Die Welt ist voller abstrakter Formen, Muster, Figuren und Linien.
Wenn man aus dem fahrenden Zug heraus fotografiert, lange belichtet, wenn sich etwas im Wasser spiegelt oder ganz einfach wenn etwas aus seinem gewöhnlichen Zusammenhang heraus nicht sofort erkennbar wird, entstehen Fotos, die sich nicht gleich erschließen. Oberflächen, Reflexionen, Unschärfen…
Unterwegs finden sich eigentlich täglich solche Situationen. Zweige werfen ihre Schatten an eine Wand, die Sonne bricht durch kleine Ritzen oder das Wasser kräuselt sich besonders funkelnd. Auch aus der Nähe betrachtet, sieht einiges sehr sonderbar aus.
Über die Jahre habe ich eine ganze Menge solcher Dinge gesammelt und hier möchte ich jetzt eine kleine Auswahl mit meinen interessantesten abstrakten Fotos zeigen. Diese Bilder wollen nichts ablichten, sie zeigen aber auf ihre Art sehr unterschiedliche Qualitäten. Besonders die klaren Linien, herausstechende, leuchtende Farben, die geometrischen Strukturen, Muster und Kompositionen finde ich interessant. In den Unschärfen entstehen Flächen, Lichter zeichnen ihren Weg durchs Bild und neue, unerwartete Figuren werden sichtbar.
Ganz gewöhnliche Dinge oder alltägliche Gegenstände können spannend aussehen, weil man den Kontext nicht gleich erkennt. Durch den Zufall, aus etwas ungewöhnlichen Perspektiven oder aus dem Moment heraus entstehen dann Formen, Flächen, spannende Situationen und Bildkompositionen:
Silhouette der Duga Radar Station in der Ukraine
Druckfehler wegen verschmutzter Trommel des Laserdruckers
Blick ins Glockenspiel auf dem Belfried in Brügge
Das Bonn-Center nach der Sprengung.
Teekanne von innen
Gecrashter Tesla mit Loch in der Türe
Eine alte Schreibmaschine auf einem Barhocker am Straßenrand vor einer Mauer
Über die Jahre ist der Ast fest mit dem Zaun verwachsen
Blick von meinem Tisch in einem Frühstückscafé in Berlin mit rot leuchtender Pfütze, rotem Blech und Rostigem Element (Vogelkopf?)
Aus Versehen ausgelöstes Foto
Kollegin im Atelier beim Bau eines großen Balloons
Alter Baustahl beim Abriss eines Hochhauses
Tote, angeschimmelte Spinne im Keller
Die Natur hat wirklich unendliche Formen und entwickelt immer weiter neue, wunderschöne Muster und Figuren. Von weit oben staunt man ebenso wie ganz nah, im Makrobereich.
Fliegt man über Grönland, kann man im schier unendlichen weißen Eis, wenn man genau hinschaut, bizarre, sehr große Formen erkennen. Hier habe ich den Kontrast verstärkt, damit es deutlicher wird.
Eisschollen sind, wenn man sie genau betrachtet, sehr bunt gescheckt und voller kleiner Muster
Flüsse schlängeln sich frei durch die Tundra im Norden Kanadas
Widmanstätten-Strukturen findet man nur in außerirdischem Material. Die Struktur entsteht durch Kristallisation in Meteoriten über viele Millionen Jahre hinweg unter kontinuierlich sehr hohen Temperaturen. Das sind Bedingungen, die man auf der Erde niemals schaffen könnte.
Widmanstätten Strukturen findet man nur in außerirdischem Material. Die Struktur entsteht durch Kristallisation in Meteoriten über viele Millionen Jahre hinweg unter kontinuierlich sehr hohen Temperaturen. Das sind Bedingungen, die man auf der Erde niemals schaffen könnte.
Muster von Würmern unter der Rinde eines alten, gefällten Baumes
Chia, wenn man sie in Wasser einweicht, ordnet sich durch das Aufquellen ganz gleichmäßig an.
Federkleid mit Mustern einer Nilgans
Geht man nah an die Dinge heran, im Makrobereich, öffnet sich eine neue, sehr geometrische Welt
Makro Aufnahme von einem Spinnennetz im Morgenlicht. Man sieht die kleinen Tauperlen funkeln.
Gelandetes Flugobjekt auf der Kölnstraße
Speziell Oberflächen sind eine weite Spielwiese. Man kann sich über Sand im Wind genauso wundern wie über tanzende Herbstblätter, zugefrorene Seen, Frühlingswiesen, zerdrückte Erdkrümel oder kalten Kaffee:
Wasserspur auf der Piazza del Duomo in Florenz
Ein Teerfleck mit alter Markierungslinie auf der Straße
Eine alte, verwitterte Holzwand
Eisblumen am Flugzeugfenster
In der Salatsauce mit Balsamico und Olivenöl spiegelt sich die Küchenlampe
Wand im Haus von Romeo & Julia in Verona
Landwirtschaft von oben, aus dem Flugzeugfenster betrachtet
Zu neuer (engelsgleichen?) Form gebrochener Ölfleck auf der Wasseroberfläche
Kalter Kaffee – wenn man im Sommer Eiskaffe machen möchte
Erste Regentropfen auf Betonplatten
Grünfläche im Beginenhof in Brügge im frühen Frühling
Licht, Schatten, Spiegelungen und Reflexionen zeichnen oft komplexe, feine Silhouetten auf Hauswände, Zimmerdecken, Waldseen oder Pfützen:
Zwei Straßenlaternen lassen sich die Schatten dieses Baumes auf dem Gehweg kreuzen
Bunte Gläser und Vasen spiegeln sich mehrfach im Glas
Reflections at the temple of the Emerald Buddha in the Grand Palace Bangkok
Ein großer Baum wirft seinen Schatten an die Hauswand
Spiegelung der bunten Kirchenfenster im Absperrglas
Schatten der Bäume auf der Strasse
Verdrehte Reflexion eines Fensters auf dem Trottoir
Schatten der Schneehaufen am Strassenrand
Die Sonne spiegelt sich im Canal unter einer Brücke in Venedig
Nächtliche Muster der Straßenlaternen an der Zimmerdecke
Schließlich gibt es die technischen, experimentellen Abstraktionen der Kamera: Lange Belichtungen, Bewegungen oder Unschärfe abstrahieren eine eigentlich sonst ganz konkrete Situation bis zur völligen Unkenntlichkeit.
Ich experimentiere gerne aus fahrenden Zügen oder indem ich meine Kamera drehe und extra verwackele. Ganz nah fokussierte Fensterscheiben zeigen bunte Lichter im Hintergrund nur noch als riesige Farbflecken.
Das schöne an dieserart Fotos sind vor allem die besonders klaren Linien und leuchtenden Farbflächen. Die Bilder sind meistens sehr geometrisch, haben eine ganz präzise Farbigkeit und eine sehr schlichte Komposition:
Gedrehte Kamera unter Lichtinstallation – 1
Feuerschale mit langer Belichtung
Lichtspiele im Garten 2
Lichter spiegeln sich abends im Kanal
Schneeflocken auf der Linse
Lichtzeichnung Abends vor der Kunstbrennerei
Solche Fotos finde ich besonders, weil sie oft unerwartet anders werden. Durch die Abstraktion und das Experiment kann man sich auch gut die eigenen ästhetischen Kriterien bewußt machen – warum gefällt mir das eine, warum das andere vielleicht nicht so sehr? Oft ergeben sich auch gute Vorlagen für eine weitere Verarbeitung – als Zeichnung oder mit Farbe.
Lichter, Situationen und Bewegungen können durch das fotografische Experiment zu einem sehr guten Ausgangspunkt für neue Bilder werden und bekommen Raum ihre eigene Poesie zu entfalten. Ganz nebenbei schult man schließlich auch den eigenen Blick und öffnet sich dadurch immer mehr für inspirierende Momente und neue, spannende Zusammenhänge.