ORWO TC27

Berglabor und Fotoexperimente aus den Dolomiten

Dieser Beitrag ist ein Bericht über meine Fotoexperimente in den Bergen. Hier sammle ich meine Erfahrungen beim Versuch, nur mit einfachsten Mitteln analog zu fotografieren.
Kommt mit auf eine Reise in die Dolomiten und entdeckt den Charme der analogen Fotografie mit verschiedenen Filmtypen bei der Verwendung von Caffenol, einem hausgemachten Entwickler auf Kaffeebasis.

Die Reise beginnt: Vorbereitung und Ausrüstung.

Mit vollem Rucksack bin ich im Sommer in die Berge gefahren. Im Gepäck hatte ich jedoch nicht nur alle meine Lieblingskameras, sondern auch Wechselsack, Caffenol, Fixierer und Entwicklungsdöschen.

Ewig zu warten, bis man seine Ausbeute begutachten kann, erschien mir keine gute Lösung. Deswegen war sogar ein Reise-Scanner mit dabei. So hatte ich ein kleines, aber komplettes Berglabor und konnte ungestört arbeiten, Fotos machen und die Filme direkt entwickeln und anschauen.

Experimente mit verschiedenen Filmtypen: Von Klassikern bis zu Exoten.

Mir macht es sehr viel Spaß, neue Filme auszuprobieren. Dabei recherchiere ich vorher den Stil eines Films und versuche passende Themen und Motive zu finden. Filme mit stark S-förmiger Gradationskurve sehen beispielsweise oft besonders düster aus. Manche Filme schillern in silberigem Glanz und erinnern an alte Kinolegenden. Es gibt aber auch solide, robuste Klassiker wie den Kodak Tri-X 400. Das ist dann vielleicht langweiliger, funktioniert aber und liefert zuverlässige Ergebnisse.

Caffenol: Ein hausgemachter Entwickler auf Kaffeebasis.

Mein Caffenol-Rezept ist inzwischen ausgiebig erprobt und funktioniert eigentlich mit allen Filmen.

Caffenol-C-L
300 ml Wasser
5 g. Wasch-Soda
3 g. Vitamin C
12 g. Löslicher Kaffee
1 Meßlöffel (< 0,5 g.) Kaliumbromid

300 ml passen genau in eine kleine Jobo Filmentwicklungsdose. 70 Minuten Entwicklungszeit sind es bei 20 Grad. Die ersten 10 Minuten hin und wieder bewegen und vorsichtig schütteln. Anschließend 60 Minuten einfach nur stehen lassen.

Der Vorteil dieser Semi-Stand Entwicklung ist, dass sich das Caffenol anfangs gleichmäßig verteilt, danach wirkt der Entwickler aber ausgleichend. Ich habe das Gefühl, dass sich der Film nimmt, was er braucht. Caffenol C-L ist außerdem durch das wenige Soda nicht so stark und mit der langen Zeit von 70 Minuten ist es ein gutmütiges Entwickeln, welches manche Fehler verzeiht.


Ergebnisse aus dem Berglabor:

Morgendliche Schafherde auf dem Weg zur Alm und ein etwas makaberes Stillleben mit toten Mäusen und verwitterter, bemooster Barbiepuppe, die ich im Wald gefunden habe.

Fatal war: Ich hatte keinen Messbecher und nur ein zu kleines Marmeladenglas. Da ich mein frisch angerührtes Caffenol ohne Vorwässern nicht in einem Rutsch, sondern in zwei Anläufen in das Entwicklerdöschen geschüttet habe, ist eine unschöne Linie über den ganzen Film entstanden. Gleichmäßiges Eingießen und sanfte Bewegung am Anfang des Entwicklungsprozesses sind, wie man sieht, essenziell.


Umso feiner ist der nächste Film geworden. Tatsächlich ist es einer meiner Lieblingsfilme, der ORWO DN21. Weil er nur 16 ISO hat, kann man auch bei helllichtem Tage mit weit geöffneter Blende fotografieren und das Jupiter 9 Objektiv kann mit ihm seinen ganzen Charme entfalten.

Hier eine Auswahl mit dem ORWO DN21. Die Bilder wirken fein, scharf, hell, freundlich und besonders auch in den Mitten differenziert. Es ist ein fabelhafter Film für sonnige Ferientage mit einem lichtstarken Objektiv. 

Die Ergebnisse des ORWO DN21 wirkten so exquisit, dass ich sie zuhause mit einem guten Scanner nochmal eingelesen habe um genauer hinzuschauen. Tatsächlich ist er so superfein, dass man kaum noch Korn erkennen kann und selbst an weniger dichten Stellen findet sich noch eine erstaunliche Tiefe mit Bildinformationen.


Der ORWO P400 ist ein grober Film, der dadurch viel Charakter haben könnte. Leider ist aber auch das Trägermaterial sehr dünn und so habe ich in meinem doch eher rustikalen Berglabor beim Abstreifen direkt den ganzen Film zerkratzt.

Durch seine Körnigkeit hat der ORWO P400 einen ganz besonderen Look. Das Bild wirkt beinahe luftig und atmend. Wolken, Nebel, Silhouetten könnten damit wunderbar wirken.

Der ORWO P400 kann in Caffenol sehr dunkel werden. Speziell, wenn man ihn überentwickelt bzw. zu heiß entwickelt, ist er kaum noch lesbar.
Bei einer Wanderung im Winter hatte ich ihn wieder dabei. Den Film habe ich anschließend bei Raumtemperatur, etwa 16-17 Grad, für 80 Minuten in meinem feinen Caffenol-Rezept standentwickelt. Ohne Scanner und ohne Computer war die Digitalisierung diesmal besonders knifflig. Letztendlich habe ich die Fotos abfotografiert und mit der App Snapseed, mithilfe des Kurven-Tools, in Positive umgewandelt.
Hier sind die Ergebnisse:

ORWO P400 im Winter. Ohne Scanner und ohne Computer habe ich hier versucht den dunklen Filmstreifen vor einer LED-Lampe in der Hütte abzufotografieren. Die Fotos der Negative habe ich anschließend mit einer App auf dem Handy in Positive umgewandelt, damit man sie sich anschauen kann. 


Der ORWO TC27 ist eigentlich ein Verkehrsüberwachungsfilm mit Potenzial im Infrarot Bereich. Er hat zwar feines, aber doch deutliches Korn und ist 400 ISO schnell. Auf mich wirkt er teilweise etwas gräulich, wenn nicht sogar melancholisch und erinnert z.B. an eine Vorort-Reportage, an Pommes und Dosenbier mit wenig Glamour… Stimmungsmäßig eher wie ein Verwaltungsakt, wie ein Blitzerfoto oder wie eine Dokumentation aus alten, vergangenen Tagen.

Über den beinahe frugalen Look des ORWO TC27 habe ich mich sehr gefreut. Ein so schillerndes Bokeh, wie ich es bei den filigranen Gräsern am Bachlauf gemacht habe, hätte mit jedem anderen Film kitschig werden können. Hier wirkt es aber erstaunlich unprätentiös. Die Einsamkeit und leicht wehmütig anklingende Abendstille eines entlegenen Bergdorfs passt auch gut zu diesem Film, finde ich. 


Einmal Innehalten, die Waldeinsamkeit spüren und den kleinen Dingen Achtsamkeit schenken. Was klingt wie eine Weisheit aus der Meditationsapp im Smartphone habe ich auf fünf Metern Waldweg probiert. Ein solider, zuverlässiger Film dafür ist der Kodak Tri-X 400. Unten auf dem Waldweg ist das Licht auch tagsüber eher schummrig und das besondere am Tri-X 400 ist der erstaunliche Dynamikumfang mit schön definierten Mitten. Man kann eigentlich nicht viel falsch machen, ich finde es einen echten Allrounder und fein ist er obendrein auch noch.

Hier eine Auswahl mit besonders feinen Fotos mit dem Kodak Tri-X 400. Kleinigkeiten auf einem kurzen Stückchen Waldweg. 


Hier ein besonderes Sahnehäubchen: Der JCH Streetpan. Es ist ein schneller Film, mit 400 ISO und einem enormen Dynamikumfang. In Caffenol ist er mir leider nie geglückt und ich hatte bisher wenig Glück: Zu heiße Entwicklung, Natron statt Waschsoda… Diesmal, meine Sommerzeit in den Bergen war schon fast vorüber, wollte ich es nocheinmal probieren.

Bergbilder des JCH Streetpan. Wolken, Morgensonne Wasserfälle und Abendlicht. Ein vielfältiger und edler Film mit großem Dynamikumfang. 

Wenn man ihn ganz leicht unterbelichtet, erinnert das samtige Mattschwarz des JCH Streetpan fast an eine Kohlezeichnung. Das Korn hat etwas Puderiges. Das Bild wirkt durch die Breite an dunklen Grautönen schwebend, als könnte man es mit einer Hand verwischen. Wolken kommen besonders dramatisch heraus. Allerdings ist auch das silbern glänzende Dolomitgestein, welches in Wirklichkeit freundlich und hell scheint, dunkel und mystisch.


Die Civetta gilt als einer der schönsten Berge in den Dolomiten. Auf dieser Wanderung nahm ich erneut meine treue Zorki-Kamera, hier allerdings ergänzt durch einen Gelbfilter. Gelbfilter helfen den Himmel dramatischer zu gestalten und heben insbesondere die Wolken besonders hervor.  In der Landschaftsfotografie bietet es sich an, besonders feine Filme zu nehmen und auch leichte Grüngelb- oder Gelbfilter können dann zusätzlich helfen, das Foto besser zu konturieren.

Wanderung an der Civetta entlang mit der Zorki und leichtem Gelbfilter auf Ilford PAN F 50. 

Der Ilford PAN F 50 ist eigentlich ein sehr feiner, klassischer Film – diesmal allerdings im Berglabor leicht unterentwickelt, was die Schatten zusätzlich schwärzt und den Himmel und die Gewitterwolken noch mehr zur Geltung bringt. 


Sehr deutlich kommt der Filter-Effekt bei diesem Versuch zur Geltung: Ilford SFX 200 mit 720er Infrarotfilter. Das ist ein Filter, der das gesamte sichtbare Licht bis 720 nm blockiert. Dadurch muss man aber auch deutlich längere Belichtungszeiten kalkulieren. Hier habe ich die meisten Fotos mit der Zorki und maximal geöffneter Blende (beim Jupiter 12 Objektiv ist das 2.8) etwa 1/60tel Sekunde oder sogar etwas länger, allerdings immer aus der Hand belichtet.

Berge, Morgenlicht und am Wasserfall. Erste Infrarot-Versuche mit 720er Filter und in Kaffee entwickelt. 


Feine Fotos aus dem Berglabor: In manchen meiner anderen Beiträge sammele ich feine Fotos. Dort ist es schön zu sehen, wie fein und dynamisch analoges Fotomaterial auflösen kann, wie viele Details sichtbar werden und was die Technik alles leisten kann. Allerdings ist das eigentlich nicht so sehr Thema in meinem Berglabor. Hier soll es vor allem darum gehen, zu zeigen, wie mit einfachsten Mitteln und quasi aus dem Reiserucksack heraus analog fotografiert und entwickelt werden kann.
Der ADOX CMS 20 II ist nun allerdings so fein geworden, dass ich nach dem Urlaub die Negative aus dem Berglabor auch einmal mit meinem guten Scanner zu Hause eingelesen habe. Hier sind die Ergebnisse.

Wenn man dem Wildbach Tegnàs immer weiter hinauf in die Berge folgt, kommt irgendwann die Quelle. Es ist ein magischer Ort, wo das Wasser überall aus den Felsen und zwischen den Steinen hervor quirlt und voller Lebenslust seine Reise hinab ins Tal antritt. 

Einer der schönsten Filme für Landschaftsfotografie ist sicherlich der japanische Fuji Acros. An einem winterlichen Neujahrstag wollte ich meiner Lieblingskamera einmal diesen besonderen Leckerbissen gönnen. Die Detaildichte, die feinen Kontraste und die differenzierten Dunkelgrautöne haben mich sehr überrascht.

Feine Fotos zu Neujahr. Mit meiner Lieblingskamera und Fuji Acros Film im Val d’Angheraz. Entwickelt habe ich den Film noch auf der Hütte, eingescannt jedoch wieder Zuhause im Atelier, mit meinem guten hochauflösenden Scanner.


Hoch hinauf. Auf teilweise schwierigen Steigen bin ich hier früh morgens 1800 Meter hoch auf das Hochplateaus Altopiano der Pale di San Martino gewandert.
Es ist fast wie auf dem Mond. So hoch oben findet man sich in den Bergen in einer anderen Welt wieder. Es war ein wolkiger Tag mit viel Regen. Völlig durchnässt und wegen des schlechten Wetters sehr einsam war ich auf dem „Sentiero 766 Albireo“ unterwegs.
Dabei hatte ich die Zorki mit dem Jupiter 9 Objektiv. Es ist ein weiches 85 mm Objektiv mit riesigen Gläsern und großer, weit öffnender Blende. So haben die Fotos auf dem eher unempfindlichen Film „Lomography Babylon 13“ einen traumartigen, leicht isolierenden Charakter. Tatsächlich enthalten ist im Lomo Babylon 13 Film das feine ORWO DN21 Material, welches wir schon von früheren Experimenten kennen.
In diesem Fall fand ich die 85 mm Brennweite gut. Es scheint, als ob man in einem kleinen altmodischen Theater die Vorhänge öffnet und auf eine Bühne schaut, wo sich das Geschehen dann abspielt. Aber es wirkt nicht so, als ob man wirklich mittendrin und mit dabei wäre. Besonders eindrucksvoll ist das Spiel der Wolken um die Berggipfel. Ich mag die weichen Unschärfen und Vignetten gegenüber den schroffen Felsen und freue mich über die kurzen Risse in der Wolkendecke, wenn die Sonne scheint.

Nach einem langen Tag in den Bergen ist hier meine vielleicht umfangreichste Galerie: Pale di San Martino mit der Zorki und dem Jupiter 9 Objektiv auf Lomography Babylon 13 Film.
Entwickelt und gescannt im Berglabor Dolomiti.


Nach einem langen Sommer in den Bergen packte ich über Silvester erneut alles für mein Berglabor: Zorki, Caffenol, Fixierer und einen mobilen Scanner. 

Alles, was man zum Fotografieren braucht: Zorki-Kamera, Entwicklungsdöschen, fertig gemischtes Caffenol, ein Fläschchen Fixierer und ein Scanner. Das Berglabor im Winter.

Der ORWO LF10 ist ein eigenartiger Film. Er trennt die Welt in eine helle und eine dunkle Seite. Wie ein Jedi-Ritter bei Star Wars muss man sich dann entscheiden, was man sehen will. Es gibt nämlich auch in den dunklen Bereichen durchaus feine Details. Der ganze enorme Dynamikumfang des Filmmaterials lässt sich indessen kaum ohne komplexe Software und Bildbearbeitung in ein digitales Foto packen. Also habe ich den Film zu hell gescannt.

Der düstere, sehr kontraststarke ORWO LF10 war mein erster Film in diesem Winter. Schneeberge, winterliches Bergdorf und Wildwasser. 


Filmentwicklung bei 7 Grad.

Es ist Teil des Spiels, wenn man Experimente macht, dass nicht alle Filme gelingen. Mein Caffenol-Rezept funktioniert eigentlich ziemlich gut – nur die Temperatur sollte man im Rahmen von 20 Grad halten.

Bei 7 Grad Standentwicklung über 3 Stunden ging es noch halbwegs gut. Der Film war fahl, aber fein durchgezeichnet. Nach 70 Minuten bei knapp 30 Grad am Kachelofen war der Streifen hingegen beinahe schwarz. Manche Filme zerkratzen, andere reißen. Ich finde es ein ehrliches und den schroffen Bergen angemessenes Arbeiten, wenn sich auch solche Spuren im analogen Material wiederfinden.

Hier eine Auswahl mit verschiedenen Filmen. Einige habe ich zu heiß entwickelt, andere zu kalt, einige sind mir gerissen.


Das Helios 44 Objektiv auf Makro-Rohr aus einer Toilettenpapierrolle.

Schnee und Eiskristalle sind filigrane Wunderwerke. Während ich in den Winterferien ein Buch über den amerikanischen Forscher und Fotografen Wilson Bentley gelesen habe, wollte ich ausprobieren, wie weit und wie nah ich der Welt mit den beschränkten Mitteln in der Berghütte auf die Pelle rücken könnte.
Der Blick durch eine extrem vergrößernde Makro-Kamera eröffnet völlig neue Welten. Man vergisst alles andere um einen herum. Der Fokusbereich ist nur wenige Millimeter, Licht und Schatten schaffen dynamische Flächen mit Monsterbokeh und zwischen den Kreisen und blitzenden Lichtern treten für das eigene Auge kaum sichtbare Strukturen hervor.

Extreme Makrofotografie mit Klopapierrolle und der Zenit 3M Spiegelreflexkamera. Auf feinstem Kodak TMax 100 Film nach 70 Minuten Standentwicklung bei 20 Grad in Caffenol-CL. 


Der Street Candy ATM400 ist ein Schwarzweißfilm, welcher ursprünglich für Sicherheits- und Überwachungskameras in Banken und Geldautomaten verwendet wurde.
In Caffenol entwickelt, wird er bei mir regelmäßig sehr grobkörnig. Details oder feine Strukturen funktionieren damit nicht mehr, für die Landschaftsfotografie finde ich ihn aus diesem Grunde nicht so gut geeignet. Bei großen Formen, weiten Flächen tritt das Korn jedoch schön hervor und die Fotos bekommen dadurch eine jenseitige, traumartige Attitüde. Augenblicke kurz vor der Zersetzung und vollständigen Auflösung der Welt.

Die wenigen Sonnenstrahlen an kurzen Wintertagen einfangen: Street Candy Film mit der Zorki in den Bergen. Bei Gegenlicht entstehen durch die Blende des Jupiter 12 Objektivs die fliegenden Pentagone: ⬟⭔⬠. 


Zum Neuen Jahr gab es kein Feuerwerk. Stattdessen bin ich mit meiner Stirnlampe vor der Zorki herumgerannt und habe Langzeitbelichtungen gemacht.

Analoge Lichtmalerei. Langzeitbelichtungen mit Drahtauslöser und Zorki4K im verschneiten Garten. Entwickelt mit Caffenol. 


Am Ende eine kleine Vorgeschichte. Der Auftakt für mein Berglabor…

Letztes Jahr im Winter war ich schon einmal in den Bergen und habe versucht dort nicht nur analoge Fotos zu machen, sondern den Film anschließend auch direkt zu entwickeln und zu digitalisieren. Nur hatte ich damals nichts dabei. Nur meine Zorki zum fotografieren.

Erstes Berglabor: Versuch einen Film im Topf mit Kaffee zu entwickeln und mit normalem Kochsalz zwei Tage lang auf dem Ofen zu fixieren. 

In einem abgedunkelten Zimmer zog ich den Film aus der Kamera und legte das ganze Band in einen großen Kochtopf mit meiner Caffenolmischung. Das war damals das Delta-Rezept, welches schneller geht. 15 Minuten versuchte ich dann mit Gummihandschuhen vorsichtig den Film im Kochtopf zu bewegen, bis alles benetzt und entwickelt war. Schließlich legte ich ihn kurz in eine Schüssel mit etwas Essigwasser und zum Wässern in einen Eimer.

Mit Kaffe entwickelter Film zum Fixieren in Salzlösung

Auf dem Herd habe ich versucht, so viel Salz wie möglich in einem Liter warmem Wasser zu lösen. In dieser übersättigten Salzlösung habe ich anschließend den Film zwei Tage lang auf dem Kachelofen fixiert und hin und wieder durchgeschüttelt.

Ein Fehler war, dass das Fixierbad im Gurkenglas nicht lichtdicht war. Tatsächlich darf ein Film nach der Entwicklung noch nicht sofort ans Licht! Erst nach einer Weile im Fixierbad ist er nicht mehr empfindlich. So ist mein erster Filmentwicklungsversuch sehr dunkel geworden. Dennoch hat es funktioniert und es ergaben sich Negative, welche ich am Fenster gegen das Licht mit einer kleinen Digitalkamera abfotografieren konnte.

Zu Hause mit Wechselsack und Filmentwicklungsdose habe ich ein zweites Mal versucht, ob man einen Film in gesättigter Salzlösung fixiert bekommt. Es wäre einfach so cool, nur mit Hausmitteln… Diesmal ist der Film sehr schön geworden.

Nach ein paar Wochen habe ich ein Stück des Films wieder hervorgeholt und mit einem feinen Pinsel und KODAK Xtol Entwickler ein kleines X auf ein leeres, in Salz fixiertes Negativ gezeichnet. Leider wurde die Spur sofort sichtbar. Der Film war nicht richtig fixiert. Also auch wenn es zum Scannen und sogar Printen in der Dunkelkammer ausgereicht hat – wirklich sicher und haltbar ist das Ganze nach meiner Beobachtung leider nicht.

Zweiter Versuch. Winter in den Bergen. Mit Caffenol entwickelt und in Salz fixiert. Aber diesmal mit Filmentwicklungsdose. 


Fotografieren auf Reisen macht sehr viel Spaß. Aber auch wenn man zu Hause ist, kann man viel erleben und nicht nur Experimente machen. Oft ergeben sich daraus tatsächlich schöne, besondere Fotos und ganz neue Blickwinkel auf die eigene Stadt.

Über meine fotografischen Eskapaden in Bonn habe ich einen inzwischen sehr umfangreichen Beitrag mit vielen Hunderten Fotos geschrieben. Wer möchte, ist herzlich eingeladen zum Stöbern, Lesen und Fotos angucken: Bon(n) ExpérimentalFotos aus Bonn