Pilgern auf dem Küstenweg

Kap Finisterre, am Ende der Welt
Cabo Fisterra, Finis Terrae‚ Ende der Erde

Von Bilbao bis Santiago de Compostela sind es 663 Kilometer. Bis ans Ende der Welt, bis zum „Kap Finisterra“ sind es dann noch einmal 90 km. Insgesamt also 750 Kilometer.

Pilgerzeit auf dem Camino del Norte

Im Sommer 2017 habe ich mich zu Fuß auf den Jakobsweg gemacht. Im Schnitt läuft man als Pilger mit Gepäck 25 Kilometer am Tag. Nach 33 Etappen war ich angekommen.

Die Wandertage auf dem „Camino de Santiago‎“ sind sehr erfüllt und natürlich nimmt man von so einer Reise viele besondere Eindrücke mit nachhause. Nur, wie kann man das alles erzählen? Was bleibt, nachdem man so eine lange Pilgerreise unternommen hat?
In anderen Reiseberichten finde ich vor allem die fremden Menschen interessant. Was sie erzählen, was sie machen, was sie sich wünschen… Auch kleine Anekdoten, Begegnungen mit Tieren und besondere Naturbeobachtungen sind spannend zu lesen.

Das Schönste ist morgens einfach loszulaufen

Nicht so aufregend sind dagegen endlose Fotoreihen und langatmige persönliche Überlegungen und Meinungen. Wenn man von einer Reise erzählt, ist es gar nicht so verkehrt, sich selbst ein bisschen zurückzunehmen; man sollte bewußt versuchen möglichst nah am Geschehen zu bleiben und wenig selber zu beurteilen – dann kann man vielleicht ein bisschen von den vielen Geschichten und Bildern vermitteln, die man mitgenommen hat und die sich eingeprägt haben.

Sonnenuntergang am Meer

Von dieser Reise habe ich über 1000 Fotos mitgebracht: Wunderschöne Sonnenuntergänge am Meer, Steilküsten, verträumte Wege durch alte Wälder… Aber auch lange, graue Strassen durch verregnete Industriegebiete, faulige Flüsse und viele verfallene Häuser und alte Fabriken findet man da. So viele Fotos sprengen aber jeden Rahmen und irgendwie muss man doch filtern und eine Auswahl treffen.

Besonders fand ich vor allem die vielen Tiere. Katzen, die einen argwöhnisch beäugen, Hunde, deren Revier man durchkreuzt, Vogelstimmen, eine verwilderte Meerschweinchen-Kolonie… Man hat jeden Tag solche Begegnungen.
Auch tote Tiere gibt es immer wieder: Ziegen mit gebrochenem Genick, überfahrene Katzen, tote Igel, platte Ratten und unendlich viele zermatschte Schnecken säumen den Wegesrand.

Churros mit heisser Schokolade

Besonders ist aber auch, wie anders beim Wandern die Zeit vergeht. Die Tage kann man sich beim Pilgern einteilen, wie man möchte. Kontrollen gibt es keine und so läuft man manchmal 40 Kilometer, manchmal bleibt man aber auch einfach an einem schönen Strand hängen oder geht stundenlang in eine gemütliche Bar zum aufwärmen.

Und schließlich, wie ich auch schon in meinem Blog-Beitrag über das „Unterwegssein“ schreibe, finde ich nun auch wieder auf dem Jakobsweg vieles rund um die Reise an sich besonders poetisch. Die Strassen, die gelben Pfeile, die kreative Wegführung über Eisenbahnbrücken, Baumstämme, durch Hinterhöfe und über Kuhweiden, Klippen und Sandstrände – hinter jeder Kurve ergibt sich ein neues Bild.

Kreative Wegführung über eine Eisenbahnbrücke

Nach einer Weile beginnt man sich so recht als Vagabund zu fühlen. Jede Nacht schläft man woanders, man kennt niemanden unterwegs und ist nirgends zuhause. Es ist ein herrliches Freiheitsgefühl! Der schönste Moment ist früh morgens, wenn man mit all seinem Hab und Gut auf dem Rücken die Türe der Albergue hinter sich zuschmeißt und wieder weiter immer der Nase nach in die Welt hinaus laufen kann.

Hier habe ich mich nun entschlossen für jeden Tag der Reise ein Foto der Unterkunft bzw. einen Eindruck vom Ende der Tagesetappe zu zeigen. Es sind die Orte, wo man abends angekommen ist, wo man seinen Stempel in das „Credenzial“ (der Pilgerausweis) bekommt und wo man sich waschen, essen und ausruhen kann. Es sind die „Albergue“, wo man sich am meisten wie ein Pilger fühlt, wo man andere Pilger trifft und die vielleicht am besten etwas vom Gefühl einer „Pilgerreise“ vermitteln.

Ein sonniger Waldweg in Galicien

Meistens findet man eine Albergue – das ist das Refugio, die typische Pilgerunterkunft. Wenn aber alle Albergues belegt sind, muss man weiterlaufen. Manchmal gibt es eine günstige Pension und wenn das auch nicht geht, kann man hoffen irgendwo auf dem Boden zu schlafen. Irgendwie kommen eigentlich immer alle unter und oft hat der müde Pilger auch Glück und bekommt doch noch das letzte Bett oder kann sich eine Isomatte von anderen Pilgern leihen. Die einzelnen Tagesetappen sind die Meilensteine, Ergebnisse die man geschafft hat und an die man am nächsten Tag anknüpfen kann.

Schlussendlich bin ich jeden Tag ein bisschen weiter gewandert. Tatsächlich immer zu Fuß und ohne unlautere Hilfsmittel – als da wären der FEVE (die Nordspanische Schmalspurbahn), private Rucksacktransporter, Busse, Taxis… In Santiago war ich zwei Tage, das letzte Stück bis zum Kap Finisterra war dann für mich nochmal ein sehr lohnender Abschluss und im Rückblick eines der schönsten Stücke dieses Pilgerweges.

Meine Tagesetappen waren:

Meilensteine auf dem Jakobsweg – 0,00 km. Angekommen!

18. Juli ⇨ Bilbao
19. Juli ⇨ Castro Urdiales
20. Juli ⇨ Liendo
21. Juli ⇨ Noja
22. Juli ⇨ Güemes
23. Juli ⇨ Boo de Pielagos
24. Juli ⇨ Santillana del Mar
25. Juli ⇨ San Vicente de la Barquera
26. Juli ⇨ Pendueles
27. Juli ⇨ Villahormes
28. Juli ⇨ La Isla
29. Juli ⇨ Villaviciosa
30. Juli ⇨ Gijon
31. Juli ⇨ San Martín de Laspra
1. August ⇨ El Pito
2. August ⇨ Soto de Luiña
3. August ⇨ Cadavedo
4. August ⇨ Piñera
5. August ⇨ Tapia de Casariego
6. August ⇨ Gondan
7. August ⇨ Mondoñedo
8. August ⇨ Vilalba
9. August ⇨ Baamonde
10. August ⇨ Miraz
11. August ⇨ Sobrado dos Monxes
12. August ⇨ Arzua
13. August ⇨ Arca-Pedrouzo
14. August ⇨ Santiago
15. August ⇨ In Santiago
16. August ⇨ Piaxe (A Pena)
17. August ⇨ Olveiroa
18. August ⇨ Cee
19. August ⇨ Fisterra