigene Interpretation. Aber genau in dieser Materialität liegt auch ihre Schönheit. Die Vereinfachung, ausgewählte Details, kurze, flüchtige Momente, Eindrücke im Straßenleben können plötzlich fast ein bisschen sowas wie Ewigkeit und Wahrheit werden. Situationen werden herausgestellt, das Eigenleben der Dinge kann im Foto nachklingen.  „Licht und Kaffee. Analoge Fotos aus Indien“ weiterlesen

Atomenergie – Verstrahlte Fotos aus Tschernobyl

Die Sperrzone rund um das Atomkraftwerk von Tschernobyl ist mit 2600 km² etwas größer als das Saarland bzw. ziemlich genau gleich groß wie Luxemburg. Es ist ein riesiges Gebiet, welches an manchen Hotspots immer noch so verstrahlt ist, dass bereits wenige Stunden vor Ort für einen Menschen tödlich wären.
Neben diesen Hotspots ist ein mehr oder weniger vergnügtes Leben aber durchaus möglich. Die Natur hat inzwischen weite Teile des von den Menschen verlassenen Landes zurückerobert. Die Sperrzone ist fast wie ein Naturreservat und es gibt dort viele seltene Tierarten, Wölfe, Bären, wilde Przewalski-Pferde und sogar Seeadler.

Am Checkpoint Dytiatky beginnt die Sperrzone

Von Kiew aus habe ich eine Exkursion in das Sperrgebiet unternommen und viele Fotos gemacht.
Für die Strahlung hauptsächlich verantwortlich ist Caesium-137, welches das Gebiet mit der besonders durchdringenden Gammastrahlung (auch ​ɣ-Strahlung) radioaktiv verseucht.
Die meisten radioaktiven Stoffe liegen inzwischen unter einer etwa 30 Zentimeter tiefen Erdschicht begraben oder haben sich zersetzt. So ist die Strahlenbelastung für Besucher heute nur noch etwa 1 % des Wertes vom April 1986, direkt nach der Katastrophe. Wenn man 30 Bananen isst, bekommt man wahrscheinlich mehr Radioaktivität ab, als bei einem Tag in Tschernobyl.
Mein Dosimeter misst die aufgenommene, ionisierte Strahlung. Das ist vor allem die Gammastrahlung. Wie es speziell mit Alpha- und Betastrahlern aussieht, weiß man nicht – das Inhalieren oder Schlucken von radioaktivem Staub oder Wasser wäre jedenfalls ziemlich heftig. Freunde der Atomenergie vergessen oft gerne, dass es verschiedene Arten radioaktiver Strahlung gibt. Deswegen ist es auch nur die halbe Wahrheit, wenn man ein kontaminiertes Gebiet ausschließlich über die oberflächlich gemessene Hintergrundstrahlung definiert. Rund um Tschernobyl wird nirgends gebuddelt und alle Leitungen und Rohre nach der Katastrophe sind oberirdisch verlegt.
Ein Besuch der Sperrzone ist im Rahmen einer geführten Tour sehr gut möglich und wird als touristische Abenteuerreise von Kiew aus für etwa 100 $ angeboten.

Fotos meiner Fahrt nach Tschernobyl:

Nach dem passieren des ersten Checkpoints im Dörfchen Dytiatky kommt man in die 30-km-Zone. Hier sind bereits verstreut verlassene Ortschaften und Hausruinen zu sehen, während man auf langen geraden Straßen immer weiter in das überwiegend bewaldete Gebiet hineinfährt. Im Radius von 10 Kilometern um den havarierten Atomreaktor kommt dann der zweite Checkpoint. Heute arbeiten immer noch viele Menschen im Sperrgebiet und ganz aktuell wurde durch das französische Konsortium Novarka das „New Safe Confinement“, kurz NSC gebaut. Die 1,5 Milliarden Euro teure zweite Schutzhülle wurde neben dem Unglücksreaktor gebaut und dann über den mittlerweile maroden alten Beton-Sarkophag geschoben – eine ingenieurmäßige Meisterleistung.
Direkt neben dem havarierten Reaktorblock ist ein Denkmal und es gibt eine Mensa, wo man zusammen mit den Arbeitern Mittagessen kann.  „Atomenergie – Verstrahlte Fotos aus Tschernobyl“ weiterlesen

Fotografieren in der Stadt

Der Sonnenuntergang über Jersey City, Millionen Lichter, die nach und nach überall angehen, ein ständiges Rauschen der Stadt hier oben, aber auch der leichte Abendwind, der warme Luft durch die Gitterstäbe trägt – es ist schon sehr beeindruckend mitten in Manhattan hoch oben auf einem Wolkenkratzer zu stehen und es fällt mir schwer zu glauben, dass das alles wirklich ist.

Fast wie ein Schutz, als Anker um nicht abzuheben, ist es da ganz beruhigend sich mit seiner Kamera zu beschäftigen, aufs Handy und auf irgendwelche Knöpfe zu drücken…
Oben auf der Besucherterrasse des Empire State Buildings in New York habe ich nun vier Stunden verbracht und mir einige Gedanken zum Fotografieren in der Stadt gemacht.

Es wurde noch nie so viel fotografiert wie heute. Fotos kosten nichts, mit dem Handy hat jeder überall eine brauchbare Kamera dabei und natürlich will man die Eindrücke der Reise auch teilen und muss dafür „Trophäen“ sammeln. Mit Filtern und einfacher Fotobearbeitung kann man schließlich sogar aus eher bescheidenen Aufnahmen noch eine ganze Menge machen.

Schöne Aussicht genießen. Hier ein paar Fotos von Menschen, die schauen: 

Praktisch gibt es meiner Beobachtung nach drei Arten von Fotos, die man auf Reisen macht:

  1. Zum ersten sind da die „Schönen Fotos“. Schöne Fotos versuche ich so viele wie möglich zu machen. Das sind vor allem auch Experimente, das sind die Sehenswürdigkeiten, das typische, charakteristische. Das sind die Fotos, über die man sich am meisten freut.
  2. Einen weiteren Bereich machen die Fotos aus, die man für die Dokumentation braucht. Zum Beispiel das Hotelzimmer, das Essen, Exponate in einem Museum, etwas witziges, eigenartiges, was man sieht oder findet. Manchmal muss man auch einfach fotografieren, z.B. beim Besuch wichtiger Sehenswürdigkeiten mit Familie oder Freunden, an bemerkenswerten Orten, dabei ist das Licht aber oft gerade Mittags zu schlecht für wirklich schöne Fotos oder man hat keine Zeit für ein großes Aufheben.
  3. Schließlich gibt es noch die Fotos für eigene Projekte. Das sind Fotos, die man für ein bestimmtes Vorhaben braucht. Ich sammle beispielsweise abstrakte Formen und suche dadurch nebenbei immer wieder nach Mustern, Schatten, Oberflächen usw. Ebenso kann man aber auch z.B. alte Autos, interessante Zeichenmotive, Relikte einer vergangenen Zeit usw. sammeln.

Die Schönheit und Größe eines Augenblicks entsteht oft erst in der Resonanz, im Nachklang, in der Erinnerung und im bittersüßen Schmerz – dass es nun vorbei ist. Irgendwie sind wir alle schon fürchterlich sentimental! Wenn ich mich hier oben über New York so umsehe, im Hier und Jetzt, ist jeder ziemlich für sich. Aber durch das Teilen, mit Menschen, später, kann man den Eindrücken Großartigkeit geben und wenn man davon berichtet, durch Fotos und Geschichten, werden die Dinge in ihrer Schönheit vielleicht greifbarer.

Einige der anderen Besucher um mich herum haben übrigens eine sehr gute Ausrüstung. Nicht nur Handys: So mancher hat große, schwere Objektive und macht keine Einzelaufnahmen, sondern schnelle Reihen mit 7-8 Fotos bei jedem Auslösen…

An die ersten Eindrücke einer neuen Stadt erinnert man sich oft noch Jahre später. Hier ein paar Fotos von meinem ersten Spaziergang in Chicago: 

Gerade frisch in einer neuen Stadt angekommen, ist es oft in den ersten Tagen besonders aufregend und es gibt vieles zu entdecken. Mit dem ungetrübten Blick des Gastes ist man überaus empfänglich. Eigenarten, Besonderheiten und Charakter des noch unbekannten Ortes saugt man förmlich auf. Man will sich ein eigenes Bild machen und gerade an die ersten Tage kann man sich oft auch noch Jahre später sehr lebhaft erinnern. Die ersten Kontakte mit Menschen – der Immigration Officer, die Frau, welche einem den Weg zur U-Bahn gezeigt hat, das erste Zimmer und der erste Spaziergang. 
Fotos sind dabei sehr wichtig. Sie sind wichtig für unsere Erinnerung, zum Teilen und durch die Sicherheit, die sie uns vermitteln. Fotos bleiben. Durch das Fotografieren kann man Bezüge zwischen der Stadt und sich selber herstellen. Während man gerade noch mit Jetlag und übermüdet eher halb wie im Traum durch die Straßen wandelte, schaffen Fotos dazwischen kurze helle Momente der Präsenz. Wir halten inne, öffnen uns und richten unseren Blick auf etwas bestimmtes. Durch das Fotografieren positionieren wir uns. „Fotografieren in der Stadt“ weiterlesen