Schöne Paläste müssen nicht nur am Canal Grande liegen. Die meisten Besucher, welche sich auf verborgenen Pfaden durch die Innenstadt schlängeln, gönnen sich beim Anblick des Palazzo Soranzo-van Axel eine Verschnaufpause. Dieser Palast scheint inmitten von verzweigten Gassen zu stehen, mit dem Boot ist er aber sehr gut zu erreichen. Er hat zwei zum Wasser gerichtete Fassaden, welche an einer Kanalkreuzung liegen. Die Grundstücksverhältnisse sind sehr eigentümlich und erschwerten es den Baumeistern zusätzlich, einen Palast auf solche Art und Weise zu bauen, wie es die Tradition in Venedig verlangt. Ursprünglich befand sich hier ein byzantinisch-venezianischer Bau, welcher der Familie Gradenigo gehörte. Die aus Siebenbürgen stammende Familie Gradenigo wanderte in Aquileia ein. Als Attila im Jahre 452 die Stadt zerstörte, flüchtete sie auf eine schwerer angreifbare Halbinsel und gründete dort die Stadt Grado. Später kamen sie in Venedig in den Patrizierstand und stellten insgesamt drei Dogen. Bis ins Jahr 1473 bewohnte ein Zweig dieser Familie das vorher auf dem Grundstück des Palazzo Soranzo van-Axel stehende Haus, dann verkauften sie es für 4000 Golddukaten an Niccolò Soranzo, der als Prokurator von San Marco tätig war. Ähnlich wie bei der Ca`d`Oro wurden einige Elemente des vorhandenen Hauses während des nun folgenden Umbaus übernommen. Während des 16. Und 17. Jahrhunderts wurde der altgotische Palast von der in Venedig verwurzelten Familie Sanudo bewohnt. Diese Patrizierfamilie behauptete von einem uralten römischen Geschlecht abzustammen, das neben Erlauchtheiten und vier Kaiserinnen auch den Historiker Livius, der zu seiner Zeit um 59 vor Christus, etliche Bände zur Geschichte Roms schrieb, hervorgebracht habe.
Etwa 1600 Jahre nach Livius bringt ein Nachfahre, Maria Sanudo, seine Tagebücher in unglaublichen 58 Bänden ans Licht der Öffentlichkeit. Heute dienen diese Bücher als wertvolle Hilfe für Geschichtsforscher des 16. Jahrhunderts.
Nach den Sanudos wechselte der Palast wieder in die Hände der Familie Soranzo, welche ihn aber 1652 an die holländische Handelsfamilie van Axel verkaufte. Die Van-Axel-Familie zählt zu einer der wenigen nicht italienischen Familien, die in der Mitte des 17. Jahrhunderts zu Patriziern erhoben wurden. Die Neuaufnahmen von Familien ins Patriziat geschahen hauptsächlich aus finanziellen Gründen. Durch den enormen Kostenaufwand wegen der Türkenkriege, war der wirtschaftlich nicht mehr so sicheren Stadt jedes Geld willkommen.
Obwohl man nichts davon geschrieben findet, kann davon ausgegangen werden, daß der Palast in zwei Wohnungen geteilt war. In den zwei miteinander verbundenen Innenhöfen gibt es zwei Außentreppen, von denen eine in das obere und die andere in das untere piano nobile führt. Ein reich geschmückter Brunnen aus Marmor ziert den ersten der Höfe, und eine aus Lärchenholz geschnitzte Tür ist der Ausgang zum Fundamenta van Axel. Die Familie lebte bis 1920 darin, dann erwarb ihn der Antiquar Dino Barozzi. Er ließ den Palast neu ausstatten und restaurieren. Heute ist der Bau in Büro- und Wohnräume aufgeteilt.