Strategien im Kunstmarketing

In meinem Beitrag über Kunstmarketing sammle ich allgemeine Tipps und Ideen, wie Kunstschaffende mit dem Thema Marketing umgehen können. Man kann meinem Marketingkonzept jedoch vorwerfen, es wäre zu verträumt. Schließlich frage ich ganz zentral am Anfang: “Was wäre das Beste, was mir und meiner Kunst passieren könnte?“

Künstlerinnen und Künstler schaffen ihre Werke und hoffen dann, diese zu verkaufen. Ein Unternehmen würde es anders machen, viel zielorientierter. Es würde nicht einfach drauflos produzieren und dann versuchen, seine geschaffenen Produkte zu Geld zu machen. Vor der Produktion würde man erst versuchen, mehr über seine Zielgruppe und ihre Bedürfnisse zu erfahren. Und anschließend entsprechende Produkte entwickeln.  

Diese Möglichkeit der „marktorientierten Kunstproduktion“ möchte ich an manchen Stellen auch nicht ohne leichte Ironie aus Künstlersicht beleuchten. Indem ich teilweise überspitzt und schablonenhaft Zielgruppen beschreibe und Kunst als Produkt darstelle, möchte ich zeigen, dass man sich wegen des Marketings nicht zu sehr verrückt machen sollte. So manches schillernde Phänomen auf dem Kunstmarkt wirft Fragen auf. Wie steht es um die Authentizität und Integrität der künstlerischen Arbeit? Wird Kunst lediglich als marktorientiertes Produkt geschaffen, das auf Basis von Marktanalysen und Trendforschungen entwickelt wird?

Dieser Beitrag will versuchen, die Zielgruppe von zeitgenössischer Kunst und ihre spezifischen Präferenzen zu erforschen. Anhand der gewonnenen Informationen werden wir dann auf künstlerische Produkte eingehen und schauen, wie man sie am besten auf den Markt bringt. 

Mini-Marketingstrategie für Eilige. To-do-Liste:

1. Ziele setzen:
Definiere SMART-Ziele für deine künstlerische Karriere. Überlege, was für dich und deine Kunst am besten ist.

Die Abkürzung „SMART“ steht übersetzt im Deutschen für:
S – Spezifisch
M – Messbar
A – Attraktiv
R – Realistisch
T – Terminiert

2. Zielgruppe verstehen:
Identifiziere potenzielle Galerien, Sammler oder deine spezielle Zielgruppe. Wo und an wen möchtest du deine Kunstwerke verkaufen? Verstehe ihre Bedürfnisse und Interessen.

3. Dein Produkt, Instrumente und Aktivitäten auswählen:
Entscheide dich für Kunstwerke und Angebote, die deine künstlerische Integrität bewahren. Denke nicht nur an Verkäufe, sondern berücksichtige auch Ausstellungen, Kunstpreise und Stipendien als
Ziele.

4. Maßnahmen planen:
Schaffe Inhalte und erzähle Geschichten zu deiner Kunst (Storytelling und Kontextualisierung). Nutze soziale Medien und digitales Marketing, arbeite mit lokaler Presse zusammen und baue Partnerschaften und Kooperationen auf.

5. Erfolg bewerten:
Verfolge Verkaufszahlen und sammle Feedback. Prüfe, was gut funktioniert hat und identifiziere Bereiche zur Verbesserung für zukünftige Aktivitäten. Passe deine Strategie an.

Kunstschaffende müssen sich von der Masse abheben, um gesehen zu werden. Dieser Druck schafft aber auf Dauer auch große Probleme. Es entstehen immer weniger “echte” Kunstwerke. Stattdessen sehen wir immer mehr künstlerische Marken und spezifische Designs. Formelhaftes Arbeiten ist in meinen Augen Dekoration und solche Kunst bleibt ohne gesellschaftliche Bedeutung. Zwei herrliche Bücher, die man in diesem Zusammenhang lesen kann, wären: “Kann ich das auch? 50 Fragen an die Kunst” von Kolja Reichert und “Kunst hassen: Eine enttäuschte Liebe” von Nicole Zepter. 

Ich möchte durch meine fiktiven Marketingüberlegungen in diesem Beitrag vor allem zeigen, dass ein zu strategischer Ansatz und insbesondere die marktorientierte Kunstproduktion nicht nachhaltig sind.
Zur Illustration habe ich kleinformatige Skizzen aus meinem Entwurfsschrank genommen. Es handelt sich um „B-Ware“, Skizzen auf Papier, auf denen ich etwas ausprobiert und herumgekritzelt habe oder versuchen wollte, ob eine Idee funktioniert. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz habe ich aus diesen Vorlagen Bilder generiert, die meiner Meinung nach ganz gut dem entsprechen, was gemeinhin als „dekorative Kunst“ bezeichnet wird.
Indem wir hier die Beliebigkeit und Austauschbarkeit solcher künstlich generierten Kunstwerke erkennen, möchte ich eine Lanze für mehr Menschlichkeit brechen. Ich möchte Kunstschaffenden die Angst vor Fehlern nehmen, die Unsicherheit bezüglich ihrer Professionalität beseitigen und sie ermutigen, einen eigenen Weg zu gehen und eigene Ideen auszuprobieren.
Am Ende des Beitrags sieht man in einer kleinen Galerie die Originalen Vorlagen für die Illustration.

„Gib ihnen Qualität. Das ist die beste Werbung.“ – Milton Hershey

Karrierewege in der Kunst: Zwischen Kreativität und Kommerz

Am Anfang einer künstlerischen Karriere schlagen junge Künstlerinnen und Künstler oft einen ganz bestimmten Weg ein.  „Strategien im Kunstmarketing“ weiterlesen

Kunstmarketing

Über Marketing gibt es viele Bücher und Blogs. Jedes große Unternehmen hat Marketingexperten. Doch trotz all diesem professionellen Wissen für nahezu alle Wirtschaftszweige gibt es kaum brauchbare Tipps und Ideen für Künstlerinnen und Künstler. Bücher zum Thema Kunstmarketing richten sich fast ausschließlich an kulturelle Institutionen, an Museen oder Konzerthäuser. Die meisten angebotenen Lösungen sind entweder zu trivial und bestehen nur aus schlagwortartigen Plattitüden, oder sie sind viel zu groß und umfassend für Einmannbetriebe, Freiberufler und Soloselbstständige. Auch Videos auf Youtube helfen nur selten weiter, weil man sie nicht ohne Weiteres in eine eigene Strategie umwandeln kann. 

Eine besondere Herausforderung ist, dass Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeit nicht immer und ausschließlich an den Bedürfnissen des Marktes ausrichten können und wollen.
Warum das so ist, habe ich in einem eigenen Beitrag über Marketingstrategien geschrieben.

Bacchanal, Öl auf Holz, 33 x 46 cm © Georg Cevales
Bacchanal, Öl auf Holz, 33 x 46 cm

Bacchusfeste im antiken Rom waren Feierlichkeiten, die von den Bacchanten und Bacchantinnen oft mit wildester Ausgelassenheit zelebriert wurden. 

Das Bacchanal ist ein typisches Sujet in der Kunst und hat schon immer Sammlerinnen und Sammler angesprochen. Für meine Überlegungen zum Produkt- und Werkkonzept in der Malerei habe ich mich hier von Francesco Zuccarelli inspirieren lassen und ein kleinformatiges Bacchanal mit Öl auf Holz gemalt. Es ist quasi ein Kabinettstück, ein Bild, welches man unkompliziert besitzen kann, nicht teuer und speziell für kleine private Räume gedacht.

Ich möchte mich an dieser Stelle nicht als weiterer Experte hervortun oder ein komplett neues Fass aufmachen. Aber ich möchte einen inspirierenden Text schreiben und konkrete Ideen zusammentragen. In diesem Beitrag will ich Tipps sammeln, die Künstlerinnen und Künstlern helfen können, mit dem Thema Marketing umzugehen. Dabei soll dieser Text immer weiter wachsen und nach und nach zu einer umfangreichen Marketing-Inspirationsquelle werden. 

Wirtschaftliches Denken ist für Kunstschaffende oft ein besonderes Problem.

Vieles, was in der Wirtschaft funktioniert, kann theoretisch auch für Kunstschaffende gelten. Dennoch ist es in der Praxis nicht so einfach. Einerseits definieren sich Künstlerinnen und Künstler stark über ihre Tätigkeit. „Wollen Sie sich zur Hure des Marktes machen? Die Kunst ist frei!“ Kunstschaffende sind auch oft menschlich nicht ganz unkompliziert. Teilweise sind sie geradezu narzisstisch, selten kritikfähig und es fehlt ihnen jegliche professionelle Distanz zur eigenen Arbeit. Andererseits haben Kunstschaffende oft das Gefühl, alles zu können. Besonders wenn sie Geld brauchen, sind sie auch bereit (fast) alles zu machen: „Familienwappen? Porträts? Kopien? Ich male ihnen alles! Hauptsache, es kommt irgendwie Geld rein…“ 

Ikone, Öl mit echtem Lapislazuli und Gold auf Holz, 64 x 50 cm © Georg Cevales
Ikone, Öl mit echtem Lapislazuli und Gold auf Holz, 64 x 50 cm

Im Rahmen meiner Forschung zum Werk- und Produktkonzept in der Malerei habe ich diese Ikone mit Öl auf Holz gemalt.

Den Bildträger habe ich nach dem Hochwasser am Rheinufer gesucht, einige Jahre trocknen lassen und anschließend bemalt. Das Inkarnat ist auf Basis von zyprischem Ocker, der Kapuzenpulli mit Lapislazuli gemalt und die Heiligenschein-Krone aus Blattgold.

Wenn man in der Malerei über den Werkbegriff nachdenkt, ist die Ikone das Extrem. Eine Ikone ist quasi das Kunstwerk in seiner Reinform. Es gibt sogar in vielen Völkern Erzählungen über wundertätige Ikonen. Mit Gold und kostbarem Lapislazuli immer weiter überhöht und aufgeladen entsteht nach und nach ein richtiges ideelles Gegenüber.

Flexibilität ist am Anfang einer künstlerischen Karriere wichtig, um überhaupt zu überleben, genau darin liegt aber später auch eine Gefahr. Viele Künstlerinnen und Künstler haben kein eigenes Profil. Sie können alles und nichts. Niemand weiß, was sie eigentlich machen und wollen. Wer bin ich als Künstlerin? Wer bin ich als Künstler? Was mache ich? 

Marketing für Kunstschaffende heißt zunächst, die eigene künstlerische Identität auszubauen.

Absinthfee, Öl auf Holz, 93 x 71 cm © Georg Cevales
Absinthfee, Öl auf Holz, 93 x 71 cm

Die grüne Absinthfee ist ein metaphorisches Konzept für künstlerische Avantgarde und die Entdeckung und den Dialog mit neuen, jenseitigen Welten.

Künstler wie Manet, Gauguin, Toulouse-Lautrec, Picasso oder Vincent van Gogh wurden von ihr inspiriert. Aber auch für weniger berühmte Namen, die oft am Rande der Gesellschaft lebten, quasi den „Punks des 19. Jahrhunderts“, war sie Trost, Inspiration und Muse. Die Absinth Fee (französisch La fée verte) kann als Symbol für das Bohème sein und für prospektives Gedankengut in einer sich wandelnden Gesellschaft stehen. Sie ist ein Zeichen für poetische Inspiration, für eine freie Geisteshaltung, neue Ideen und Transformation.

Viele Strategien beginnen mit einer sogenannten SWOT-Analyse. Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken. Für Künstlerinnen und Künstler ist das allerdings keine gute Herangehensweise. Die Risiken und Gefahren werden in den meisten Fällen erdrückend sein, die Chancen und Erfolgsfaktoren dagegen kaum auszumachen. 

Wettbewerb und Konkurrenzkampf wirken manchmal albern.

Profilbildung in der Wirtschaft geht auch oft über die Wettbewerber. Im Vergleich zeigen sich dann die eigenen Stärken… Doch auch dieser Weg ist für uns im Kunstbereich keine gute Methode. Schließlich möchten Kunstschaffende ja einzigartig sein. Im Vergleich mit seinen Wettbewerbern kann man sich dann zwar wunderbar anpassen, gleichzeitig wird man aber auch die eigenen Unzulänglichkeiten, Defizite und Schwächen erleben. Von Selbstzweifeln geplagt könnte man schließlich feststellen, dass es eigentlich alles schon gab. Viele haben vielleicht auch schon ähnliche Sätze gehört wie: „Deine Bilder erinnern mich total an…“ oder „du musst dir unbedingt mal den Künstler XY anschauen, der macht auch so Sachen.“

Besser als die klassische SWOT-Analyse ist es stattdessen den eigenen Wünschen einen Raum zu geben. Meine Marketingstrategie gründet deswegen auf Hoffnungen und Wünsche. Ich glaube, dass gerade im eigenen Willen und in Wünschen und Träumen eine ungeheure Kraft und großes Potenzial steckt. Und wenn man ihn richtig verfolgt, schärft dieser Weg auch die eigene Persönlichkeit und das eigene künstlerische Profil. 

Eine gute Frage zu Beginn wäre: Was ist das Beste, was mir und meiner Kunst passieren könnte?

Im Anschluss kann man noch mehr ins Detail gehen: Will ich Bilder verkaufen? Möchte ich von Kuratoren und Galerien entdeckt werden? Möchte ich Preise oder Stipendien gewinnen?
In den nun folgenden Absätzen will ich meine Ideen, Beobachtungen und Gedanken zu diesen drei konkreten Fragen zusammentragen.  „Kunstmarketing“ weiterlesen

Oben auf dem Gipfel, Gegenlicht

Wie Künstlerinnen und Künstler in Zukunft glücklich und effektiv arbeiten können. Mein Portfolio-Konzept.

Künstlerische Positionen bieten eigene Blickwinkel auf aktuelle Fragestellungen. Ob Gesellschaft, Umwelt oder wirtschaftliche Fragen – alles kann für Kunstschaffende interessant sein und ihre Antworten, Ideen und Positionen können helfen, aktuelle Probleme und Herausforderungen besser zu bewältigen.
Deswegen sind künstlerische Positionen relevant. Nicht nur für Kunstinteressierte, sondern auch für ein eher am Thema interessiertes, aber ansonsten kunstfernes Publikum sowie für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft.

In diesem Beitrag möchte ich ein Organisationsprinzip vorstellen. Ich habe es mir überlegt, um Kunstschaffenden zu helfen, in einen kontinuierlichen und inspirierenden Arbeitsprozess zu finden.

Perspektivenwechsel: Arbeit in Reihen statt Projekten

Beginnen wir mit einem Perspektivenwechsel. Anstatt in Projekten, denken wir uns die Arbeit in Reihen. So entsteht ein kreativer Fluss, ein kontinuierlicher Prozess mit ständig neuen Positionen. Für die Struktur nehmen wir Meilensteine. Ausstellungen, Dokumentationen und Berichte sind alles nur Meilensteine, aber nicht das Ende der künstlerischen Arbeit. Statt uns auf Projektergebnisse zu konzentrieren, nutzen wir die Resultate nur als Orientierungspunkte für unsere fortlaufende Arbeit. 

Fahrradfahren: Ein Portfolio zum Unterwegssein. 

 

Mein Portfolio-Konzept

Ich möchte die Felder der Vermittlung und eine kontinuierliche Arbeitsweise verbinden. Das gelingt über einen multimedialen Ansatz. Dafür habe ich den Arbeitstitel „Portfolio“ gewählt.

Inspiration und Arbeitsauftrag: Thematische Sammlungen als Werkzeug für persönliche Entwicklung

Traditionell wäre ein künstlerisches Portfolio eine Sammlung von Werken, die eine Person oder Gruppe als repräsentativ für ihr Talent oder Können betrachtet. Ich möchte den Begriff jedoch weiter fassen. Ein Portfolio in meinem Sinne ist eine thematische Sammlung. Portfolios sind eine strukturierte und systematische Methode, um Inspiration zu finden, Themen zu bearbeiten, neue Positionen zu reflektieren und zu dokumentieren. Gleichzeitig wachsen sie immer weiter und sind nie abgeschlossen. 

Auf meiner Webseite erstelle ich beispielsweise schon seit einigen Jahren regelmäßig solche eigenen künstlerischen Portfolios zu verschiedenen Themen: Zum Wald, über das Unterwegssein, ich sammele abstrakte Fotos, Blumenbilder und analoge Filmexperimente. Meine persönlichen Portfolios beinhalten dabei beispielsweise überwiegend Fotos, Texte und Malerei. Aber auch ganz andere Formen wären denkbar: Podcasts, Videos, Lyrik, Klänge und Geräusche…

„Das Zauberwort für einen erfolgreichen Portfolio-Aufbau lautet Diversifikation.“ – boerse.de

Mit meinem Konzept der multimedialen Portfolios möchte ich nicht nur meine eigene Präsentationsmethode auf dieser Webseite reflektieren. Mein Wunsch ist es, einen motivierenden Arbeitsansatz für Kunstschaffende zu entwickeln. Ich möchte sowohl die Praxis der künstlerischen Arbeit wie auch die Vermittlung der Kunst methodisch strukturieren. 

Wie sieht so ein Portfolio aus?

Ein Portfolio ist eine Sammlung mit künstlerischen Positionen zu einem ganz bestimmten Thema. Beispielsweise Zeichnungen, poetische Zitate, Fotos, Malerei, Videos etc.

Portfolios werden veröffentlicht, sind aber nie wirklich fertig. Sie sind thematische Forschungsaufträge und immer wenn neue Gedanken, Fotos, Zitate, Bilder oder sonstige Positionen dazu passen, wachsen sie weiter. In regelmäßiger Durchsicht werden sie umsortiert, neu gegliedert und manchmal fliegen auch alte, überholte Positionen wieder raus. 

Portfolios als Rahmen künstlerischen Schaffens

Meine Portfolios als Rahmen des künstlerischen Schaffens erheben für sich nicht den Anspruch, journalistisch zu informieren. Sie sind einzig ihrer eigenen Wahrheit verpflichtet, die sie mit ihren spezifischen Mitteln einkreisen und immer weiter herausarbeiten. Eine Wahrheit im Sinne von richtig und falsch werden sie vielleicht nicht erlangen. Dafür zeigen sie aber einen Weg auf. Sie führen uns, sie hinterfragen, werfen einen Augenmerk auf etwas Bestimmtes, zeigen auf, klagen an, zweifeln und begeben sich mit uns gemeinsam auf die Suche. Das Publikum wird vielleicht erkennen, dass es zwischen zwei extremen Positionen auch eine Mitte gibt.

Exkurs über die Wahrheit:
Was die Wahrheit ist, kommt immer darauf an. Eine Aussage ist wahr, wenn sie etwas richtig beschreibt. Eine Aussage ist falsch, wenn sie etwas nicht richtig beschreibt. Wahrheit ist also eine Eigenschaft von Aussagen, nicht von Sachverhalten an sich. Nichts kann für sich alleine wahr oder falsch sein. Es ist immer nur die Darstellung, die wahr oder falsch sein kann. Deshalb ist es auch so wichtig, Raum für umfassende Darstellungen zu schaffen. Nicht nur mit Sprache wie in der Wissenschaft, sondern auch mit allen anderen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.
Die Wahrheit ist oft relativ und es kommt immer auch auf die Umstände an. Eine Aussage kann in einem bestimmten Kontext wahr sein, in einem anderen Kontext aber falsch. Beispielsweise wäre die Aussage: „Es ist warm“ an einem Sommertag wahr, an einem Wintertag aber falsch. Wie wäre sie an einem sonnigen Februarwochenende, wenn sich die ersten Schneeglöckchen zeigen und der Schnee schmilzt? In einem Bild oder in einer künstlerischen Position kann das Verhältnis dargestellt werden. Die Wirksamkeit von „warm“ im Spiel mit „kalt“. So eine vergleichende Position würde die Umstände berücksichtigen und uns die Qualitäten von warm und kalt besser vermitteln.
Wahrheit ist oft subjektiv und hängt von der persönlichen Perspektive ab. Beispielsweise ist die Aussage „Ich bin wütend“ wahr, wenn die Person wütend ist. Wut ist jedoch ein komplexes Gefühl. Sie kann auch beispielsweise Ausdruck von Trauer sein, wenn eine Person nicht in der Lage ist, mit ihren Empfindungen umzugehen. Dann wäre die Aussage „Ich bin wütend“ nicht mehr zutreffend.
Wir sehen: Wahrheit ist kompliziert und niemals nur schwarz oder weiß. Der Wahrheitsgehalt einer Aussage kann sich ändern, wenn sich die Perspektive ändert und hängt auch von der Komplexität des Sachverhalts ab. Über Gedanken, Texte und künstlerische Positionen zu einem Thema, wie beispielsweise „Wärme“ oder „Wut“, könnte man sich dem Sachverhalt umfassend nähern und daraus vielleicht die beste Antwort und Wahrheit finden.

„Hör auf am Lebenslauf zu arbeiten. Starte den Aufbau eines Portfolios.“ – Dhiyavasu Bhadauria

Ein künstlerisches Portfolio hat sicher eine andere Methode, als wir es im wissenschaftlichen Kontext kennen. Persönlich, subjektiv gefärbt, originell ausgedacht… Aber was ist schon Wahrheit? Aktuell wird immer wieder erschreckend klar, zum Beispiel in Zusammenhang mit dem Klimawandel, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis keine entscheidende Rolle spielen. Politiker schaffen sich ihre eigenen, alternativen Fakten. Die Wirtschaft findet zu jedem Gesetz irgendein neues Schlupfloch, und jeder Stammtisch hat zu guter Letzt noch mal eine ganz andere Meinung dazu. Ich denke, das können Künstlerinnen und Künstler sicherlich genau so geschmeidig und ganz bestimmt wird es dann über die Zeit schöner und auf jeden Fall auch interessanter. 

Beispiele, wie mit Portfolios umgegangen werden kann:

  • Kunstschaffende können in Zukunft in diesem Sinne ihre Aufgabe viel weiter gefasst verstehen. Sie arbeiten einerseits mehrgleisig und haben immer viele „Eisen im Feuer“. Andererseits arbeiten sie tief und langfristig sehr umfangreich und können dadurch ein Themenfeld breit abstecken. Ihr Ziel ist zukünftig nicht mehr nur das einzelne Werk, eine Ausstellung und ggf. ein Katalog. Ein Portfolio in meiner Lesart kann man viel eher als ein digitales Künstlerbuch verstehen. Arbeit und Dokumentation werden zukünftig viel enger verzahnt. Meine Idee für die Kunst in Zukunft sieht multimediale Portfolios als wachsende, vernetzte, sich entwickelnde große Gesamt-Positionen. Portfolios sind eine Fortführung des Projektes. Ich möchte Kunstschaffende in einem erweiterten Kontext auch als Forscher, Wissenschaftler, Kuratoren, Kritiker und Redakteure verstehen. 
  • Kulturelle Institutionen könnten in Zukunft in diesem Sinne unter ihrem Dach viele solcher Portfolios vereinen, neue Portfolios beauftragen und immer tieferes und umfassenderes Wissen ansammeln. 
  • Stiftungen vermögen entsprechend ihrer Satzung die Patenschaft für passende Portfolios zu übernehmen und fördern dadurch gezielt frische Positionen. 
  • Ausstellungsräume werden in Zukunft eher eine Art „Situation Room“ und geben aktuelle Einblicke in momentan stattfindende Prozesse. 
  • Kuratierende werden mit ihren Ausstellungsbudgets eigene Aufträge an Kunstschaffende vergeben können, die anschießend auf ihren Gebieten weitere Forschungen unternehmen und damit an Portfolios anknüpfen oder neue Portfolios erstellen. Wie in einem Magazin können verschiedene Positionen von Kuratoren und Kuratorinnen zu einem Thema gebündelt werden, die Darstellungsform unterscheidet sich aber und geht weit über den Anspruch eines Magazins hinaus. Sponsoren können sehr viel gezielter angesprochen werden und die inhaltliche Verantwortung wird gestreut: Innerhalb eines Portfolios können auch ganz unterschiedliche Positionen vertreten sein. So kann der Problematik der Cancel Culture in brisanten thematischen Umfeldern begegnet werden. 
  • Besucherinnen und Besucher schaffen sich schließlich einen Überblick über bisher gesammelte Erkenntnisse. Sie können in sozialen Medien ihren Lieblingsportfolios in Form von dazugehörigen Hashtags folgen und je nach Bedarf tiefer in die Materie eintauchen, indem sie die dazugehörige Homepage bzw. die Blogs der Kunstschaffenden besuchen und dort aktuell auf dem Laufenden gehalten werden.

Kunst ist ein integraler Bestandteil des sozialen und kulturellen Lebens. Durch Kunst können wir vieles besser verstehen und dem Leben Bedeutung geben. Während die Kunst seit Jahrhunderten besteht und sich stetig weiterentwickelt, stellen soziale Medien und die Art und Weise, wie Projekte durchgeführt werden, Kunstschaffenden vor neue Herausforderungen. 

Der Kunst mehr Bedeutung für das eigene Leben geben

Zum Abschluss dieses Beitrags möchte ich zwei Herausforderungen genauer betrachten. Zum einen die Tatsache, dass die sozialen Medien oft nur oberflächlich sind und zum anderen, dass Projekte ein definiertes Ende haben. Das widerspricht den wesentlichen Ideen der Kunst, von Bedeutung und Entwicklung.

Mein Hintergedanke ist, dass aus dem Verständnis dieser beiden Probleme mein Portfoliokonzept etwas mehr Gewicht bekommt.

Das Problem der sozialen Medien

Soziale Medien wie Twitter, Instagram oder ein Video bei Youtube sind eine gute Möglichkeit, um gesehen zu werden. Die Aufmerksamkeit des Publikums ist dort aber nur kurz und wird der komplexen Thematik und der gewünschten Tiefe und Betroffenheit der künstlerischen Position selten gerecht. Eine Folge ist, dass viele Themen nur vereinfacht dargestellt werden. Die sozialen Medien sind zunächst vielleicht kurz von Vorteil, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. Langfristig sind sie aber ungünstig, wenn nichts weiter kommt bzw. wenn der nötige Hintergrund fehlt.

Soziale Medien funktionieren nur als Plattform für Kunst, wenn die Künstlerin oder der Künstler bekannt sind. Ungewohnte Sichtweisen, Avantgarde und künstlerische Positionen, die nicht im Mainstream sind, haben hier keine große Reichweite. Manchmal gibt es natürlich „One-Hit-Wonder“, beispielsweise lustige kleine Filme. Nur weiß dann meistens keiner mehr, vom wem sie ursprünglich eigentlich waren.

Schließlich ist ein Problem der sozialen Medien, dass sie keinen Dialog ermöglichen. Oft wird das Publikum nur als Rezipient gesehen und kann nicht aktiv an der Kunst teilhaben. Soziale Medien ermöglichen es nicht, einen direkten Dialog zwischen Kunstschaffenden und Publikum zu führen.

Der hinterfragende, suchende Ansatz von vielen Kunstschaffenden lässt sich oft nicht kurz und einfach darstellen. Wie können künstlerische Ideen so vermittelt werden, dass sie besser sichtbar und greifbarer werden? Hier braucht es einen umfassenderen neu gedachten Ansatz für die Kunstvermittlung. Es muss ein kreatives und interaktives Umfeld geschaffen werden, welches die digitale Welt und die analoge Wirklichkeit gleichermassen darstellen kann.

Das Problem der Projekte

Projekte haben einen Anfang und ein Ende. Jedes Œuvre hat jedoch einen roten Faden, etwas, das über die zeitliche Begrenztheit der Projekte hinausführt.

Kunstschaffende arbeiten heute oft nur projektweise. Jedes Projekt hat aber nach seinem Anfang immer auch ein Ende, auf das oft nicht nur eine finanzielle Dürreperiode, sondern auch ein schwermütiges Motivationstief folgt. Dabei hätten die meisten Künstlerinnen und Künstler aber viel mehr mitzuteilen, als sie im zeitlichen Rahmen des Projektes ausdrücken konnten. Wie können sie sich motivieren, wie können sie weiter machen und woher nehmen sie ihre Inspiration?

Im Prinzip können wir in jedem Werk eine rote Linie entdecken. Es gibt immer einen Faden, der sich durch das Œuvre zieht. Bei manchen Kunstschaffenden ist dieser Faden offensichtlich. Sie wollen ein bestimmtes Thema konsequent weiterarbeiten und es von allen Seiten beleuchten. Bei anderen ist der rote Faden vielleicht nicht ganz so gut greifbar. Dennoch ist er da. Oft ist es ein bestimmtes Material, eine bestimmte Technik oder ein Stil, der sich durch alle Arbeiten zieht. Langfristig interessant ist daneben aber vor allem auch das persönliche Thema, welches sich beim reflektierenden und umfassenden Blick über ein künstlerisches Werk herauskristallisiert.

Wer ausschließlich die kurz und knackig zusammengefassten Ergebnisse eines Prozesses sieht, bekommt nur einen Teil der Wahrheit. Wichtig ist jedoch auch der Diskurs. Aspekte und Überlegungen des Diskurses sind ebenso wie das Ergebnis selbst Teil der künstlerischen Position.

Durch das vorgegebene abrupte Ende können viele Ideen nicht ihr volles Potenzial und die maximale Strahlkraft entfalten. Viel Potenzial verpufft und geht verloren. Gleichzeitig ist aber der öffentliche Druck, der mit dem Erreichen eines Projektziels einhergeht, auch sehr wichtig. Druck hilft um einzelne Positionen fertigzustellen, um „noch einmal alles geben“ und um die eigene Arbeit abzugrenzen. Die Arbeit in Projekten hat also Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist die Struktur, der Nachteil ist das Ende. Tatsache ist jedoch immer: Die künstlerische Wirklichkeit ist in Wirklichkeit kein Projekt.

Über das Interessante

In den vergangenen Wochen habe ich oft Notizen gemacht und viel gezeichnet. Hier möchte ich einige dieser Zeichnungen zeigen und aus meiner Sammlung an losen Gedanken herausschreiben, was interessante Dinge, Situationen und Menschen charakterisiert.
Generell würde ich gerne behaupten, dass alles interessant sein kann. Interesse ist vor allem eine innere Haltung und liegt nicht allein in den äußeren Dingen, sondern vielmehr auch in unserer Fähigkeit durch Empathie, Begeisterung und Phantasie mit der äußeren Welt umzugehen und dadurch unsere eigene Welt zu erfüllen und zu bereichern. 

Aber ganz von Anfang an: Was ist interessant?

Interessant ist zum Beispiel etwas Besonderes: Außerordentlich groß, ungeheuer wertvoll, selten, kostbar, extrem… Gerade wenn wir es noch nicht so richtig begreifen und kein festes Bild haben, wird unsere Phantasie angeregt. 

Interessant kann aber auch sein, wenn man eine Sache besser versteht, die einen viel beschäftigt hat. Etwas, wo man starke Gefühle und auch Widerstände erlebt hat. Dann sind neue Aspekte dazu interessant: Lösungen, Instrumente, Tricks, Wege die mich weiterführen und mir helfen, mein eigenes Projekt daraus zu machen. Interessante Themen schaffen Sinn, bewegen mich und ich kann sie in meinem Leben anwenden. Aber auch unnützes Wissen kann interessant sein und unterhalten. 

Das Wie ist entscheidend. 

Interessant ist vor allem die Eigenschaft von etwas. Interessant ist, wie es aussieht, wie es reagiert oder wie es gemacht wird. Was es ganz konkret ist, ist indessen schnell langweilig. Das Wie kann unser Interesse wecken und spannend sein. Sowie uns etwas interessiert, sind wir auch schon dazwischen und nehmen teil. Wenn wir uns angesprochen fühlen und involviert sind, nehmen wir all die Facetten wahr, die unser Leben insgesamt reicher und lebhafter machen.  „Über das Interessante“ weiterlesen

Erfolgreich Malen III

Erfolgreich Malen III: Professionalität und Außenwirkung
Kann man von seiner Kunst leben? Wie in jedem Job, muss man dafür professionell arbeiten. Es gibt viele gute Gründe, den Schritt ins professionelle Künstlerleben zu wagen – wer es wirklich tut, wird aber auch wissen dass es eben nicht nur mit drei Schritten getan ist.

Dennoch möchte ich an dieser Stelle, um meine Serie „Erfolgreich Malen“ abzuschließen, kurz aufzeigen, wie das Bild nach außen treten kann und wie es ein erfolgreiches Bild sein könnte.

In drei Schritten zum erfolgreichen Bild:  „Erfolgreich Malen III“ weiterlesen

Erfolgreich Malen II

Erfolgreich Malen II: Verdichtung und Tiefe
Viele Menschen möchten gerne malen. Hier habe ich einige Erfahrungen und Ansätze zusammengestellt, die es erleichtern sollen in das künstlerische Schaffen hineinzufinden.

Ich will versuchen, möglichst konkrete Impulse zu geben, vor allem aber möchte ich Mut machen, Neues auszuprobieren und immer weiter zu malen: Solange man unterwegs ist, kann man auch wo Neues ankommen.

Nach dem rein technischen Anfang geht es hier als nächstes darum, einen persönlichen Arbeitsansatz und einen eigenen Bezug zum Bild zu finden.

In drei Schritten zum eigenen Bild:  „Erfolgreich Malen II“ weiterlesen

Erfolgreich Malen I

Erfolgreich Malen I – Der Anfang
Viele Menschen möchten gerne malen. Hier habe ich einige Erfahrungen und Ansätze zusammengestellt, die es erleichtern sollen in das künstlerische Schaffen hineinzufinden.

Ich will versuchen eine möglichst konkrete Anleitung zu geben, obwohl ich weiß, dass das nicht gelingen kann. Trotzdem: Vielleicht hilft es, wenn man sich zunächst tatsächlich einfach ganz rational und strategisch mit der Kunst und dem Bild auseinandersetzt. Spätestens wo es an das eigentliche Malen geht, bei den Fragen nach Farbe und Komposition, möchte diese Anleitung jedoch wirklich nur noch Ausgangspunkt für eigene Wege sein und ermutigen die Regeln bewußt zu brechen und ein eigenes Spiel zu beginnen.

In drei Schritten zum ersten Bild: 

1. Thema und Motive finden
Erste Inspiration zu finden kann einfacher sein, wenn man über Dinge nachdenkt, die von Bedeutung sind oder einen begeistern. Man kann für diese Gedanken dann ein Bild suchen und sie in die eigene Arbeit integrieren. Verschiedene Techniken auszuprobieren, kann einen bei der Entwicklung von Ideen unterstützen und einen dazu anregen, etwas Neues zu versuchen und ins Schaffen zu kommen. Der Blick auf die Werke anderer Künstler kann ebenfalls hilfreich sein.
Als Ausgangspunkt, um überhaupt anzufangen, muss man sich klar machen was das eigene Thema ist. Allgemeine, große Oberthemen sind z.B. „Leben & Tod“, „Kämpfen & Scheitern“, „Natur & Architektur“, „Suchen & Reisen“, „Sehnsucht & Liebe“ oder „Portrait & Akt“.

Wie entsteht ein neues Bild?

Was findet man gut, worauf hätte man Lust, was ist einem wichtig?

Nachdem man so das eigene „Sujet“ eingegrenzt hat, gilt es ganz konkrete Motive zu entdecken. Dafür eignen sich Recherchen in Büchern und vor allem im Internet: Auf Tumblr, Instagram, Flickr, Pinterest, in Blogs sowie auf Kunst- und Designwebseiten. Hier kann man studieren, was beliebte Motive sind. Welche Fotos werden am meisten „reblogged“, „gelikt“ oder kommentiert?

Ein eigenes Archiv, ein übersichtliches System bzw. Ordner oder Pinnwände helfen beim Sortieren und Filtern. Gute Motive sind eher allgemeine, unverfängliche Bilder, welche Raum für Interpretation und Projektion durch den Betrachter lassen. Als Motive für die gegenständliche Malerei und Zeichnungen eignen sich besondere markante Orte und Landschaften, Sehenswürdigkeiten, junge Frauen oder Kinder, männliche Figuren rückseitig, (so dass man sich mit ihnen identifizieren kann) Statussymbole, Stillleben… Dagegen sollte man Text, Markennamen und Logos besser vermeiden.

Arbeitsplatz im Atelier an der Kunsthochschule

Hat man sich so eine Sammlung mit interessanten Motiven aufgebaut, kann man weiter filtern.
Mit Google Trends können aktuelle Interessen untersucht werden. So lassen sich Themen finden, die zur Zeit viele Menschen beschäftigen. Um hier nicht auszuufern, orientiert man sich am besten am anfangs definierten Inhalt/Schwerpunkt der eigenen Arbeit; wenn z.B. Sport Ihr Ding ist, müssen Sie sich nicht mit aktuellen Filmtrends oder Einzelhandelsunternehmen beschäftigen – obwohl sich natürlich auch sehr spannende Überschneidungen ergeben können. Man sollte Informationen auch immer hinterfragen und wenn einem etwas auffällt, schauen worum es eigentlich geht: Z.B. Was ist der Inhalt von Büchern oder Filmen, die gerade viele Menschen interessieren? Abgesehen vom Plot, worum geht es wirklich? Warum mögen so viele beispielsweise Fantasy oder Manga?
Ebenfalls mit Google Trends kann man auch gut vergleichen: Wie sich etwa das Interesse an Malerei im Vergleich zur Fotografie oder allgemein zur Kunst als Bereich verhält und wie es sich auch von Land zu Land unterscheidet.

Ölfarben warten auf ihren Einsatz

Schafft man sich solcherart einen Überblick, muss man allerdings immer bedenken, dass es Inhalte gibt, die sehr schnell auch wieder „Schnee von gestern“ sind. Zu speziell sollte man deshalb nicht werden und immer wieder den eigenen Bezug hinterfragen. Man kann nur ehrlich und authentisch mit einem Thema umgehen, wenn es auch in einem Bezug zum eigenen Leben steht. Gerade Malerei als eher langlebige Kunstform sollte eine gewisse Zeitlosigkeit haben. Bei Schlagworten wie „Ozonloch“, „Golfkrieg“ oder „Griechenlandkrise“ sollte man also aufpassen und sie inhaltlich wieder auf die allgemeineren Oberthemen reduzieren: Natur & Menschen.

Eine große Schwierigkeit gerade am Anfang einer neuen Malerei-Serie ist oft, sich aus all den unendlichen Möglichkeiten für ein ganz konkrete Bild zu entscheiden.

Aus dieser Analyse muss sich noch kein konkretes, vollständiges Bild ergeben, das man malen könnte. So eine Recherche kann aber Inspirationsquell sein und helfen eine konkrete Richtung und einen Ausgangspunkt zu finden. Und warum nicht auch einfach mal ein hübsches Model abzeichnen, die Akropolis oder den kleinen Marktplatz vor der Türe – Hauptsache ist, man fängt an.

2. Farben
Die Lieblingsfarbe der meisten Menschen ist Blau. Gefolgt von Rot, Grün, Schwarz, Rosa und Gelb. Eher unbeliebte Farben sind Braun, Orange und Violett.

Auswahl mit schönen Erdtönen und Blau

Inspiration für die zu wählenden Farben kann z.B. Goethes Farbenlehre mit dem Farbkreis und den Farbtafeln sein. Spannend sind aber ebenso aktuelle Kollektionen von wichtigen Modedesignern, die Trendfarben einer bestimmten Zeit (z.B. 70er und 80er) und vor allem die eigenen Beobachtungen aus der Natur und unmittelbaren Umgebung.

Ausdrucksstark werden Farben, wenn man „charaktervolle Farben“ kombiniert z.B. aus dem Farbkreis beispielsweise Blau/Rot, Grün/Orange, Gelb/Blau… Dazu passen dann immer Schwarz, Grau und Weiß.

Ein komplementärer Kontrast (Rot/Grün, Blau/Orange, Gelb/Violett) darf auch auftreten, mehrere sollte man aber besser vermeiden – sonst wirkt es zu bunt. Malt man komplementär, sollten die Farben nicht gleich stark sein sondern die eine Farbe nur unterstützend für die andere. So z.B. eine große grüne Fläche mit einem kleinen Rot oder eine große orange Fläche mit einem kleinen Blau. Durch diese Kombinationen erhöht man die Leuchtkraft. Wichtige Farben sollten am besten wenigstens zweimal im Bild auftreten.

3. Komposition
Man sollte sich nicht mit den industriellen, vorgegebenen Formaten zufrieden geben. DIN Normen muss man hinterfragen; bei Papierarbeiten kann man einen eigenen Rahmen definieren und Platz zum Rand lassen. Leinwände kann man in eigenen Formaten zusammenbauen. Beispielsweise würde es ja auch etwas aussagen, wenn ein Kriegsbild im Format 39×45 cm gemalt ist, wenn ein Akt im Goldenen Schnitt gehalten wird oder wenn eine Serie mit Portraits genau 12 oder eben genau 13 Arbeiten umfasst.

Verschiedene Formate: Wichtig ist, ein eigenes zu finden

Das Bild kann ein Vorne und Hinten haben. In Landschaften sollte ein Weg hineinführen, Portraits sind im Hintergrund unscharf bzw. ist generell die Umgebung von wichtigen Elementen undeutlich oder abstrakt, um nicht vom Wesentlichen abzulenken.

Abgesehen von Portraits oder Akten sollte man Menschen eher vermeiden. Gesichter stellen immer die Frage nach Sympathie oder Antipathie und führen dadurch vom Bild weg. Akte sollten nicht zu detaillierte Gesichtszüge haben. Gute Portraits gehen weit über Auge, Nase und Mund hinaus – dennoch müssen diese wichtigen Gesichtsinsignien natürlich stimmen und richtig gemalt sein. Kontrolliert man das Bild ab und zu über einen kleinen Taschenspiegel, bewahrt man hier den frischen, ungetrübten Blick. Bei Zeichnungen sind u.a. die äußere Gesichtslinie mit der Kinnpartie und die Augen ganz besonders wichtig. Fühlt man sich technisch noch unsicher, kann man für die ersten Anlagen, Vorzeichnung und Umrisse einen Projektor als Hilfsmittel nehmen oder von Monitor oder Leuchtkasten abpausen – allerdings funktioniert das nur begrenzt: Die meisten Bilder entstehen schließlich eher wie eine Collage aus mehreren Elementen.

Bei der Komposition kann man auch mit einer „Bedeutungsperspektive“ spielen und Wichtiges größer machen. Eine gewisse Instabilität kann das Bild spannend machen: Wenn große Flächen oder Schweres oben ist, schwebt oder balanciert wird und nicht satt einfach unten ruht, möchte man wissen wie es ausgeht und hat mehr Spaß beim Zuschauen.

Horizontale Linien schaffen Ruhe, vertikale Linien wirken besonders trennend. Zu einfache geometrische Formen (Kreise, Dreiecke oder Quadrate) sollten aufgebrochen werden; sind sie mittig im Bild, ordnet sich ihnen alles andere unter.

Markante Formen können sich gut an anderer Stelle im Bild leicht verwandelt wieder finden lassen (wie Farben auch). Schraffierung und Muster können schließlich eine weitere Ebene in das Bild bringen, Formen festigen und die Komposition unterstützen oder aufbrechen.