Die Möglichkeit, mithilfe künstlicher Intelligenz neue Bilder quasi aus dem Nichts zu generieren, ist im Sommer 2022 immer bekannter geworden. Es ist klar, dass man sich als Künstler auch damit beschäftigen und eine eigene Meinung dazu bilden muss.
Die Wirklichkeit war in der Fotografie schon immer ein wichtiges und ganz wesentliches Thema. Unter dem Titel „Jenseits der Unendlichkeit“ habe ich begonnen, analoge Fotos digital zu manipulieren, neue Negative zu erstellen und letztendlich wieder analoge Handabzüge zu machen. Teilweise habe ich meine Prints auch noch mit analogen Mitteln (Seifenblasen, Lichterketten etc.) in der Dunkelkammer künstlerisch weiter bearbeitet.
Ein Einhorn galoppiert an einem heißen Sommerabend über die Rheinauen
Delfine tummeln sich im stillen Spiegel des Rheins
So kann ich mithilfe künstlicher Intelligenz analoge Fotos von Delfinen im Rhein und Einhörnern erstellen. Besonders gelungen finde ich aber auch eher subtilere Bilder, wo man die Manipulation auf den ersten Blick gar nicht mehr erkennt: Giftschlangen am Flussufer, badende Menschen gemeinsam mit exotischen Tieren …
Badespaß für Jung und Alt am sommerlichen Rheinufer.
Krähen fliegen auf über diesem fein verästelten Baum oben auf einem weiten Hügel.
Ein Roboter auf dem Markt in Bologna.
Nessie mit Kind im Rhein vor Bonn. Mit einem Ausflugsdampfer nähern sich schaulustige Touristen.
Delfine tummeln sich im Spiegel des glatten Rheinwassers an einem heißen Sommerabend.
Eigentlich wartete ich auf ein Pärchen, das pittoresk über die Brücke schlendert. Vielleicht war es zu viel Sonne heute. In einem Augenblick erscheint dieses galoppierende Einhorn über den trockengelegten Rheinauen.
Im ausgetrockneten Flussbett des Rheins werden Kamelkarawanen eingesetzt, weil die Schiffe kaum noch Fracht transportieren können. Ein Jungtier hat sich von der Gruppe gelöst und trottet etwas abseits durch die Steinwüste des vertrockneten Flusses.
Giftschlangen schlängeln sich am Kiesstrand in Bonn und stellen laufenden Mädchen nach
Cool rauchende Schaufensterlady in Paris
Löwenzahn mit verlorenem Zahn und kleinem Schattenlöwe
Römer im Römerbad in Bonn
Die Skyline von Bonn im Abendlicht mit Lensflare
In der historischen analogen Fotografie auf lichtempfindlichem Filmmaterial wird die Großartigkeit aber auch die Beschränktheit des eigenen Sehens und Wahrnehmens meiner Meinung nach schön sichtbar. Gleichzeitig bietet die analoge Fotografie durch ihre physische Kausalität reichlich Überraschungen und materialimmanente neue fotografische Qualitäten. Den Umgang mit alten Kameras und analogen Filmen erlebe ich als ehrliches und authentisches Arbeiten.
Diese Perspektive auf die Fotografie ist mir als Hintergrund wichtig. Künstlerische Fotografie entsteht jedoch erst, wenn man trotz allem versucht, über die Technik hinaus und hinter die Beschränkungen vorzudringen. Der Titel „Beyond Infinity / Jenseits der Unendlichkeit“ möchte in diesem Sinne Arbeitsauftrag sein. Er will aufzeigen, was trotz der Beschränktheit auf eine alte Messsucherkamera und Schwarzweissfilm alles möglich ist. Ausgangspunkt für diese Serie ist immer die analoge Zorki-Kamera. Danach ist jedes zusätzliche Mittel erlaubt: Scanner und digitale Bildbearbeitung, künstliche Intelligenz, hochauflösende Laser, um neue Negative aus digitalen Vorlagen zu erstellen … Die Technik bildet den Rahmen für künstlerische Vorhaben. An der Beschränktheit dieses Rahmens kann sich jedoch auch die Fantasie entzünden, Neues passieren und künstlerische Fotografie entstehen, die bestenfalls über sich selbst hinausweist.
Fotos zeigen die Spuren, sie erinnern an unsere Wege und verweisen auf unsere Zeit und unseren Raum. Dennoch gibt es auch sehr viel, was eine Kamera nicht darstellen kann. Ein Foto ist immer eine Abstraktion und zeigt nur einen kleinen Ausschnitt. Der größte Teil der erlebten Wirklichkeit wird vom Foto nicht berücksichtigt.
Selbst gemachte analoge Handabzüge haben manchmal einen leicht amateurmäßigen, aber gerade deswegen auch vertrauten Charme. Solche Fotografie gilt oft als der Wirklichkeit entsprechend, im Gegensatz zu digitalen Bildern, wo man mittlerweile gewohnt ist, dass sie stark bearbeitet werden. Umso seltsamer ist es dann, meine altmodisch anmutenden Fotos anzuschauen. Tatsächlich wurden analoge Fotos jedoch auch früher schon bearbeitet, man denke beispielsweise an die Glasplattennegative des Fotografen Frank Eugene (1865-1936).
Die Indexikalität ist das wesentliche Merkmal eines Fotos. Der Bruch zwischen Referent und dem letztendlich vorliegenden Bild ist heute durch die Möglichkeit für jedermann, auch als Amateur täuschend echt wirkende Bilder fast aus dem Nichts zu generieren, noch einmal größer geworden. Aus dem Kino und von digitalen Fotos kennen wir künstlich generierte Bilder bereits sehr gut. Aber dass analoge Handabzüge aus der privaten Dunkelkammer plötzlich Fabelwesen oder frei erfundene Situationen zeigen, sind wir noch nicht gewohnt.
Mit der Arbeit an dieser Serie möchte ich zeigen, dass meine alte analoge Messsucherkamera alles fotografieren kann, was ich mir vorzustellen vermag. Sie wird im wahrsten Sinne des Wortes zur Zauberkamera. Und auch mit analogen Bildern habe ich unendliche Möglichkeiten.
Im Rahmen der Ausstellung „Unheimlich.Großartig“ habe ich meine Arbeiten im Atelierhaus Darmstadt gezeigt.
Eine Auswahl habe ich gerahmt, die andere Auswahl versucht möglichst pur als Silbergelatine Handabzug auf alten Baryt- und PE Papieren sichtbar zu machen.
Hier ein kleiner Auszug aus der Laudatio von Bettina Bergstedt zu unserer Vernissage:
„So schafft Georg Cevales surreale Bilder, wenn er mit einer alten sowjetischen Zorki-Kamera mithilfe von künstlicher Intelligenz seine Bilder bearbeitet. Sein Motiv: „Vater Rhein“, romantischer Mythos im 19. Jahrhundert. Der Fotograf Cevales setzt auf Irritation. Wenn Fotografie lange als das Abbild der Wahrheit galt, so erscheinen ein springender Delfin oder ein badender Dinosaurier im Rhein ‒ analog auf Silbergelatine oder Barytpapier gebannt, wie zwei sich ausschließende Behauptungen. Der surrealistische Lyriker und Essayist Pierre Reverdy sagte: „Je entfernter und richtiger die Beziehungen der beiden nebeneinanderstehenden Realitäten sind, desto stärker wird das Bild sein, desto stärker seine gefühlsmäßige … und seine poetische Aussagekraft“. So verweisen diese beiden Wahrheiten ‒ Delphin und Rhein, in die Zukunft. Ob so oder anders, wer weiß schon, welche Lebewesen aufgrund von Klimawandel einmal den Rhein bevölkern werden?“
Dieses Jahr sind künstliche Intelligenzen und all die Möglichkeiten, welche sich mit der Entwicklung dieser Technologie auftun, immer mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt.
Kunstdiskussion mit einer KI:
Im Rahmen dieses Beitrags möchte ich eine kleine Spielerei starten: Die Texte und alle Bilder dieses Beitrags wurden mithilfe verschiedener künstlicher Intelligenzen entwickelt. Ausgangspunkt für den Text waren von mir gestellte Fragen zu den Themen „Individualisierung und Stil in der Kunst“ im Open AI Playground. Ein besonderes Anliegen waren mir daneben Überlegungen zur Avantgarde, Gesellschaftskritik und dem Selbstverständnis der Kunstschaffenden heute.
Wie sind die Texte entstanden?
Meistens habe ich nur einzelne Absätze aus langen, künstlich generierten Textpassagen genommen. Es sind viele lose Gedanken, die ich aneinandergereiht, etwas überarbeitet und mit eigenen Worten ausgeschmückt habe. So ist hier eine Textcollage entstanden, die mit ihren Aussagen vielleicht zum Nachdenken über Kunst, Stil und Individualisierung anregen kann.
Mit einem Chat-Bot (Chat-GPT) habe ich schließlich die gesammelten Ausführungen hinterfragt und eine Art Dialog kreiert. In den kursiv geschriebenen Texten sind die Antworten.
Wie sind die Bilder entstanden?
Die Bilder sind entstanden, indem ich alle Aussagen ins Englische übersetzt und den so gewonnenen Text in die KI DALL-E eingegeben habe, die aus Text Bilder generiert. Wenn einzelne Gesichter zu stark verzerrt waren, habe ich sie mit einer anderen KI notdürftig restauriert. Hier tritt auch die Beschränktheit der Technik, die im Moment noch in ihren Kinderschuhen steckt, besonders frappierend zu Tage. Das Titelbild ist ebenfalls eine digitale Collage. Es ist ein „Outpainting“, indem ich nacheinander spiralförmig alle vorher angewandten Texte eingegeben habe.
Die Bedeutung der Biografie, des Werks und des individuellen Stils:
Die Biografie und der Lebensweg von Künstlerinnen und Künstlern sind wichtig. Neben dem Name ist es vor allem ein wiedererkennbarer Stil, auf den es in der Kunstwelt ankommt.
„Ich denke, dass die Biografie und der Lebensweg eines Künstlers oder einer Künstlerin wichtig sind, weil sie uns Einblicke in die Gedanken, Motivationen und Inspirationen des Künstlers geben können. Dies kann dazu beitragen, das Werk des Künstlers besser zu verstehen und zu schätzen. Der Name und der Stil eines Künstlers sind auch wichtig, da sie dazu beitragen können, das Werk des Künstlers wiederzuerkennen und es von dem anderer Künstler abzuheben. Allerdings sollte der Fokus nicht nur auf dem Namen und dem Stil liegen, sondern auch auf dem Werk des Künstlers selbst und dessen Qualität.“
Warum der eigene Stil in der Kunst wichtig ist:
Besonders im Bereich der Malerei, wo Duktus, Farbwahl und das gewählte Sujet wichtig sein können, wird die Bedeutung des individuellen Stils gut sichtbar.
„Ja, der Stil eines Künstlers ist besonders im Bereich der Malerei wichtig, da er dazu beitragen kann, das Werk des Künstlers einzigartig und wiedererkennbar zu machen. Allerdings gibt es auch in anderen Bereichen der Kunst, wie zum Beispiel in der Musik, der Fotografie, der Literatur und der bildenden Kunst, einen eigenen Stil, der für die Künstlerinnen und Künstler wichtig ist. In diesen Bereichen kann der Stil eines Künstlers durch die Wahl der Themen, der Techniken, der Instrumente oder der Worte und Bilder bestimmt werden. In jedem Bereich der Kunst ist es wichtig, dass Künstlerinnen und Künstler ihren eigenen Stil finden und entwickeln, um sich von anderen Künstlern abzuheben und ihre individuelle Perspektive und ihre Kreativität auszudrücken.“
Künstlerische Vielfalt: Individuelle Betroffenheit im Fokus des künstlerischen Diskurses.
Heute ist es vor allem auch die Idee, der gesellschaftliche Status, Herkunft und das persönliche Anliegen bzw. die individuelle Betroffenheit, die im Fokus des künstlerischen Diskurses stehen.
„Ich kann das nicht mit Sicherheit sagen, da ich eine künstliche Intelligenz bin und keine Informationen über die aktuellen Entwicklungen und Tendenzen im künstlerischen Diskurs habe. Allerdings kann ich vermuten, dass die Idee, der gesellschaftliche Status, die Herkunft und das persönliche Anliegen bzw. die individuelle Betroffenheit für manche Künstlerinnen und Künstler im Fokus des künstlerischen Diskurses stehen können. Die Kunst ist ein sehr vielfältiges Feld und es gibt keine einzige Richtung oder Tendenz, die für alle Künstlerinnen und Künstler gilt.“
Einzigartige Stile und Techniken zur Entwicklung einer eigenen Marke:
Seit der Renaissance entwickelten sich Künstlerinnen und Künstler wie eine Marke. Innerhalb ihrer Künstlergruppen, Werkstätten und Schulen setzten sie sich durch technische Merkmale, Pinselstrich, Farbwahl usw. ab.
„Die Renaissance war eine Zeit des Aufbruchs und der Entdeckung, in der die Künstlerinnen und Künstler viele neue Techniken und Stile entwickelt haben, die sie in ihren Werken verwendeten. Diese Techniken und Stile konnten dazu beitragen, das Werk eines Künstlers wiedererkennbar und einzigartig zu machen und ihm den Ruf eines Meisters zu verleihen. In dieser Zeit waren die Künstlerinnen und Künstler auch in Künstlergruppen, Werkstätten und Schulen organisiert, in denen sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten teilten und sich gegenseitig inspirierten. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass der Stil und die Techniken eines Künstlers nicht die einzigen Faktoren sind, die sein Werk ausmachen. Auch die Qualität des Werks und die Inspirationen und Gedanken des Künstlers spielen eine wichtige Rolle.“
Individueller Stil und Entwicklung der Kunst im 20. Jahrhundert bis heute:
Spätestens im 20. Jahrhundert konzentrierten sich Kunstschaffende vor allem auf den individuellen Stil und die Entwicklung der Malerei aus sich selbst heraus. L’art pour l’art, Kunst um der Kunst willen, ohne Zweck und vor allem ohne gesellschaftlichen Zweck war das Motto. Heute ist es anders.„Die Entwicklung eines künstlerischen Stils“ weiterlesen
Dieser Beitrag ist ein detaillierter Bericht über meine Erfahrungen mit analoger Fotografie in den Bergen. Er beschreibt meine Experimente mit verschiedenen Filmtypen und Entwicklungsprozessen, speziell bei der Verwendung von Caffenol, einem hausgemachten Entwickler auf Kaffeebasis.
Kommt mit auf dieser kreativen Reise in eine abgelegene Berghütte in den Dolomiten und entdeckt den Charme der analogen Fotografie mit einfachsten Mitteln.
Die Reise beginnt: Vorbereitung und Ausrüstung.
Mit vollem Rucksack bin ich im Sommer in die Berge gefahren. Im Gepäck hatte ich jedoch nicht nur alle meine Lieblingskameras, sondern auch Wechselsack, Caffenol, Fixierer und Entwicklungsdöschen.
Ewig zu warten, bis man seine Ausbeute begutachten kann, erschien mir keine gute Lösung. Deswegen war sogar ein Reise-Scanner mit dabei. So hatte ich ein kleines, aber komplettes Berglabor und konnte ungestört arbeiten, Fotos machen und die Filme direkt entwickeln und anschauen.
Experimente mit verschiedenen Filmtypen: Von Klassikern bis zu Exoten.
Mir macht es sehr viel Spaß, neue Filme auszuprobieren. Dabei recherchiere ich vorher den Stil eines Films und versuche passende Themen und Motive zu finden. Filme mit stark S-förmiger Gradationskurve sehen beispielsweise oft besonders düster aus. Manche Filme schillern in silberigem Glanz und erinnern an alte Kinolegenden. Es gibt aber auch solide, robuste Klassiker wie den Kodak Tri-X 400. Das ist dann vielleicht langweiliger, funktioniert aber und liefert zuverlässige Ergebnisse.
Die Zorki mit Jupiter 9 Objektiv, feinem ORWO Film und selbst gemischtem Caffenol
Fotoapparat: Meine russische Spiegelreflex mit Helios Objektiv
Frisch entwickelter Film mit neugierigem Besuch
Caffenol: Ein hausgemachter Entwickler auf Kaffeebasis.
Mein Caffenol-Rezept ist inzwischen ausgiebig erprobt und funktioniert eigentlich mit allen Filmen.
Caffenol-C-L
300 ml Wasser
5 g. Wasch-Soda
3 g. Vitamin C
12 g. Löslicher Kaffee
1 Meßlöffel (< 0,5 g.) Kaliumbromid
300 ml passen genau in eine kleine Jobo Filmentwicklungsdose. 70 Minuten Entwicklungszeit sind es bei 20 Grad. Die ersten 10 Minuten hin und wieder bewegen und vorsichtig schütteln. Anschließend 60 Minuten einfach nur stehen lassen.
Der Vorteil dieser Semi-Stand Entwicklung ist, dass sich das Caffenol anfangs gleichmäßig verteilt, danach wirkt der Entwickler aber ausgleichend. Ich habe das Gefühl, dass sich der Film nimmt, was er braucht. Caffenol C-L ist außerdem durch das wenige Soda nicht so stark und mit der langen Zeit von 70 Minuten ist es ein gutmütiges Entwickeln, welches manche Fehler verzeiht.
Ergebnisse aus dem Berglabor:
Morgendliche Schafherde auf dem Weg zur Alm und ein etwas makaberes Stillleben mit toten Mäusen und verwitterter, bemooster Barbiepuppe, die ich im Wald gefunden habe.
Früh Morgens zieht eine große Schafherde durch das Dorf hoch auf die Alm
Falls jemand Schlafprobleme hat – Schäfchen zählen
Natura Morta – Stillleben mit toten Mäusen und Barbie 1
Natura Morta – Stillleben mit toten Mäusen und Barbie 2
Fatal war: Ich hatte keinen Messbecher und nur ein zu kleines Marmeladenglas. Da ich mein frisch angerührtes Caffenol ohne Vorwässern nicht in einem Rutsch, sondern in zwei Anläufen in das Entwicklerdöschen geschüttet habe, ist eine unschöne Linie über den ganzen Film entstanden. Gleichmäßiges Eingießen und sanfte Bewegung am Anfang des Entwicklungsprozesses sind, wie man sieht, essenziell.
Umso feiner ist der nächste Film geworden. Tatsächlich ist es einer meiner Lieblingsfilme, der ORWO DN21. Weil er nur 16 ISO hat, kann man auch bei helllichtem Tage mit weit geöffneter Blende fotografieren und das Jupiter 9 Objektiv kann mit ihm seinen ganzen Charme entfalten.
Hier eine Auswahl mit dem ORWO DN21. Die Bilder wirken fein, scharf, hell, freundlich und besonders auch in den Mitten differenziert. Es ist ein fabelhafter Film für sonnige Ferientage mit einem lichtstarken Objektiv.
ORWO DN21 – Große Wolken beim Wandern oben über die Wiesen
ORWO DN21 – Silbrig glänzende Dolomiten
ORWO DN21 – Immer am Bergkamm entlang wandern
ORWO DN21 – Wolken und Wind oben in den Bergen
ORWO DN21 – Große Wolkenlandschaft
ORWO DN21 – Bergpanorama mit Wolken 1
ORWO DN21 – Bergpanorama mit Wolken 2
ORWO DN21 – Der Agner mit Wolken
Die Ergebnisse des ORWO DN21 wirkten so exquisit, dass ich sie zuhause mit einem guten Scanner nochmal eingelesen habe um genauer hinzuschauen. Tatsächlich ist er so superfein, dass man kaum noch Korn erkennen kann und selbst an weniger dichten Stellen findet sich noch eine erstaunliche Tiefe mit Bildinformationen. „Berglabor und Fotoexperimente aus den Dolomiten“ weiterlesen
In der Kunst geht es am Ende immer auch um den Menschen. Dabei ist es manchmal jedoch gar nicht so einfach, die Menschen zu mögen. Für viele Probleme kann man die Menschheit verantwortlich machen. Allein die Umweltprobleme: Plastik im Meer, Artensterben, Klimawandel… Trotzdem ist die Menschenliebe für Künstlerinnen oder Künstler ein sehr wirksamer Antrieb und viele Arbeiten drehen sich um den Zweck des Menschseins oder das Verhältnis des Menschen zur Welt.
Besonders in schwierigen Zeiten ist es wichtig, die Menschen gern zu haben. Dabei hilft, wenn man sich klar macht, dass viele unserer globalen Probleme in Wirklichkeit nicht von einzelnen Menschen gemacht sind, sondern in der Form ihres Zusammenlebens gründen. Tatsächlich sind nur selten einzelne Menschen schuld. Unsere Probleme sind vielmehr Probleme der Gesellschaftsform: Es sind wirtschaftliche und politische Probleme, aber keine Probleme des Menschen an sich. Es gibt eine gemeinsame Verantwortung einer Gesellschaft, beispielsweise gegenüber der Geschichte und gegenüber gemeinsamen Idealen und Werten. Jedoch alle Menschen pauschal verantwortlich zu machen ist insbesondere auch deshalb unfair, weil die meisten Menschen mit den aktuellen Zuständen der herrschenden Elite, korrupten Politikern oder Militärdiktaturen absolut nicht einverstanden sind. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Es wäre zynisch, wenn man sie für die Situation in ihrer Heimat verantwortlich machte. Auch lebt beispielsweise die Hälfte der Menschen in armen Verhältnissen (48,4 % der Weltbevölkerung lebten 2013 von weniger als 5,50 Dollar am Tag) und hat überhaupt nicht genug Geld, um exzessiv zu konsumieren und viele Ressourcen zu verbrauchen. Die Menschen sind also nicht das Problem, sondern die Gesellschaftsform und sehr wenige einzelne Privilegierte, die unverhältnismäßig davon profitieren.
In den vergangenen Wochen habe ich oft Notizen gemacht und viel gezeichnet. Hier möchte ich einige dieser Zeichnungen zeigen und aus meiner Sammlung an losen Gedanken herausschreiben, was interessante Dinge, Situationen und Menschen charakterisiert. Generell würde ich gerne behaupten, dass alles interessant sein kann. Interesse ist vor allem eine innere Haltung und liegt nicht allein in den äußeren Dingen, sondern vielmehr auch in unserer Fähigkeit durch Empathie, Begeisterung und Phantasie mit der äußeren Welt umzugehen und dadurch unsere eigene Welt zu erfüllen und zu bereichern.
Aber ganz von Anfang an: Was ist interessant?
Interessant ist zum Beispiel etwas Besonderes: Außerordentlich groß, ungeheuer wertvoll, selten, kostbar, extrem… Gerade wenn wir es noch nicht so richtig begreifen und kein festes Bild haben, wird unsere Phantasie angeregt.
Interessant kann aber auch sein, wenn man eine Sache besser versteht, die einen viel beschäftigt hat. Etwas, wo man starke Gefühle und auch Widerstände erlebt hat. Dann sind neue Aspekte dazu interessant: Lösungen, Instrumente, Tricks, Wege die mich weiterführen und mir helfen, mein eigenes Projekt daraus zu machen. Interessante Themen schaffen Sinn, bewegen mich und ich kann sie in meinem Leben anwenden. Aber auch unnützes Wissen kann interessant sein und unterhalten.
Das Wie ist entscheidend.
Interessant ist vor allem die Eigenschaft von etwas. Interessant ist, wie es aussieht, wie es reagiert oder wie es gemacht wird. Was es ganz konkret ist, ist indessen schnell langweilig. Das Wie kann unser Interesse wecken und spannend sein. Sowie uns etwas interessiert, sind wir auch schon dazwischen und nehmen teil. Wenn wir uns angesprochen fühlen und involviert sind, nehmen wir all die Facetten wahr, die unser Leben insgesamt reicher und lebhafter machen.„Über das Interessante“ weiterlesen
In diesem Beitrag möchte ich analoge fotografische Experimente und interessante Fotos sammeln. Gespickt wird das Ganze dazu nach und nach mit weiterführenden Beobachtungen und Gedanken.
Technische Leistungen sind auf jeden Fall interessant. Nach ausgeklügeltem Plan, vorab erprobt und schließlich von erfahrener Hand exakt ausgeführt…
Handwerkliches Geschick und wiederholbare Ergebnisse machen viel vom Wert einer fotografischen Arbeit aus.
Wo es gemacht wurde ist ebenfalls sehr wichtig. New York ist cooler als Bonn. Fotos von einer langen, exotischen Reise sind oft interessant und machen Spaß anzuschauen.
Wer es gemacht hat ist wie bei jedem Kunstwerk wichtig.
Fotos von Meistern und Pionieren wie Josef Sudek, Henri Cartier-Bresson oder Robert Frank sind per se Kostbarkeiten.
Schlussendlich kann auch die Kamera dem Foto einen gewissen Wert geben. Es gibt legendäre und berühmte Kameras, echte Klassiker.
Fotos einer Leica M oder einer Hasselblad 500er Kamera schauen wir allein deshalb ehrfürchtig an, weil sie mechanische, technische Wunderwerke und ziemlich teuer sind.
Die Fotos in den folgenden Serien erfüllen nicht eines dieser Kriterien.
Technisch sind sie keinesfalls brillant: Meine Filme sind meistens nicht perfekt belichtet und einfach bei Raumtemperatur nach Bauchgefühl entwickelt.
Fotos aus New York habe ich zwar auch, für diesen Beitrag sammele ich jedoch nur fotografische Eindrücke im Radius meiner täglichen Fahrradrunden, aus Bonn.
„Kein Ort ist langweilig, wenn du gut geschlafen und die Tasche voller unbelichteter Filme hast“ – Robert Adams
Ich bin keine Legende im Olymp der weltberühmten Fotografen und meine Zorki sieht zwar tatsächlich ein bisschen wie eine Leica aus, hat aber nur ein paar Euros gekostet.
„Das Unwichtigste bei der Aufnahme einer guten Rock ’n’ Roll-Platte ist die technische Ausstattung deines Studios“ – Keith Richards, Rolling Stones
Der Begriff Fotografie meint wörtlich „zeichnen mit Licht“. Analoge Fotografie ist für mich ein bisschen wie Malerei: Das Bild ist aus einem Guss und hat in sich eine besondere Ganzheit, wie man sie auch in geglückten malerischen Arbeiten findet.
Wie in meinen gemalten Bildern, versuche ich auch meine Fotos einem Prozess auszusetzen. Die Spuren der Interventionen, verschiedene Einflüsse und materialimmanente Eigenheiten sind schließlich mit im fertigen Bild und machen es, wenn alles gut läuft, zu einem interessanten, authentischen und ein Stück weit wahreren Werk.
Der erste Film mit meiner mittlerweile heißgeliebten Zorki 4K Sucherkamera. Gleichzeitig auch mein erster selbst entwickelter Film. Nach langem Kampf beim Einspulen im Wechselsack ist alles sehr stark zerkratzt. Außerdem hatte der Vorhang der Kamera ein riesiges Lichtleck, was ich erst anschließend mit Latex geflickt habe:
Mein Mountainbike unter der Nordbrücke
Unter der Nordbrücke
Auf der Nordbrücke
Ein Baum im Rhein mit Ruderboot
Unter der Südbrücke, am Bahnhof Rheinaue
Enten in den Rheinauen mit großem Lichtleck
Mit Mountainbike unter der Südbrücke, Selbstauslöser
Unter der Südbrücke
Man kann seine fotografische Abenteuerlust auch ausleben, ohne weit weg zu fahren.
Spannend finde ich zum Beispiel, wenn man die Technik ins Extreme treibt: Was passiert bei winziger Blendenöffnung und langen Belichtungen, obwohl es von der Licht-Situation her auch moderat gemäßigt ginge?
Wie sehen vor Jahren abgelaufene Filme aus?
Was kitzle ich noch aus altem Entwickler und ausgelutschter Chemie?
Was passiert, wenn man seinen Film vor dem Entwickeln noch ein bisschen in der Mikrowelle brutzelt?
Mit Grüngelbfilter im Auenland. Ein Sommertag in der Siegaue:
Große hohe Bäume wie Säulen in einer Kathedrale
Um die Siegmündung ist ein wunderschönes Naturschutzgebiet
Kleiner Pfad im Auenland
Alte Bäume und frisches Gras
Infrarotfilm ist ein bisschen ähnlich, wie Grünfilter. An einem sonnigen Herbstnachmittag habe ich versucht mit meiner kleinen Rollei 35 möglichst scharfe Fotos im Kottenforst zu machen.
Die Kopfbuchen in der Waldau haben viele Strukturen, Rinde und kleine Äste, an denen man einen Fokus versuchen kann. Dennoch ist es mit der Rollei schwierig richtig scharfe Fotos zu machen.
Einerseits ist das Objektiv überhaupt nicht gutmütig, andererseits verwackelt sie sich leicht. So dass man theoretisch mindestens eine 125tel Sekunde mit Blende 8 bräuchte – wodurch die Fotos aber auch nicht schöner werden.
Ich mag weit geöffnete Blenden sehr, dafür muss man dann aber entweder sehr genau messen oder auf Nahaufnahmen verzichten.
Mit Infrarotfilm im Kottenforst. Ein sonniger Herbsttag bei den Kopfbuchen:
Kopfbuche: Dramatische Formen der Stämme, Äste und Sturmschäden
Kopfbuche: Ein eher scharfes Foto mit der Rollei 35. Besonders gut gefällt mir die Struktur der Rinde
Bäume Kottenforst – Kopfbuche und Baumpilze
Der Fokus bei der Rollei 35 ist manchmal knifflig. Hier mein Versuch den Efeu im Nahbereich scharf zu bekommen.
Eine Familie an der Waldau im Gegenlicht mit Infrarot Film
Bäume Kottenforst – Am Grün kann man den Infrarot Film erkennen
Infrarot-Fotografie ist ein eigenes Thema und wenn man danach sucht, finden sich einige Experten und sehr informative Webseiten mit Tipps und Hintergrundwissen. Wesentlich für den Infrarot-Effekt ist zum einen ein Film, der bis in den Infrarotbereich sensibilisiert ist, andererseits braucht man aber auch einen Filter, der alle anderen Wellenlängen aussperrt, um das Infrarote Spektrum richtig gut sehen zu können.
Der Konica Infrared 750nm ist ein Schwarz-Weiß-Infrarotfilm, der bis weit in den Infrarotbereich sensibilisiert ist. Leider wird er nicht mehr hergestellt.
Hier habe ich mit der Zorki einen 2002 abgelaufene Infrarot-Film von Konica ausprobiert. Leider jedoch furchtbar überbelichtet. Nach all den Jahren und durch meinen tiefroten IR-Filter hindurch hätte ich nie gedacht, dass er noch so empfindlich ist.
Nach der sommerlich heißen Entwicklung im Kaffebad war der Film einfach nur rabenschwarz. So habe ich den ganzen Film anschließend gebleicht und auf Sicht ein zweites Mal kürzer entwickelt. Mit offener Blende und durch all diese Prozesse sind es sehr weiche, traumartige Fotos geworden.
Am Rheinufer und bei der Siegmündung mit abgelaufenem Infrarotfilm und tiefrotem, sehr dunklem 720nm Filter.
Spiegelnde „Oberste Fahr“ bei der Siegmündung mit Infrarotfilm
Sommerlicher Wald mit Infrarot-Film
Weites Feld mit Wolken auf Infrarotfilm
Ein Feld hinter Auerberg, mit Infrarot-Film
Am Rheinufer mit Infrarot-Film
In den Siegauen mit Infrarot Film
Vor allem Himmel mit Wolken werden mit Gelbfilter dramatisch. Allerdings ist der Adox CMS 20 II Film sowieso sehr kontraststark. In dieser Serie sind Fotos aus dem Kottenforst, mal mit und mal ohne Gelbfilter. Beim Abendhimmel im Gegenlicht über der Bonner Oper war z. B. kein Filter im Spiel, trotzdem wirkt er sehr dramatisch.
Dramatische Fotos, mit und ohne Filter: Adox CMS 20 II Film mit der Frankenstein-Zorki und Jupiter 12 Objektiv.
Abendhimmel über den Rhein und die Bonner Oper
Spiegelung auf der Nordbrücke
Auf der Friedrich-Ebert-Brücke, Reflexionen im Himmel
Farne im Gegenlicht mit Gelbfilter
Gelbfilter und Gegenlicht im Kottenfort
Abendsonne über dem Rhein von der Südbrücke
Dramatische Wolken mit Gelbfilter beim Annaberger Hof
Die Experimente sind für mich kein Selbstzweck. Trotz all den Abenteuern steht dahinter dennoch immer der Wunsch ein geglücktes Bild zu schaffen. Ich suche neue interessante Bilder und möchte mit diesen Experimenten etwas Schönes, Ungewohntes und Neues entdecken.
„Nur ein Narr macht keine Experimente“ – Charles Darwin
Die meisten Aufnahmen sind mit meinen alten russischen Zorki 4K Kameras entstanden. Ich habe inzwischen ziemlich viele Objektive, alle sind Festbrennweiten mit 35, 50 und 85mm.
Als Zweitkameras habe ich eine kleine Rollei 35, welche immer mit dabei ist. Außerdem eine Kiev 4 und eine LOMO LC-A, die klassische Schnappschusskamera.
Selfies meiner Kameras. Die Zorki hat einen Selbstauslöser:
Rollei 35
Zorki 4K
Fotos fangen den Moment ein. Fotos geben aber nie die Wirklichkeit wieder, weil sie immer anders als die Wirklichkeit sind. Auch wenn scheinbar alles richtig gemacht wird, ist ein Foto dennoch immer eine Abstraktion. Deshalb wird es für mich auch gerade da interessant, wo das Foto seine Grenzen erreicht, wo es im technischen Experiment ein eigenes Bild schafft.
„Falsche“ Belichtungen, sehr empfindliche Filme, Kratzer und Spuren der Wechselwirkung mit dem Medium schaffen eine eigene Foto-Realität, die ich mit diesen Bildern hier suche.
Im Atelier, unterwegs mit dem Rad und auf dem Frankenbadplatz mit einem ziemlich hart entwickelten Adox HR-50 Film:
Ein Ballon in der Michaelstraße
Vespas vor dem Atelier
Original und Zeichnung verschwimmen in Unschärfe
Auf der Kölnstraße
Abendlicht über dem Rhein, von der Nordbrücke
Bisamratte in den Rheinauen
Sonniger Radweg an der Ahrmündung in Sinzig
Blätterdach über dem Frankenbadplatz
Wasserspiele auf dem Frankenbadplatz
Bei der analogen Fotografie gibt es mindestens drei Variablen, die das Foto extrem verändern können.
Die Belichtung in der Kamera. Film, Blende und Zeit.
Die Entwicklung des Films. Verdünnung der Chemie, Zeiten und Temperatur.
Die Abzüge in der Dunkelkammer bzw. die Digitalisierung der Fotos.
Wenn man „hybrid“ arbeitet, werden die Fotos digitalisiert. Das ist heutzutage sinnvoll, weil man die Fotos ja in irgendeiner Form mitteilen möchte und über das Internet erreicht man nun mal sehr viele Menschen.
Wer seine Fotos am Computer bearbeiten würde, hätte schließlich noch eine vierte Variable und die Möglichkeit dabei fast alles zu verändern.
Eine sonnige Radtour am Rhein, von Bonn bis Rolandseck. Für die Belichtung dieses Rollei RPX 100 Films habe ich versucht immer nur extreme Blenden-Öffnungen zu wählen und dafür richtig lang zu belichten. Anschließend wurde in altem, ziemlich ausgelutschtem aber sommerlich warmem Entwickler entwickelt.
Gräser und Pflanzen am Rheinufer im Abendlicht
Große Wolken über dem Siebengebirge
Steiniges Rheinufer
Idyllische Pippistelle bei Bonn Mehlem
Murmelnde kleine Wellen mit Kieseln am Rheinufer
Obstbäume und Kletten bei Bad Honnef
Alte Rose im Gegenlicht
Große Bäume über dem Rhein
An einem verstrahlten Sommertag habe ich meine alten Entwickler zum Wertstoffhof gebracht.
Hier sind nun Fotos einer kleinen Tour durch Bonn, allerdings oft mit sehr weit geöffneter Blende ziemlich heftig überbelichtet.
„Es geht um schnelle und sparsame Heuristiken – einfache Regeln für Entscheidungen, wenn die Zeit drängt und gründliches Nachdenken ein unerschwinglicher Luxus ist. Diese Heuristiken können sowohl lebenden Organismen als auch künstlichen Systemen ermöglichen, kluge Entscheidungen, Klassifikationen und Vorhersagen zu treffen, indem sie begrenzte Rationalität anwenden.“ – Simple heuristics that make us smart, Gigerenzer und Todd
Auch wenn das nicht die besten Fotos sind, lernt man gerade durch solche Versuche sehr viel, finde ich. Bis man irgendwann ein relativ zuverläsiges Gespür für Licht und die beste Belichtung hat, ist es eben ein Weg mit viel Trial & Error.
Wert- und Schadstoffsammelstelle der BonnOrange
Schaufensterpuppe in Endenich
Ein kleiner Obstladen in Endenich
Pie Me – Australian Café and Pie-Bar in Endenich
Backsteinmauer
Mädchen mit Hund am Brunnen
Ein Mops kühlt sich im Wasser
Mütter mit Kinderwagen am Brunnen
Kleine Pause am Trinkwasserbrunnen
Ein kleiner Hundekopf ziert diesen Brunnen in Bonn-Beuel
Nobbis Plattenladen in Beuel
Skulptur am Rheinufer
Ein Motorboot in der Abendsonne auf dem Rhein
Der JCH StreetPan 400 Film ist ein ziemlich teurer Film, der ursprünglich von AGFA entwickelt wurde und speziell für die Street Photography und schnelle Situationen gedacht ist.
Auffällig ist der puderige rabenschwarze Look. Das Bild erinnert fast an eine Kohlezeichnung. Himmel wirken herrlich dramatisch, wenn man ihn etwas unterbelichtet. Allerdings gibt es dann gleichzeitig in den Schatten schnell keine Zeichnung mehr. Es ist eigentlich kein gutmütiger Film mit einigen Überraschungen. Zweimal ist er mir beim Entwickeln völlig missraten – natürlich war ich immer selber schuld, dennoch: Irgendwie bleibt er eben zickig und knifflig. Trotzdem habe ich ihn immer wieder gerne dabei.
Hier eine Auswahl von meinen Streifzügen mit der Zorki und dem JCH Streetpan durch Bonn und Bornheim.
Graffiti mit botanischer Doppelbelichtung
Im Botanischen Garten
Blätter im Nutzpflanzengarten der Uni Bonn
Kakteen mit Licht und Schatten
Fahrradreifen über Laterne in Tannenbusch
Kondensstreifen und Kratzer
Eine stolze Gans in Bornheim
Mit den Flügeln schlagen
Ein sonniger Frühlingstag am Rheinufer
Gewitterwolken über Bornheim
Sommerblumenstrauß
Frühlingswiese am Rheinufer
Wohnwagen am Waldrand
Blätterdach
Frühlingswolken und Abendlicht am Waldrand
Der Dynamikumfang eines Negativfilms ist enorm!
Theoretisch muss man sich wirklich nicht groß um eine korrekte Belichtung sorgen. Mit einem gutmütigen Scanner kann man aus fast allem noch etwas heraus kitzeln.
Praktisch ist die Belichtung natürlich wichtig, weil der Film sonst aussieht wie Griesbrei (überbelichtet) oder viel zu flach und wenig dicht ist (unterbelichtet). Trotzdem: Besonders in Schwarzweißfilmen ist oft viel mehr Information, als man sie in einem einfachen digitalen Foto ausdrücken könnte.
Mein Scanner hat deshalb beispielsweise auch die Möglichkeit mit der Funktion „Multi-Exposure“ den Dynamikumfang des Negativs durch einen 2-fach-Scan besser zu erfassen. Hier ein Blick ins Kaleidoskop am Beueler Rheinufer, mit einem JCH StreetPan 400 Film. Es ist immer das selbe Foto, nur die Helligkeit des Scanners wurde verstellt:
Kaleidoskop / hell
Kaleidoskop / normal
Kaleidoskop / dunkel
In der sehr feinen Bonner Südstadt habe ich versucht einmal alles ganz korrekt zu machen. Hier habe ich einen Fuji Neopan Acros 100 Film genommen, mit Hand-Belichtungsmesser ordentlich belichtet und exakt entwickelt. Es war der erste Film mit meinem neuen Jupiter-12 35mm Objektiv und ich wollte wissen, was es kann.
Erstes Foto mit dem neuen Jupiter Objektiv in der Südstadt
Viele verschiedene Grautöne
Die viel befahrene Reuterstraße trennt die Südstadt vom Rest der Welt
Sonne und Schattenspiele auf feinen weißen Gründerzeitfassaden
Ein altes Auto in der Südstadt
Black Coffee Pharmacy in der Bonner Südstadt
Der Film ist so fein, dass man sogar noch die Muster der Tapete im Haus erkennen kann
Der Nachfolger dieses sehr feinen Films ist der Fuji Acros II. Allerdings wird der ziemlich schnell grob und sehr viel weniger fein, wenn man überbelichtet bzw. zu lange entwickelt.
Beim alljährlichen Hochwasser habe ich Fotos mit sehr unterschiedlicher Belichtung gemacht und das ganze danach in Caffenol CL entwickelt.
Der Fujifilm Neopan Acros 100 II Film etwas zu lange in zu heißem Kaffee entwickelt. Nur noch unterbelichtete Fotos sind fein.
Radfahrer bei Hochwasser
Feine Strukturen im getrockneten Schlamm – wenn man alles richtig macht, ist der Fuji Acros 2 ein sehr feiner Film
Überflutete Promenade am Rheinufer in Bonn
Siegauen unter Wasser – Hochwasser im Winter in Bonn
Rheinufer bei Hochwasser
Blick Richtung Beuel bei Hochwasser
Hier habe ich mein geliebtes Jupiter 9 Objektiv auf eine Zenit 3m Spiegelreflexkamera mit M39 Bajonett geschraubt. Es ist zwar dasselbe Bajonett wie auch bei den Zorkis, aber das Objektiv ist bei der Zenit Kamera weiter vorne – Helios wären die passenden Objektive für eine Zenit… Dadurch, dass es zu weit vorne sitzt, kann man das Jupiter 9 auf der Zenit nicht mehr unendlich scharf stellen. Im Nahbereich ergeben sich aber plötzlich ganz neue Möglichkeiten: Bei Blende 2 kann man bis zu 50 Zentimeter nah an die Dinge ran! Das wollte ich ausprobieren!
Entscheidend für die Feinheit der Fotos ist nicht nur die Entwicklung, sondern auch die Belichtung. Es war ein grauer Frühlingstag im Botanischen Garten, so habe ich alle Fotos mit einer 125tel Sekunde bei Blende 2 gemacht. Im Unterholz herumkriechend, bei Makroaufnahmen ist das Licht naturgemäß eher schummrig…
Für mein Makro Experiment mit dem Jupiter 9 Objektiv habe ich den sehr feinkörnigen Mikrofilm Agfa Copex Rapid in Spur Nanotech UR Entwickler (1:14 Verdünnung) entwickelt. 17 Minuten bei 30 Grad (!).
Feine Bienen 1
Feine Bienen 2
Feine Bienen 3
Feine Hummel
Feines Gesichtchen Puppe Ukraine
Feiner Mohn mit Kapsel
Wasserpflänzchen
Busch mit Windhauch
Wie zwei chinesische Türmchen sehen diese Pflanzen von nahem aus
Blüte mit sehr weichem Bokeh – das Jupiter 9 als Makroobjektiv
Ein sehr spannender Film ist der hochauflösende SPUR Ultra R 800, der eine Auflösung von 800 Linienpaaren pro Millimeter verspricht. Hier wie empfohlen mit dem dazu passenden Spur Nanotech UR Entwickler entwickelt.
Altweibersommer in Bonn mit superfeinem SPUR ULTRA R 800 Film. Mit dem Helios 44 Objektiv und möglichst offener Blende fotografiert.
Das erste Foto des Films. Die Adolfstrasse in der Bonner Nordstadt.
Kleinste Strukturen im Abendlicht
Spinnennetze an der Südbrücke
Segelregatta auf dem Rhein
Detail der Mammutbaumscheibe in den Bonner Rheinauen
Auf nur 200 Meter habe ich an einem sonnigen Herbsttag eine ganze Rolle Spur Ultra R 800 mit meiner Zorki4K und dem 85mm Jupiter 9 Objektiv fotografiert. Wenn man zwischen all den Experimenten hin und wieder einmal versucht, alles richtig zu machen, wenn man sich bemüht, so exakt wie möglich zu fotografieren, erkennt man ganz gut die eigenen Grenzen und den Rahmen, den das Material stellt. Diesen Film habe ich für 25 ISO mit Spur Nanotech UR entwickelt.
Gut fand ich schließlich auch den Tipp, den Film eher kürzer im Netzmittel zu baden (ungefähr 30 Sekunden) und danach vorsichtig mit der weichen Seite eines Küchenpapiers abzustreifen. So hat man tatsächlich überhaupt keine Flecken oder Streifen auf seinen Negativen. Mit Abstreifzangen dagegen habe ich bisher nur sehr böse Überraschungen erlebt und würde jedem dringend vom Gebrauch abraten.
Ein Herbstnachmittag am Rheinstrand in Niederdollendorf mit SPUR Ultra R 800 und Jupiter 9 Objektiv.
Quirliges Wasser, Muscheln, kleine Wellen und Sand am Rheinufer
Spiegelung am Rheinstrand unter großen Bäumen in Niederdollendorf
Ein Paar zwischen langen Schatten
Ein gepunktetes Blatt mit Bokeh
Feinste Schaumbläschen des Rheinwassers
Zweig im Gegenlicht am Rheinufer
Herbstblätter mit dem Jupiter 9 Objektiv
Wenn alles klappt, ist der Film WASHI-F sehr fein und mit schönem Kontrast. Überbelichtet oder überentwickelt wird der Washi-F dagegen schnell sehr grobkörnig. Es ist ein vergleichsweise kniffliger Film, der Belichtungsfehler nicht so leicht verzeiht wie z. B. mancher Film von Ilford. Obwohl man ihn tatsächlich ähnlich entwickeln kann wie den Ilford FP4+.
Das besondere an diesem Film ist die fehlende Lichthofschutzschicht. Das kommt besonders beim leuchtenden Schwan zur Geltung. Aber auch die Bäume im Auenwald werden rechts und links deutlich überstrahlt.
Ein leuchtender Schwan, Frühling und Blüten mit der Zenit3M und Helios Objektiv auf dem Film Washi-F. Zum Vergleich mit der Caffenol-Entwicklung, die als alternatives Rezept weiter unten beschrieben wird, habe ich hier eine Semi-Standentwicklung mit FX-39 Entwickler genommen. 1+16 Verdünnung, 16,5 Minuten bei 21 Grad.
Ein leuchtender Schwan. Ohne Lichthofschutzschicht mit dem Washi-F Film strahlt er weit in den Wald hinein
Weiße Kirschblüten in der Maxstraße
Frühlingstag bevor die rosa Kirschblüten kommen in der Heerstraße
Kleine Blüten vor dunklem Hintergrund mit weichem Bokeh des Helios 44 Objektivs
Autowerkstatt wie aus einer anderen Zeit in Beuel.
Auenwald im Frühlingslicht. Der Himmel überstrahlt die Baumstämme wegen der fehlenden Lichthofschutzschicht
Auch vor einem Experiment wird geplant, dabei wird aber eine gewisse Offenheit des Ergebnisses bewahrt. Übertragen könnte man sagen, dass das experimentelle Arbeiten die ökonomischen Minmal- und Maximalprinzipien aushebelt.
Aus einer experimentellen Arbeit kann viel mehr entstehen, als man sich vorher gedacht hat und als erwartet wurde. Mit etwas Fürsorge und mit ein bisschen technischem Einfühlungsvermögen können die meisten Ergebnisse weiterverwendet werden.
Überentwickelte Schwarzweißfilme kann man mit einem Bleichbad zurück in Silbersalz verwandeln.
Nach dem Bleichbad hat man dann die Chance das Foto neu zu entwickeln.
Entwickelt man die gebleichten Fotos jedoch anschließend zu kurz, wäscht der Fixierer das ganze verbliebene Silbersalz aus dem Film und die Bilder sind unwiederbringlich zerstört.
Hier einige Zwischenschritte hin zur völligen Auslöschung des Bildes:
Laterne vor dem Bonner Stadthaus nach Bleichbad-Attacke
Bonner Stadthaus, fast vollständig mit Fixierer ausgelöscht
Bonner Stadthaus nach mehrmaligem Bleichbad 1
Nutzt man die Bleiche für Schwarzweiß Filme nur ein bisschen, wie z.B. einen Farmerschen Abschwächer, entstehen auf den unvollständig gebleichten Filmstreifen Schlieren.
Bonn mit riesigen malerischen Schlieren:
Am Brassertufer, mit Schlieren von Bleichmittel
Schlieren wabern um den Kopf dieser Corona-Maskierten Skulptur
Am Rathenauufer, nur halb gebleicht
Panorama von Bonn am Rhein, mit malerischen Schlieren
Will man zu dunkle Fotos korrekt bleichen, muss man den Film immer vollständig zurück in Silbersalz verwandeln und dann neu entwickeln, bis es paßt. Das geht aber bei Licht, auf Sicht, und funktioniert prinzipiell sehr gut. Allerdings ist das ganze Prozedere mit einem hohem Risiko von Kratzern und neuen Macken verbunden.
Ein sonniger Nachmittag im Juni in Bonn Beuel führte mich zu einem erneuten Versuch mit Bleiche.
„Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“ – Hermann Hesse
Ich mag Fotos mit möglichst weit geöffneter Blende besonders, weil sich das fokussierte Feld dann stark eingrenzt. So bleibt viel freier Raum für die Materialität des Objektivs, für Vignetten, Verzerrungen, Abstraktionen und all die anderen schönen materialimmanenten Vergröberungen. So bekommen die Fotos oft einen traumartigen, malerischen Look. Für mich nenne ich diesen Effekt immer „Locked-in-Charakter“, weil der Blick im eingeschränkten Fokusfeld des Bildes gefangen wird und sich die Welt drumherum immer mehr verliert.
Normal belichtete, ungebleichte Fotos als Referenz:
Alte Lokomotive hinterm Bahnhof in Bonn Beuel
Figur in einer Unterführung
Normal belichtete Straßenszene in Bonn Beuel – damit man zwischen all den Experimenten sieht, wie der Film eigentlich wäre.
An einem sonnigen Nachmittag sind die Fotos mit extrem offener Blende auch schnell heftig überbelichtet. Bei zu sehr sonnengetränkten Negativen kann sich auch ein sehr gutmütiger Scanner nur mühsam durchnagen. Die Bilder sind extrem grobkörnig.
Überbelichtete Fotos aus Bonn Beuel:
Verbogener Zaun in Bonn Beuel
Fabrik und leerer Parkplatz in Bonn Beuel
Solche Fotos, die fast schon unlesbar schwarz aus dem Film herausstechen, habe ich hier gebleicht und anschließend erneut kürzer entwickelt. Quasi eine art improvisierter Pull-Entwicklung.
Gebleichte, neu entwickelte Fotos aus Bonn Beuel:
Straßenbahn vor der Rheinbrücke in Bonn Beuel
Blumen am Straßenrand in Bonn Beuel
Friseur Salon und Bäckerei in Bonn Beuel
Am Rheinufer in Bonn Beuel war ich mit verschiedenen bunten Folien unterwegs. Gelb, Rot, Grün und Blau…
Durch die Folien und mit weit geöffneter Blende sind weite Teile der Fotos nicht sehr scharf. Die Unschärfe in Kombination mit der heftigen Überbelichtung und der ungleichmäßigen Entwicklung nach dem Bleichen ergibt verstrahlte sommerliche Eindrücke. Wie verblassende Erinnerungen an einen etwas beschwipsten Sonnentag.
Gefilterte, überbelichtete, gebleichte und zweifach entwickelte Fotos vom Rheinufer in Bonn Beuel:
Die Kennedybrücke von Bonn Beuel aus gesehen
Sonniger Nachmittag Kiesstrand in Bonn Beuel
Bäume, Büsche und Gräser beim Kiesstrand in Bonn Beuel
Schattiges Plätzchen im Grünen, durch eine grüne Folie fotografiert
Ein fotografischer Film ist unglaublich viel dynamischer, als man es digital in einem Foto ausdrücken kann. Selbst im schwarzen Schatten schlummern noch Formen – wenn man heller scannt. Im strahlend weißen Himmel dagegen sind bei dunklerer Belichtung plötzlich Wolken und Vögel.
Auf unserer Vernissage im Kult41 habe ich mit einem Ilford Delta 400 Film einfach normal aus der Hand fotografiert und den sehr unterbelichteten Film anschließend länger entwickelt, also „gepusht“.
In diesem Fall erkennt man trotzdem nicht viel mehr als ein paar Bilder an der Wand, den Hund und das letzte Glas Prosecco:
Gäste auf unserer Vernissage im Kult41
Meine Bilder mit Tischkicker
Unterbelichtete Gäste an der Bar
Rosa mit Prosecco
Wenn Entwickler alt ist, muss man länger entwickeln. Ein bisschen Zauberkraft ist oft aber noch übrig. Diesmal war es sogar so viel, dass ich den mit nur 6-9 ISO extrem unempfindlichen ORWO DP31 einfach aus der Hand belichten konnte.
Mit altem Atomal gepushter 9 ISO Film – Das Hochwasser in Bonn am Rhein:
Sonniger 4. Februar bei Hochwasser am Rheinufer
Tote und überschwemmte Bäume am Rheinufer
Überschwemmte Hundewiese in Beuel bei Hochwasser
Spaziergänger in den Wiesen am Rheinufer bei Hochwasser
In der Hängematte am Rheinufer entspannt dem Hochwasser zuschauen
Der gleiche Film (Orwo DP 31) an einem der ersten warmen sonnigen Frühlingstage.
Diesmal mit Caffenol C-L 70 Minuten bei 23 Grad standentwickelt:
Frühlingssonne auf einem ruhigen Waldweg
Erste dick blühende Bäume im März
Erste grüne Triebe
Gegenlicht-Lens Flare mit weit geöffnetem Jupiter 9 Objektiv
Gegenlicht Frühlingssonne am Rheinufer
Sahara-Wüstensand auf einem Mini Autodach
Sahara Wüstensand Nahaufnahme auf einem Autodach.
Durch digitale Verarbeitung kann man auch aus sehr unglücklichen Aufnahmen noch etwas rausholen und selbst der allerletzte Teststreifen oder ein missglückter Handabzug taugt zumindest vielleicht noch für eine Collage oder als Lesezeichen (Maximalprinzip).
Gleichzeitig wird man durch das Experiment auf jeden Fall ein Ergebnis erzielen und bei einer Auswahl von sagen wir mal 36 Fotos ist mit Sicherheit eines dabei, was der ursprünglichen Intention nahekommt und das gewünschte Ziel erreicht (Minimalprinzip).
Viele Scanner haben eine automatische, eingebaute Farbkorrektur. Auch wenn man seine Negative in den Fotoladen bringt, sehen die Abzüge je nach Laden teilweise sehr unterschiedlich aus.
Farbtest – Bild mit vielen verschiedenen Farben im Atelier
Aber wie ist denn nun das ehrliche, echte Bild? Was ist das Original?
Wir wollen Kunst am liebsten pur, rein und unverfälscht. Kein Zucker im Wein, kein Glutamat im Essen und kein Filter im Foto. Die Frage ist nur: Wo fängt das an und wo hört es auf? Allein im Spiel zwischen den drei oben genannten Hardware-Variablen kann ich sehr weit gehen.
Ziemlich ehrliche Farben findet man beim Diafilm. Da der Film positiv ist, kann man die Bilder zumindest einfach nachvollziehen. Mit meiner Zorki und dem sehr feinen Fuji Velvia 50 Film habe ich herbstliche Radrunden gedreht und versucht möglichst „echte“ Farben einzufangen.
Herbstfarben, Abendsonne und Langzeitbelichtungen auf diesen Dias vom Rhein und aus Bonn. Der Fuji Velvia 50 ist ein sehr feiner Film und wenn man ihn korrekt als Diafilm umkehrentwickelt, bekommt man knackige, schwarze Filmstreifen mit überaus brillanten Fotos:
Rote Herbstblätter, Laub auf dem Radweg am Rheinufer
Alte große Bäume und entspannter Kiesstrand am Rheinufer bei Oberkassel
Herbstliche Platanenallee in Beuel
Warme Herbstsonne nachmittags auf dem Münsterplatz
Abendhimmel über der Nordstadt, auf der Autobahnbrücke über den Rhein
Abend am Rheinufer, Leinpfad in Castell
Außer den wunderschönen Farben sind auch die Kontraste im Diapositivfilm bemerkenswert. An einem sonnigen Wochenende Anfang November bin ich erneut mit einem Fuji Velvia 50 auf die Suche nach „echten“ Herbstfarben gegangen. Diesmal mit Helios 44 Objektiv auf einer alten Zenit 3M Spiegelreflexkamera.
Auf Fotos mit dem Fujicolor Industrial 100 Film fand ich besonders die Rot- und Grüntöne interessant. Außerdem wirkten alle Farben seltsam kühl. Bei einem Spaziergang mit der Zorki durch die Stadt habe ich hier versucht möglichst viele bunte Dinge zu fotografieren. In frischer Chemie und ganz nach Standard entwickelt.
Altes rotes Motorrad
Blumenladen auf dem Münsterplatz
Verschiedene bunte Blumen
Rote Rosen im Botanischen Garten
Feiner Sprühnebel im Gewächshaus
Eine Familie mit Freunden auf der Fridays for Future-Demo
Alle Fotos, auch wenn sie versuchen nah an die Wirklichkeit zu kommen, sind immer Abstraktionen. Sei es im Schatten oder im Licht, seien es stürzende Linien oder der Winkel des Objektivs… Es ist immer nur ein Ausschnitt, es ist immer anders und immer nur ein Teil des Ganzen.
Als Fotograf muss man sich entscheiden. Das Foto isoliert, wählt und grenzt dabei immer auch vieles aus. Gerade die Reduktion, der Fokus, die Unschärfen, Komposition und kleine Details machen den Reiz einer Fotografie aus.
Für ein Foto treffen ganz bestimmte Bedingungen in einem kurzen Moment zusammen. Im nächsten Moment kann alles schon ganz anders sein, und während wir uns immer weiter in der Gegenwart erleben, werden die Fotos mit der Zeit immer mehr Erinnerungen.
Um zu schauen wie sich die Kiev 4 mit Jupiter 8 Objektiv im Alltag behauptet, habe ich einen ganz normalen, neuen Kodak Portra Film genommen und diesen anschließend ordentlich, nach Rezept in frischer Chemie entwickelt:
Mein Atelier, die Kunstbrennerei mit der Kiev 4
Ein auch im späten Herbst noch buntes Blümchen vor meinem Atelier. Mit der Kiev 4 und dem Jupiter 8 Objektiv kann man schön scharf stellen.
Kurz vor dem Sonnenuntergang schwingt sich die Kennedybrücke in schönen Farben über den Rhein
Die Bonner Oper mit der Kiev 4
Hotel Garni Am Römerhof
Letztes Abendlicht, auf dem Bonner Marktplatz zur Blauen Stunde
Wie gutmütig Farbchemie sein kann, dachte ich ein Jahr später. Der gleiche Film, die gleiche Jahreszeit… Diesmal mit der Zorki.
Hier ein paar Eindrücke auf Kodak Portra Farbfilm mit dem Jupiter 8 Objektiv. Bei 38 Grad selbstentwickelt mit ein Jahr alter, in halb vollen Flaschen gelagerter Tetenal-C41 Chemie…
Eine meiner ersten Kameras war eine Kodak Klappkamera. Im Studium habe ich einmal eine Runde mit diesem antiken Gerät gedreht und unser Wohnheim, das Schloss in Alfter fotografiert. 14 Jahre später fand ich das belichtete Film-Röllchen in einer alten Schachtel und habe es im Atelier selbst entwickelt. Weil ich keinen Einsatz für 120er Rollfilme habe, habe ich mir aus einer LED-Lampe einen Durchlicht-Aufsatz gebastelt und die Negative im Epson Scanner eingelesen.
Schloss Alfter – Blick durch den Park
Schloss Alfter – Eingang
Schlossleben – in der Küche
Schlossleben – im Kellerzimmer
Laterne neben einer Wiese
Äste und Himmel
Nachdem die Klappkamera viele Jahre lang nur Dekoobjekt war, klemmte der Verschluss immer öfter. Irgendwann war es mir ehrlich gesagt zu dumm und zu schade um das Filmmaterial. So habe ich sie verschenkt.
Die Kirschblüte in Bonn auf 120er Rollfilm. Die letzten richtigen Fotos meiner antiken Kodak Klappkamera:
Kirschblüte Bonn – Mit antiker Kodak Klappkamera auf 120er Rollfilm
Kirschblüte – Nahaufnahme
Mit der LOMO Lubitel 166 von einem Freund und vor 16 Jahren abgelaufenen Film habe ich einen „geschenkten Spaziergang“ gemacht – wo alles umsonst ist und wo man nicht genau weiß, was passiert… Da es eine Mittelformat Kamera ist, bekomme ich mit meinem Scanner theoretisch sagenhafte 100 Megapixel! Praktisch ist das Objektiv nicht so scharf und verzerrt gerade die Ränder sehr. Dennoch war ich von der Auflösung ziemlich beeindruckt. Und das trotz uraltem 400 ISO Film…
Alter, abgelaufener Mittelformat-Film mit Caffenol entwickelt:
Winterliche Promenade am Rheinufer in Bonn
Feine Rinde, Baum und Schatten an der Oper in Bonn
Große Pfütze am Rheinufer
Viele Details an dieser Hauswand im Viktoriakarree in Bonn
Später habe ich mit der LOMO Lubitel 166 Doppelbelichtungs-Experimente gemacht. Das geht sehr gut – man dreht einfach den Film nicht auf, sondern knipst munter immer weiter…
Bei sehr kleiner Blendenöffnung habe ich so teilweise 7 Fotos vom immer selben Motiv gemacht. So wollte ich Bewegung festhalten… Tja. Obwohl die meisten dieser Fotos letztendlich doch zu sehr verwackelt sind, haben sich zum Glück auch sehr malerische Effekte ergeben.
Mehrfache Belichtungen mit LOMO Mittelformat-Kamera:
Stadtautobahn mit 7 Aufnahmen übereinander belichtet
Südbrücke mit Doppelbelichtung
Doppelbelichtete „Geisterkralle“
Vor genau 30 Jahren ist dieser Fomapan F17 Film abgelaufen, den mir eine Freundin aus Tschechien mitgebracht hat. Im Beipackzettel waren handschriftliche Notizen, was ich irgendwie sehr rührend fand. Irgendjemand muss sich da früher viel Mühe gemacht haben und hat in allen Filmschachteln etwas korrigiert.
Diana F Plastikkamera und im Jahr 1991 abgelaufener Fomapan F17
An einem milden Herbstabend bin ich mit einer Diana-F-Plastikkamera nach Wesseling geradelt und habe ihn verknipst. Es wurde schon dunkel. Meine Belichtungszeiten waren immer so: 21…22…23…24…25… usw. bis ich das Gefühl hatte, das genügend Zeit vergangen sein könnte.
Das Gute an der Caffenol Standentwicklung ist, dass sich der Film nimmt, was er braucht. Es ist ein sehr ausgleichendes Entwickeln über 70 Minuten bei 20 Grad in Caffenol C-L. Letztendlich sind es so viele Variablen: Ich hatte keine Ahnung, wie der Film gelagert war, die Belichtungszeit, die Stärke des Espressos – weil mein Instantkaffee alle war, habe ich selber gebrüht…
Nur bei der Temperatur bin ich inzwischen immer pingeliger geworden, weil zu heißes Caffenol wirklich fiese krisselige Überentwicklungen machen kann.
Mein Atelier, die Kunstbrennerei an einem Herbstnachmittag
Gräser im Abendlicht
Noppen auf der Straße und Punkte im Film
Shell Raffinerie Lichter in Wesseling
Im Vergleich zum zögerlich-knurpselnden Klappern der Mittelformatkameras, ist das laute Schnappen der Zorki-4K eine wahre Freude. Der Verschluss von meiner Zorki knallt jedenfalls so resolut zu, wie eine russische U-Bahntüre. «Осторожно, двери закрываются!»
Eine Kamera liebt man einfach – oder man lässt es bleiben. Ich liebe meine Zorki sehr. Ich mag das laute Schnappen des Verschlusses, ihren Geruch, den großen hellen Sucher. Ich finde sie auch sehr hübsch… Dagegen hat es meine Kiev 4 nicht so leicht. In Kombination mit dem Jupiter 8 Objektiv ist die Kiev eine feine Kamera: Viel leiser als die Zorki und präziser scharf zu stellen. Allerdings ist der Sucher auch viel kleiner. Das Design ist schön, klassisch und sogar mit Belichtungsmesser; trotzdem mag ich sie nicht so gerne.
Dass diese Sympathien und Antipathien wirklich nur Geschmacksache sind, wollte ich in einem Test überprüfen. Für beide Kameras habe ich glücklicherweise das gleiche Objektiv, ein Jupiter-12 mit 35 mm Brennweite.
Der ultimative Battle: Zorki vs. Kiev! Zweimal das gleiche Objektiv (Jupiter 12), zweimal der gleiche Film (Kodak Gold) und beide gleichzeitig im selben Döschen entwickelt. Immer das gleiche Motiv, immer die gleiche Blende/Zeit.
Oben sind die Fotos der Kiev, unten die Fotos der Zorki:
Kiev VS. Zorki: Der ultimative Battle / Aufgestellt zum Duell
Kiev VS. Zorki: Der ultimative Battle / in den Seitenstraßen Bonns
Kiev VS. Zorki: Der ultimative Battle / wer bekommt mehr Liebesherzen
Kiev VS. Zorki: Der ultimative Battle / am Stadthaus
Kiev VS. Zorki: Der ultimative Battle / auf dem Bürgersteig
Kiev VS. Zorki: Der ultimative Battle / Vor Beethoven
Kiev VS. Zorki: Der ultimative Battle / auf dem Weihnachtsmarkt
Kiev VS. Zorki: Der ultimative Battle / Kennedybrücke
Kiev VS. Zorki: Der ultimative Battle / herumliegend, nach dem Kampf
Manchmal denke ich, Kameras sind ein bisschen wie Haustiere. Und so geht es mir dann auch mit der Kiev. Sie braucht mal wieder frische Luft, Sonne und Bewegung. Nicht dass sie noch einrostet und Fungus bekommt … So versuche ich alle meine Kameras hin und wieder auszuführen. Über die Jahre hat die Kiev-4 ein Lichtleck rechts oben an der Seite bekommen. Dort, wo der Film aufgerollt wird. Das habe ich bemerkt, weil alle Fotos an exakt derselben Stelle von einer Lichtgestalt heimgesucht wurden, im letzten Foto jedoch alles gut war. Manchmal passt es ganz schön dazu. Trotzdem werde ich sie wohl bald reparieren.
An einem der ersten sonnigen Frühlingstage mit der Kiev-4 am Rhein. Der ADOX CHS 100 II in ADOX FX-39 bei 1:19 Verdünnung für 14 Minuten bei 20° entwickelt.
Picknick zum Filmanfang an einem der ersten sonnigen Frühlingstage
Die Heerstraße kurz vor der Kirschblüte
Auf der sonnigen Kennedybrücke
Die Hundewiesen am Beuler Rheinufer
Blühende Magnolie am Rheinufer
Rheinpanorama mit Drachenfels
Misteln bei Grafenwerth mit hohem Wasser
Wassergrenze mit Geäst bei leicht erhöhtem Rhein
Weg zur Hundewiese am Beuler Rheinufer
Fenster mit Schatten
Aus fast allen gefundenen Dingen kann man mit etwas Aufwand immer etwas Eigenes machen und gerade aus dem technischen Widerstand und der Eigenart des Materials ergeben sich oftmals neue interessante Lösungen. So kann auch ein Light Leak als Kompositionselement dienen und dem Bild eine weitere Ebene zufügen.
Zusammenhänge erkennen, auswählen, gruppieren und in einen anderen Kontext setzten: Das sind alles auch ästhetische Vorgänge. Es ist schön, wenn man versucht, Dinge oder Fotos zu retten und das beste aus etwas machen kann.
Das Jupiter 9 Objektiv ist eigentlich wunderschön und sehr lichtstark. Dumm nur, wenn man es auseinander baut.
Alles was schief gehen kann: Kaputter Vorhang der Zorki und falsch zusammengeschraubtes Objektiv. Das komplette Loser Team!
Es hat mich mehrere Tage und viele Nerven gekostet alles wieder exakt zusammen zu bekommen. Hier der erste unscharfe Film aus der Versuchsphase. Kodak TRI-X 400 an einem Sonntag während der Corona-Zeit.
Unscharfes Herz eines „Clubs“
Vespafahrer
Unscharfes Auto Breitestraße
Micky Maus Balloon
Um die Fehlfokussierung von meinem Jupiter 9 Objektiv zu korrigieren, habe ich mehrere Filme verbraucht und ein paar Tage immer wieder geschraubt, neue Abstandsringe eingesetzt und ausgetauscht.
Die Objektiv Kalibrierung (Kollimation) ist eine kniffelige Arbeit und bereits ein halber Millimeter verschiebt den Fokuspunkt bei Blende 2 um mehrere Zentimeter.
Vermutlich würde das ganze mit einer Digitalkamera und M39 Adapter (Leica-Mount) leichter gehen, dann kann man es quasi live machen… Ich habe mir zunächst für die grobe erste Richtung ein Ölpapier gebastelt und an die Rückseite der Zorki geklebt.
Wichtig ist, dass das Objektiv auch bei Blende 2 so scharf stellt, wie es anzeigt:
Anschließend muss man noch den Sucher der Zorki entsprechend fein justieren und dabei sowohl die Unendlichkeit wie auch den nächsten Punkt bei 1,15 Metern mit dem Objektiv abgleichen. Ohne verschiedene Anleitungen aus dem Internet wäre ich völlig hilflos gewesen.
Mit dem ORWO LF10 habe ich die ersten scharfen Fotos meines neu eingestellten Objektivs machen können. Ein Sonntagsspaziergang durch die Bonner Altstadt. Alle Fotos waren mit maximal weit geöffneter Blende 2.0, weil der Film nur 6 ISO hat. Entwickelt in Caffenol:
Katze in der Mittagssonne, etwa 2,20 Meter entfernt.
Kleine tanzende Puppe auf dem Armaturenbrett.
Mein Atelier, die Kunstbrennerei in Bonn.
Unendlich ist relativ, auf jeden Fall ist das Flugzeug hoch und der Kondensstreifen ist scharf.
Unendliches Gegenlicht
1,15 Meter – Portrait einer Schaufensterpuppe möglichst nah
Die Zorki 4K ist tatsächlich ein feinmechanisches Meisterwerk. Man sollte sie nicht einfach so aufschrauben. Um den Sucher richtig zu justieren, musste ich ausnahmsweise allerdings den Deckel abnehmen. Der kleine Hebel mit der winzigen Messingschraube, wo man den Sucher normalerweise von vorne einstellen kann, war leider verklemmt.
Beim Abnehmen des Deckels der Zorki 4K ist es sehr wichtig, vorher die Feder des Aufzieh-Hebels mit einer Nadel zu fixieren! Das muss man machen, bevor man die drei kleinen Schrauben löst, welche sich unter der Zählscheibe verbergen.
Um das Scharfstellen auszuprobieren, hab ich im Botanischen Garten auf Kodak T-Max 100 Film mit der Zorki und dem Jupiter 9 Objektiv Magnolien und Bäume fotografiert. Entwickelt mit meinem feinen Caffenol C-L Rezept:
Alte Kameras und alte Objektive lassen einem keine Ruhe: Einerseits sind sie feinmechanische Wunder, andererseits sind sie eben auch zickig und machen nicht immer alles so, wie man es erwarten würde. So ganz traute ich meinen Einstellungen irgendwie nicht. Beispielsweise wundere ich mich, warum man bei der Zorki nicht so einfach die Objektive wechseln kann… Für jedes unterschiedliche Objektiv (z.B. Jupiter 9, Jupiter 8, Jupiter 12 usw.) muss man jeweils das Sucherbild im Sucher der Kamera neu einstellen. Deswegen ist es auch sinnvoll für jedes Objektiv eine eigene Zorki zu haben – obwohl ich mir damit zugegebenermaßen ein bisschen versnobt vorkomme.
Als Praxistest für den Fokus bin ich schließlich Anfang März eine Woche lang mit der Zorki und dem Jupiter 9 Objektiv spazieren gegangen und habe die ersten blühenden Bäume in meiner Nachbarschaft fotografiert. Auf Ilford Delta 100 Film, entwickelt mit Caffenol:
Manche kennen vielleicht die Rodenstock-Imagon-Objektive mit austauschbaren Siebblenden. So ein hochwertiges Objektiv habe ich nun nicht. Den Effekt wollte ich aber trotzdem auch einmal ausprobieren und habe mir aus Pappe kleine austauschbare Siebblenden in verschiedenen Formen für das Helios-44 Objektiv gebastelt.
Siebblenden und Muster für meine Bokeh-Studie ausschneiden
Erste kleine Bokeh-Studien mit der Zenit 3M. Mit selbstgebastelten Siebblenden habe ich Sternchen, Peace-Zeichen und allerlei mehr oder weniger passende Formen in den unscharfen Bereich dieser Fotos „gezaubert“. Es war ein erster Versuch. Die meisten Fotos sind heftig überbelichtet. Aber ein paar sind auch geglückt:
Eine erhöhte Perspektive auf die Bonner Altstadt. Mit einer 5-Euro Point and Shoot Kamera vom Flohmarkt oben auf einem vier Meter langen Holzstab habe ich hier meine Nachbarschaft erkundet.
Die Herausforderung war, dass ich die Kamera auf so eine weite Entfernung nicht mehr mit meinem Drahtauslöser bedienen konnte. So habe ich mir einen SwitchBot gekauft. Das ist ein kleines Gerät, mit dem man via Bluetooth „manuell“ Geräte ein- oder ausschalten kann. Den Switchbot habe ich dann auf einem Eisstil befestigt und mit einer Heißklebepistole an der Yashica montiert.
Yashica Point and Shoot Kamera mit SwitchBot
Auslösen einer analogen Kamera mit dem Handy, aus der Ferne
Erhöhte Perspektive
Leider hat die Kamera einen schlimmen Fungus mitten auf der Rückseite des Objektivs, so sind die zentralen Bildbereiche nicht schön scharf. Außerdem hat sie den Film 100 ISO überbelichtet, weil er keine DX-Codierung hatte. Aber zumindest die Idee hat funktioniert. Und ich freue mich, dass es auch ohne Drohne klappt, die Welt etwas weiter von oben zu sehen.
Vor dem Buchladen Le Sabot
Mini Caprio vor dem Café Pawlow
Café Blüte und Heerstraße in der Bonner Altstadt
Das Ende der Heerstraße in Bonn
Mein Atelier, die Kunstbrennerei in Bonn
Die Breite Straße in der Bonner Altstadt
Kinder planschen am Brunnen auf dem Frankenbadplatz
Auf dem Frankenbadplatz in Bonn
Bilder mit der Lochkamera entstehen aus einer extremen Situation heraus. Nur durch ein winziges Loch kann Licht hineindringen.
Die Zorki-4K als Lochkamera mit 0,18 mm Lochblende auf M39 Gewinde
Auf ein M39 Objektivgewinde habe ich eine 0,18 mm große Lochblende montiert. So wurde eine alte Zorki4K, welche einen kaputten zweiten Vorhang hatte, zu neuem Leben erweckt. Wenn ich die Kamera auslöse und den Knopf gedrückt etwas drehe, kann ich die Zorki geöffnet feststellen und auch ohne Drahtauslöser beliebig lange Aufnahmen machen.
Es ist eine ursprüngliche und sehr experimentelle Art des Fotografierens. Lochkamera Fotos sind reine unverfälschte Interaktion mit der visuellen Welt. Sie haben schöne Unschärfen und weiches Licht. Die Fotos entstehen über mehrere Sekunden, Minuten oder sogar Stunden. Eine fotografische Eigenart der Lochkamera-Bilder ist schließlich die extreme Tiefenschärfe. Lochkameras haben eine so große Blendenzahl (z. B. > f/200), dass Hinten und Vorne im Bild vollkommen verschmelzen und gleich scharf bzw. überall leicht unscharf wie auf einer Bildebene erscheinen.
Hier ist eine Auswahl mit ersten Fotos der Lochkamera-Zorki:
Posttower
Kupfertablett
Bänke in den Rheinauen
Flohmarkt
Unter der Südbrücke bei den Rheinauen
Der Rhein
In der Brotfabrik in Bonn Beuel
Unser Atelierhaus, die Kunstbrennerei
In der Bibliothek der Kunstbrennerei
Fahrradstellplatz
Unter der Südbrücke
Pflanzen
Die Lochkamera kann auch Farbfotos machen. Je nach Belichtung, ergeben sich dabei interessante Farbverschiebungen. Diesen Film habe ich selber entwickelt und eingescannt:
Die Kunstbrennerei im Frühling
Autos unter der Nordbrücke
Bei der Nordbrücke
Gelbe Blumen
Weiße Blumen
Blumen mit Farbverschiebung des Films
Die Sieg 1
Die Sieg 2
Blümchen am Straßenrand
Gräser und Pflanzen 1
Gräser und Pflanzen 2
Wiese
Wiese am Rheinufer
Himmelsstück
Rotes Auto
Die Unschärfe und die eigentümlichen Kontraste haben mich zu einem fiktiven Horrortrip inspiriert: „Irrlichter“. So entstand diese Fotoserie mit der Lochkamera-Zorki im Kottenforst.
Mit einer Text-KI (OpenAI GPT-3) habe ich anschließend die fotografischen Eindrücke zu einer Story verarbeitet. Der Prompt war: Schreibe eine Horrorgeschichte über Irrlichter im Wald. Es gibt eine Lochkamera, die alles aufnimmt. Flüchtige Erscheinungen hinter alten Bäumen. Manche Bäume sterben, manche Bäume ändern ihre Form. Die Menschen werden immer tiefer in den Wald gelockt. Füge Dialoge hinzu.
„Komm schon, wir müssen uns beeilen!“, flüsterte Sarah ihrem Freund zu, während sie durch den dunklen Wald liefen. Die Bäume schienen sich mit jedem Schritt, den sie taten, enger um sie zu schließen.
„Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist“, antwortete er mit zitternder Stimme. „Ich habe gehört, dass es in diesem Wald Irrlichter gibt.“
„Ach, das sind nur Gerüchte. Außerdem haben wir die Lochkamera dabei, die alles aufnimmt. Wenn wir etwas sehen, können wir immer noch weglaufen.“
Doch je weiter sie in den Wald kamen, desto unheimlicher wurde es. Die Bäume schienen sich zu bewegen und zu atmen, und hinter einigen von ihnen glaubte Sarah, flüchtige Erscheinungen zu sehen.
„Ich glaube, wir sollten umkehren“, sagte ihr Freund plötzlich. „Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache.“
Doch Sarah wollte nicht aufgeben. Sie war schon so nah dran. „Nein, wir müssen weiter. Ich bin sicher, dass wir bald etwas sehen werden.“
Doch je weiter sie liefen, desto tiefer gerieten sie in den Bann des Waldes. Die Bäume schienen sie zu berühren und zu streicheln, und sie hörten das leise Wispern von Stimmen. Sarahs Herz begann zu rasen, und sie wusste, dass sie kehrtmachen mussten, bevor es zu spät war.
Doch als sie sich umdrehte, sah sie, dass der Weg, den sie gekommen waren, verschwunden war. Vor ihnen lag nur noch eine schwarze Leere.
„Was ist das?“, flüsterte sie entsetzt.
„Ich weiß es nicht“, antwortete ihr Freund mit zitternder Stimme. „Aber ich glaube, wir sind in etwas hineingeraten, das weit über unsere Vorstellungskraft hinausgeht.“
„Irrlichter“ Horrortrip mit der Lochkamera-Zorki im Wald:
Aus lauter Einzelteilen von kaputten Zorki Kameras habe ich versucht, einen neuen, funktionierenden Fotoapparat zusammenzubauen. Die Geburt der „Frankenstein-Zorki“.
Als erstes musste ich die ursprüngliche Zorki Kamera auseinanderbauen, um den Mechanismus für die langsamen Zeiten zu reinigen und mit „Dr. Tillwich Hochleistungsöl“ neu zu ölen.
Die obere Abdeckhaube habe ich danach ersetzt, weil ich den Schriftzug „Zorki-4K“ gerne in lateinischen Buchstaben haben wollte, wie bei allen meinen anderen Zorki Kameras auch.
Anschließend habe ich die Kamera auch von vorne freigelegt, um die Vorhänge zu reinigen und mit etwas Öl an den Scharnieren der Spulen wieder auf Zack zu bringen – teilweise zog sich das Schließen nämlich äußerst ruckelig über mehreren Sekunden hin.
1. Versuch Frankenstein-Zorki. Im Prinzip funktionierte die Kamera nach dem „Clean & Lubricate“ schon, aber leider waren viele Bilder unscharf.
Hund im Cafe
Gegenlicht unter den Kirschblüten in der Bonner Altstadt
In die Ferne ziehende Stromleitungen
Licht und Schatten auf einer Hauswand
Frühlingstag auf dem Frankenbadplatz
Die Rückwand der Kamera war so ausgenudelt, dass der Film nicht mehr richtig gleichmäßig angedrückt wurde – so entstanden äußerst spontane Unschärfen. Abhilfe schaffte das straff federnde kleine Blech aus der Rückwand einer anderen Kamera.
Das M-39 Bajonett, also das Gewinde, wo man die Objektive an die Kamera schraubt, war mit zwei und halb dünnen Papierchen unterlegt. Diese Funktion war mir nicht direkt klar. Ohne diese Papierchen konnte jedoch die Unendlichkeit nicht mehr richtig gefunden werden, der Fokusbereich war verrutscht. Es hat mich erstaunt, wie gering hier der Toleranzbereich ist.
2. Versuch Frankenstein-Zorki. Selektive Unschärfe und falscher Fokusbereich.
Selektive Unschärfe Vignette. Vor der Jugendkunstschule, mit Radfahrerin und essenden Leuten.
Unter blühenden Bäumen in der Bonner Altstadt
Mächtige Maschine. Motorrad mit Unschärfen.
Skelett als Beifahrer
Vollgekacktes Auto
Das 35mm Jupiter 12 Objektiv hatte in der Mitte große schwarze Einschlüsse. Vermutlich von abgeblättertem Lack. So habe ich das hintere Element abgeschraubt und durch das rückseitige Element von einem anderen Jupiter 12 Objektiv ersetzt. Ich hatte noch eines mit Contax/Kiev-Bajonett, welches ich nicht mehr brauchte.
3. Versuch Frankenstein-Zorki. Alltagstest in der Werkstatt. Alles scheint zu funktionieren.
In der Werkstatt
Kupfertreiben in der Werkstatt.
Kaffeepause mit Werkzeug
Pusteblume im Fokus
Stromleitungen bis in die Unendlichkeit schön scharf.
Auch am Bildrand scharf. Unendlichkeit mit Blende 11.
Mittagspause vor der Werkstatt.
Ein bisschen knifflig fand ich, dass auch der Messsucher verstellt war. So war plötzlich vieles diffus und ich musste etwas herumprobieren, bis sich letztendlich wieder alle Abstandshalter-Papierchen an ihrer richtigen Stelle hinter dem Bajonett befanden und der Sucher exakt mit dem Objektiv synchronisiert war.
Die fertige Kamera habe ich an einem sonnigen Frühlingswochenende auf Herz und Nieren geprüft: exakter Fokus im Nahen Fernen und in der Unendlichkeit. Typisch für das Jupiter 12 Objektiv sind die kleinen pfeilförmigen Vignetten-Verzerrungen, am Bildrand im Bokeh bei geöffneter Blende. Jedoch auch bei maximal weit geöffneter Blende und mit superkurzer 1/1000 Sekunde Belichtungszeit sehen die Fotos korrekt aus, Schärfe und Unschärfe sind gleichmäßig über das Bild verteilt und sie stellt exakt so scharf, wie es auch im Sucher angezeigt wird.
4. Versuch Frankenstein-Zorki. Es ist vollbracht.
Feine Schärfe. Alles korrekt mit dem Jupiter 12 Objektiv am Rheinufer in Bonn
Doppelbelichtung „Daisytree“. Baum mit Butterblümchen am Rheinufer
Laubbaum
Im Botanischen Garten
Feine Farne im Gewächshaus 1
Große und kleine Blätter im Gewächshaus
Blätter und Linien mit Licht, Schatten, Schärfe und Unschärfe
Typisch für das Jupiter 12 Objektiv sind die kleinen Pfeilförmigen Vignetten-Verzerrungen im Bokeh bei geöffneter Blende
1 Sekunde lang. Die langsamen Zeiten der Zorki-4K.
Feine Farne im Gewächshaus 2
Mit weit geöffneter Blende und dem Fokus auf die Unendlichkeit in der Bonner Südstadt.
Ein schön hell belichtetes und gleichmäßig scharfes Foto mit der fertig eingestellten Frankenstein-Zorki.
Hardware-Experimente haben im Gegensatz zu Software-Manipulationen den Vorteil, dass sie überraschender sind. Im Spiel mit dem Material entstehen oft Ergebnisse, die anders sind, als man es sich vorher gedacht hat und die im Idealfall weit über das hinausgehen, was man erwartete. So kann man neue Qualitäten entdecken und irgendwo in diesem Tanz fußt auch der einzigartige Charakter einer Kamera und das, was die Bilder am Ende auszeichnet.
Aus Russland habe ich zwei Rollen selbstgewickelter Kinofilme geschenkt bekommen, welche eigentlich mit dem ECN-II Prozess entwickelt werden sollten. Die Rückseite dieser Filme ist kohlschwarz, mit einer Remjet-Schicht versehen.
Vorm Entwickeln habe ich versucht vom eingespulten Film mit heißem Wasser und viel Waschsoda die Remjet-Schicht aufzulösen und weg zu waschen. Mit alter, ausgelaugter C-41 Chemie habe ich die Filme schließlich farbenfroh entwickelt.
Der Kinofilm „OSCAR“ mit meiner kleinen Rollei.
Teststück nach dem heißen Soda-Bad. Wie man sieht, hat sich die Remjet-Scicht abgelöst.
Schwarze Brühe aus dem Döschen: Die Remjet-Schicht löst sich in heißem Sodawasser auf. Zumindest größtenteils…
Das alles ist natürlich nicht die korrekte Eastman Color Negative (ECN) Methode. Und tatsächlich: Es ergaben sich abenteuerliche Farbverschiebungen, Reste der schwarzen Remjet-Schicht zaubern Milchstraßen und bizarre Wolkenformationen, Schatten sind lila bis grünlich und der ganze Film scheint wenig dicht und ist außerdem schrecklich dunkel – mein Scanner hatte alle Mühe sich bis zum Foto durch zu knuspern… Die Fotos wirken wirklich sehr Retro und wie aus einer anderen Zeit.
An einem warmen Sommernachmittag war ich mit dem ersten dieser „OSCAR“ Filme in den Siegauen. Speziell auf diesem Film wollte ich viele Gegenlicht Aufnahmen machen, irgendwie hatte ich gedacht, dass die dicke schwarze Schicht auf der Rückseite dabei einen interessanten Effekt haben könnte.
Sonnige Lichtung in den Siegauen
Badeplatz an der Sieg
Spätsommerliches Gebüsch am Wegesrand
Sonnenschirm zwischen den Bäumen und Hecken am Rheinufer
Brennesseln im Gegenlicht
Abendsonne aufs Dickicht am Wegesrand
Mit dem zweiten dieser ECN-II „OSCAR“ Filme bin ich durch das Ahrtal, die Altstadt und am Rheinufer entlang geradelt.
Hier habe ich viel weniger Soda und heißes Wasser genommen und wie man sieht, sind überall deutliche Spuren der Remjet-Schicht, was teilweise sehr malerische Effekte hat.
Rote Blume und reifer Wein
Vogelscheuche und bizarre Wolken über den Weinbergen im Ahrtal
Schatten der Bäume in der Adolfstraße
Sternenhimmel über der Siegaue
Vögel versinken in RemJet Streifen
Abendsonne am Rheinufer mit Radfahrern und gelben Blumen
Der Zufall ist ein fantastischer künstlerischer Assistent, aber kein Meister. Nach jeder Experimentier-Session ist es eine kuratorische Leistung aus allem was sich ergeben hat auszuwählen. Dafür braucht es ästhetische Maßstäbe, man muss filtern und gelungene und mißglückte Bilder trennen bzw. zusammenstellen. Das Zufallsprinzip ist eine Möglichkeit den kreativen Prozess zu unterstützen.
Manche sagen, dem Zufall läge etwas inne, was die Dinge lebendig macht. Kunst kann durch Zufälle mit Leben gefüllt werden… So weit würde ich wiederum nicht gehen. Der Zufall ist vielmehr nur ein „befreiendes Verfahren“ (Max Ernst). Allein durch den Zufall gelenkt bleibt das Ergebnis dekorativ und ohne Tiefe, wie z.B. Murmelbilder und die sogenannte Klecksographie. Was nutzen Experimente, wenn man nichts zu sagen hat?
Crossentwicklung heißt, dass man die Chemikalien ‚vertauscht‘. So wird also ein Farbnegativfilm umkehrentwickelt (meistens im E-6 Prozess) bzw. ein Farbpositivfilm wie ein Farbnegativfilm entwickelt (meistens im C-41 Prozess). Häufig macht man das mit Diafilmen, weil bei diesen die Entwicklung inzwischen nur noch von wenigen Laboren gemacht wird und teuer ist. Negativfilme sind außerdem meistens auf einem orange gefärbten Träger und würden als Positive entsprechend verfärbt aussehen.
Bei meiner letzten Bestellung bekam ich kostenlos einen abgelaufenen Fuji Provia 100 F Diafilm beigelegt. Mit alter abgelaufener C-41 Chemie habe ich diesen cross-entwickelt.
Weil die Chemie schon sehr viele Filme entwickelt hat, habe ich mir die Entwicklungszeit eher schlecht als recht ausgedacht und 5 Minuten bei 38 Grad versucht. Frisch aus dem Entwicklerdöschen schimmert der ganze Film sehr stark bläulich. Im Reflecta Scanner sehen die Fotos fast sepia aus während sie mit Farbkorrektur im Epson Scanner grünlich wirken.
Unter der Nordbrücke (Friedrich-Ebert-Brücke)
Unter der Nordbrücke (Friedrich-Ebert-Brücke), mit Farbkorrektur
Jüdischer Friedhof (Schwarzrheindorf)
Jüdischer Friedhof (Schwarzrheindorf), mit Farbkorrektur
Sonntags haben alle Geschäfte geschlossen und Bonn ist wie ausgestorben. Eine schöne Challenge für experimentierfreudige Fotografen!
Mein Sonntagsfilm-Projekt bestand darin, an einem Sonntag alle Zutaten für die Filmentwicklung zu besorgen und dabei einen Film zu fotografieren.
Zu Crossentwicklung von Diafilmen mit Kaffee habe ich im Internet noch nichts gefunden. Diafilm fand ich besonders geeignet, weil das Filmträgermaterial, wie auch bei Schwarzweißfilmen, transparent ist und ich mir dadurch schöne Kontraste erhoffte. Caffenol (also Kaffee mit Soda und ggf. Vitamin C) färbt den Film ziemlich dunkel. Ist dann auch noch das Polyester-Trägermaterial bräunlich, so meine Sorge, würde man nicht mehr viel sehen können.
Bei den Putzmitteln fand ich etwas Soda, dann habe ich die Zorki mit einem Kodak Ektachrome E100 Diafilm geladen und bin zur Tankstelle gelaufen. Dort verkauften sie Maxima Gold Instantkaffee für 3,95 €. Die nächste Apotheke mit Notdienst befand sich in der Südstadt, wo es Vitamin C Pulver gab.
Am Sonntagnachmittag trifft man nicht viele Menschen. Die Schaufensterpuppen gucken verträumt und etwas melancholisch ins Leere und auch Beethoven steht ziemlich verloren allein auf dem Münsterplatz.
Die Fotos meines Sonntagsspaziergangs habe ich in Farbe eingescannt. Der Film sah nach dem Kaffeekränzchen ziemlich grünlichgelb bis oliv aus. Der reflecta Scanner war sich oftmals auch nicht sicher, so dass die Fotos entweder in zartem Rosa oder in leuchtendem Violett erschienen.
Mit Kaffee entwickelter Diafilm. Ohne große anschließende Bildbearbeitung und Farbkorrekturen, direkt wie es der Film hergibt, sind die Schaufensterpuppen in sanft bonbonfarbenes Rotlicht getaucht.
Leichtbekleidete Schaufenster-Dame im Rotlicht
Zwei Köpfe im Schaufenster
Bei manchen Schaufensterpuppen bin ich nicht sicher, ob sie sich mögen und was da so im ‚Zwischenmenschlichen‘ abgeht.
Hier noch ein paar Fotos vom Kodak Ektachrome E100 in schwarzweiß gescannt. Nach 12 Minuten Entwicklung mit Caffenol (Delta Rezept).
Die Kunstbrennerei, Atelier
Eine silberne Vespa bei uns im Eingangsbereich
Die Stiftsgarage mit Tankstelle am Sonntag in Bonn
Das alte Rathaus in Bonn
Das Stadthaus an der Oxfordstraße
Digitale Bildbearbeitung ist für mich bei meinen Experimenten ein etwas heikles Thema. Macht man Handabzüge in der Dunkelkammer, kann man Papiere mit variabler Gradation nehmen und durch Filter sehr stark in das Foto eingreifen. Kontrast und Farben muss man auch rein „analog“ immer bearbeiten und richtig wie gewünscht einstellen.
Viele der Werkzeuge bei Gimp sind auch den manuellen Instrumenten aus dem Fotolabor nachempfunden…
Dennoch fühlt sich ein zu tiefes Eingreifen für mich immer auch ein bisschen unehrlich an. Ich möchte versuchen so weit es möglich ist mit der Kamera, mit der Hardware ein gutes Bild zu schaffen.
Allerdings sind auch die Scanner sehr unterschiedlich und speziell der Epson Scanner mit seiner eigenen Software manipuliert die Fotos teilweise sehr stark und verändert Farbe und Kontrast. Letztendlich kommt man um eine gewisse Bearbeitung nie herum. Ränder müssen zurecht geschnitten werden und Farben und Kontrast sollten irgendwo stimmig sein. Vielleicht hilft also auch bei der Bildbearbeitung das Motto: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig.“
Crossentwicklung kann auch ziemlich „normal“ aussehen. Mein erster bei Ebay ersteigerter abgelaufener Agfa Precisa CT 100 Diafilm verhielt sich jedenfalls nicht so spektakulär, wie man es nach den Fotos anderer Fotografen bei Flickr, Lomography bzw. nach einer Google Suche hätte erwarten können.
Mit frischer C-41 Chemie crossentwickelter Agfa Precisa CT 100. Die Ergebnisse aus dem Epson-Scanner wirken relativ natürlich:
Herbstlicher Durchblick am Rheinufer bei Bad Godesberg
Eine sonnige, etwas verwunschene Lichtung bei Bonn-Mehlem
Herbstliche Büsche im Abendlicht
Bunte Blumen im Herbst
Abendlicht beim Blick über den Rhein auf Bonn und die Kennedybrücke
Auch bei meinem zweiten Versuch mit einem alten abgelaufenen Agfa Precisa CT sind die Farben teilweise zwar ungewöhnlich und nicht unbedingt lebensmittelkonform – das liegt aber nicht am Film:
„Es ist angerichtet“ – Ausstellung im Stühleshof mit Agfa Precisa CT cossentwickelt
„Es ist angerichtet“ – Ausstellung im Stühleshof mit Agfa Precisa CT cossentwickelt
„Es ist angerichtet“ – Ausstellung im Stühleshof mit Agfa Precisa CT cossentwickelt
Herbstlich crossentwickelter Agfa Precisa CT am Rheinufer
Herbstlich crossentwickelter Agfa Precisa CT in den Bonner Rheinauen
Die Filmentwicklung mit Caffenol ist inzwischen eigentlich zu meinem Standard geworden. Es gibt gleich mehrere Vorteile, abgesehen davon, dass es furchtbar viel Spaß macht.
Man muss sich keine großen Gedanken mehr über die richtige Entwicklungszeit machen. 70 Minuten Standentwicklung bei 20 Grad funktioniert fast immer.
Man muss sich um Entwickler und die Entsorgung des alten Entwicklers keine Gedanken mehr machen. Caffenol kann man bedenkenlos in den Abfluss schütten.
Caffenol-C-L ist mein Lieblingsrezept:
300 ml Wasser
5 g. Wasch-Soda
3 g. Vitamin C
12 g. Löslicher Kaffee
1 Messerspitze Kaliumbromid
Standentwicklung heißt, dass man das Caffenol ins Entwicklerdöschen füllt und die ersten paar Minuten ruhig bewegt, sodass es sich gleichmäßig verteilt. Die restliche Zeit lässt man dann alles einfach nur stehen. Der Film nimmt sich, was er braucht, aber auch nicht viel mehr. Ich habe den Eindruck, dass es ein sehr ausgleichendes Entwickeln ist. Wo der Film viel Licht bekam, erschöpft sich das Caffenol auch mit der Zeit und durch das Kaliumbromid wird der Film schön klar und das Korn nicht übermäßig krisselig.
Mit der Zorki und dem legendären Jupiter 9 Objektiv in den Siegauen. Auf ORWO P 400 Überwachungsfilm, 70 Minuten in Caffenol C-L standentwickelt.
An der Siegmündung
Gegenlicht durch die Baumwipfel
Tiefe Herbstsonne im Wald
Abendsonne: Spotlight auf Baum
Sonniger Weg im Abendlicht
In diesem Beitrag sind an vielen Stellen Fotos zu sehen, die mit Caffenol entwickelt wurden. Es ist, wie gesagt inzwischen mein Standard. Aber immer noch erscheint es mir wie ein Wunder und ist auch immer wieder ein Abenteuer. Ich kann es manchmal kaum glauben, oder fühle mich trotz der vielen Experimente immer noch unsicher. Speziell wenn es ein neuer Film ist, den ich noch nie hatte.
Der Röntgenfilm Washi F wurde ursprünglich für die Diagnose von Lungenerkrankungen entwickelt. Es ist ein dünner und empfindlicher Film. Ich finde diesen Film deutlich empfindlicher als die angegebenen 100 ISO. Mit Caffenol wurde mir das Ergebnis oft zu grobkörnig. Tatsächlich ist das ein Film, der mich immer noch unsicher macht. Weil er so dünn ist und ähnlich wie der Ilford FP4+ Film schnell auf den Entwickler anspricht. Besonders, wenn er überbelichtet ist, wird dieser Film schnell hässlich. Wunderschön kommen dagegen Situationen mit dunklen Flächen, eher punktuellen Lichtquellen und verschiedenen Grautönen. Dann wird der Washi F plötzlich sehr fein und durch die fehlende Lichthofschutzschicht auch funkelnd.
Mit dem Washi F Film und der Zorki am Rheinufer und den Siegauen. Entwickelt bei 19 Grad für 14 Minuten im Caffenol Delta Rezept: 300 ml. Wasser, 7 g. Waschsoda, 13 g. Instantkaffee, 6 g. Vitamin-C Pulver.