Erfolgreich Malen I

Erfolgreich Malen I – Der Anfang
Viele Menschen möchten gerne malen. Hier habe ich einige Erfahrungen und Ansätze zusammengestellt, die es erleichtern sollen in das künstlerische Schaffen hineinzufinden.

Ich will versuchen eine möglichst konkrete Anleitung zu geben, obwohl ich weiß, dass das nicht gelingen kann. Trotzdem: Vielleicht hilft es, wenn man sich zunächst tatsächlich einfach ganz rational und strategisch mit der Kunst und dem Bild auseinandersetzt. Spätestens wo es an das eigentliche Malen geht, bei den Fragen nach Farbe und Komposition, möchte diese Anleitung jedoch wirklich nur noch Ausgangspunkt für eigene Wege sein und ermutigen die Regeln bewußt zu brechen und ein eigenes Spiel zu beginnen.

In drei Schritten zum ersten Bild: 

1. Thema und Motive finden
Erste Inspiration zu finden kann einfacher sein, wenn man über Dinge nachdenkt, die von Bedeutung sind oder einen begeistern. Man kann für diese Gedanken dann ein Bild suchen und sie in die eigene Arbeit integrieren. Verschiedene Techniken auszuprobieren, kann einen bei der Entwicklung von Ideen unterstützen und einen dazu anregen, etwas Neues zu versuchen und ins Schaffen zu kommen. Der Blick auf die Werke anderer Künstler kann ebenfalls hilfreich sein.
Als Ausgangspunkt, um überhaupt anzufangen, muss man sich klar machen was das eigene Thema ist. Allgemeine, große Oberthemen sind z.B. „Leben & Tod“, „Kämpfen & Scheitern“, „Natur & Architektur“, „Suchen & Reisen“, „Sehnsucht & Liebe“ oder „Portrait & Akt“.

Wie entsteht ein neues Bild?

Was findet man gut, worauf hätte man Lust, was ist einem wichtig?

Nachdem man so das eigene „Sujet“ eingegrenzt hat, gilt es ganz konkrete Motive zu entdecken. Dafür eignen sich Recherchen in Büchern und vor allem im Internet: Auf Tumblr, Instagram, Flickr, Pinterest, in Blogs sowie auf Kunst- und Designwebseiten. Hier kann man studieren, was beliebte Motive sind. Welche Fotos werden am meisten „reblogged“, „gelikt“ oder kommentiert?

Ein eigenes Archiv, ein übersichtliches System bzw. Ordner oder Pinnwände helfen beim Sortieren und Filtern. Gute Motive sind eher allgemeine, unverfängliche Bilder, welche Raum für Interpretation und Projektion durch den Betrachter lassen. Als Motive für die gegenständliche Malerei und Zeichnungen eignen sich besondere markante Orte und Landschaften, Sehenswürdigkeiten, junge Frauen oder Kinder, männliche Figuren rückseitig, (so dass man sich mit ihnen identifizieren kann) Statussymbole, Stillleben… Dagegen sollte man Text, Markennamen und Logos besser vermeiden.

Arbeitsplatz im Atelier an der Kunsthochschule

Hat man sich so eine Sammlung mit interessanten Motiven aufgebaut, kann man weiter filtern.
Mit Google Trends können aktuelle Interessen untersucht werden. So lassen sich Themen finden, die zur Zeit viele Menschen beschäftigen. Um hier nicht auszuufern, orientiert man sich am besten am anfangs definierten Inhalt/Schwerpunkt der eigenen Arbeit; wenn z.B. Sport Ihr Ding ist, müssen Sie sich nicht mit aktuellen Filmtrends oder Einzelhandelsunternehmen beschäftigen – obwohl sich natürlich auch sehr spannende Überschneidungen ergeben können. Man sollte Informationen auch immer hinterfragen und wenn einem etwas auffällt, schauen worum es eigentlich geht: Z.B. Was ist der Inhalt von Büchern oder Filmen, die gerade viele Menschen interessieren? Abgesehen vom Plot, worum geht es wirklich? Warum mögen so viele beispielsweise Fantasy oder Manga?
Ebenfalls mit Google Trends kann man auch gut vergleichen: Wie sich etwa das Interesse an Malerei im Vergleich zur Fotografie oder allgemein zur Kunst als Bereich verhält und wie es sich auch von Land zu Land unterscheidet.

Ölfarben warten auf ihren Einsatz

Schafft man sich solcherart einen Überblick, muss man allerdings immer bedenken, dass es Inhalte gibt, die sehr schnell auch wieder „Schnee von gestern“ sind. Zu speziell sollte man deshalb nicht werden und immer wieder den eigenen Bezug hinterfragen. Man kann nur ehrlich und authentisch mit einem Thema umgehen, wenn es auch in einem Bezug zum eigenen Leben steht. Gerade Malerei als eher langlebige Kunstform sollte eine gewisse Zeitlosigkeit haben. Bei Schlagworten wie „Ozonloch“, „Golfkrieg“ oder „Griechenlandkrise“ sollte man also aufpassen und sie inhaltlich wieder auf die allgemeineren Oberthemen reduzieren: Natur & Menschen.

Eine große Schwierigkeit gerade am Anfang einer neuen Malerei-Serie ist oft, sich aus all den unendlichen Möglichkeiten für ein ganz konkrete Bild zu entscheiden.

Aus dieser Analyse muss sich noch kein konkretes, vollständiges Bild ergeben, das man malen könnte. So eine Recherche kann aber Inspirationsquell sein und helfen eine konkrete Richtung und einen Ausgangspunkt zu finden. Und warum nicht auch einfach mal ein hübsches Model abzeichnen, die Akropolis oder den kleinen Marktplatz vor der Türe – Hauptsache ist, man fängt an.

2. Farben
Die Lieblingsfarbe der meisten Menschen ist Blau. Gefolgt von Rot, Grün, Schwarz, Rosa und Gelb. Eher unbeliebte Farben sind Braun, Orange und Violett.

Auswahl mit schönen Erdtönen und Blau

Inspiration für die zu wählenden Farben kann z.B. Goethes Farbenlehre mit dem Farbkreis und den Farbtafeln sein. Spannend sind aber ebenso aktuelle Kollektionen von wichtigen Modedesignern, die Trendfarben einer bestimmten Zeit (z.B. 70er und 80er) und vor allem die eigenen Beobachtungen aus der Natur und unmittelbaren Umgebung.

Ausdrucksstark werden Farben, wenn man „charaktervolle Farben“ kombiniert z.B. aus dem Farbkreis beispielsweise Blau/Rot, Grün/Orange, Gelb/Blau… Dazu passen dann immer Schwarz, Grau und Weiß.

Ein komplementärer Kontrast (Rot/Grün, Blau/Orange, Gelb/Violett) darf auch auftreten, mehrere sollte man aber besser vermeiden – sonst wirkt es zu bunt. Malt man komplementär, sollten die Farben nicht gleich stark sein sondern die eine Farbe nur unterstützend für die andere. So z.B. eine große grüne Fläche mit einem kleinen Rot oder eine große orange Fläche mit einem kleinen Blau. Durch diese Kombinationen erhöht man die Leuchtkraft. Wichtige Farben sollten am besten wenigstens zweimal im Bild auftreten.

3. Komposition
Man sollte sich nicht mit den industriellen, vorgegebenen Formaten zufrieden geben. DIN Normen muss man hinterfragen; bei Papierarbeiten kann man einen eigenen Rahmen definieren und Platz zum Rand lassen. Leinwände kann man in eigenen Formaten zusammenbauen. Beispielsweise würde es ja auch etwas aussagen, wenn ein Kriegsbild im Format 39×45 cm gemalt ist, wenn ein Akt im Goldenen Schnitt gehalten wird oder wenn eine Serie mit Portraits genau 12 oder eben genau 13 Arbeiten umfasst.

Verschiedene Formate: Wichtig ist, ein eigenes zu finden

Das Bild kann ein Vorne und Hinten haben. In Landschaften sollte ein Weg hineinführen, Portraits sind im Hintergrund unscharf bzw. ist generell die Umgebung von wichtigen Elementen undeutlich oder abstrakt, um nicht vom Wesentlichen abzulenken.

Abgesehen von Portraits oder Akten sollte man Menschen eher vermeiden. Gesichter stellen immer die Frage nach Sympathie oder Antipathie und führen dadurch vom Bild weg. Akte sollten nicht zu detaillierte Gesichtszüge haben. Gute Portraits gehen weit über Auge, Nase und Mund hinaus – dennoch müssen diese wichtigen Gesichtsinsignien natürlich stimmen und richtig gemalt sein. Kontrolliert man das Bild ab und zu über einen kleinen Taschenspiegel, bewahrt man hier den frischen, ungetrübten Blick. Bei Zeichnungen sind u.a. die äußere Gesichtslinie mit der Kinnpartie und die Augen ganz besonders wichtig. Fühlt man sich technisch noch unsicher, kann man für die ersten Anlagen, Vorzeichnung und Umrisse einen Projektor als Hilfsmittel nehmen oder von Monitor oder Leuchtkasten abpausen – allerdings funktioniert das nur begrenzt: Die meisten Bilder entstehen schließlich eher wie eine Collage aus mehreren Elementen.

Bei der Komposition kann man auch mit einer „Bedeutungsperspektive“ spielen und Wichtiges größer machen. Eine gewisse Instabilität kann das Bild spannend machen: Wenn große Flächen oder Schweres oben ist, schwebt oder balanciert wird und nicht satt einfach unten ruht, möchte man wissen wie es ausgeht und hat mehr Spaß beim Zuschauen.

Horizontale Linien schaffen Ruhe, vertikale Linien wirken besonders trennend. Zu einfache geometrische Formen (Kreise, Dreiecke oder Quadrate) sollten aufgebrochen werden; sind sie mittig im Bild, ordnet sich ihnen alles andere unter.

Markante Formen können sich gut an anderer Stelle im Bild leicht verwandelt wieder finden lassen (wie Farben auch). Schraffierung und Muster können schließlich eine weitere Ebene in das Bild bringen, Formen festigen und die Komposition unterstützen oder aufbrechen.