Fondaco dei Turchi

Fondaco dei Turchi
Der Fontego dei Turchi (ital. Fondaco dei Turchi)

Der Fondaco dei Turchi am Canal Grande ist durch seine links und rechts abgrenzenden „torreselle“ leicht zu erkennen. Der byzantinisch-venezianische Bau wurde im 19. Jahrhundert nach alten Skizzen und Urkunden renoviert, nachdem sich der englische Kunstkritiker und Schriftsteller John Ruskin darüber empörte, daß man den einst so prächtigen Bau achtlos verfallen ließ. Der Name, Fondaco dei Turchi, sagt schon, daß hier früher das Handelshaus der türkischen Kauleute war. Tatsächlich wurde der Palast aber erst 1621 an die türkischen Kaufleute vermietet, mit dem Zweck, diese zu isolieren und in einem Gebäude unterzubringen, um eine bessere Kontrolle über sie auszuüben. Es gibt übrigens auch ein Handelshaus der deutschen Kaufleute, den Fondaco dei Teeschi, bei der Rialtobrücke.

Wahrscheinlich im Jahre 1225 von Jacopo Palmieri als Bauherr errichtet , war der damalige Name im Volksmund Palazzo con curia . Bis zum 14. Jahrhundert wechselte der Palast oft den Besitzer. Am Ende erwarb die Stadt Venedig das Gebäude für 10000 Dukaten von der Familie Pesaro, um es dem Marquis von Ferrara zu schenken. Nun nannte man den Palast Palazzo dei Duchi di Ferrara . Es wurden hier erlauchte Gäste wie der Kaiser von Byzanz untergebracht, der nach zwei Monaten Segelreise von Konstantinopel nach Venedig sicher einer Erholung bedurfte.

Als Venedig in Jahre 1482 durch ehrgeizige Spekulationen auf dem Festland in einen Krieg mit Ferrara verwickelt wurde, beschlagnahmte man den Palast. Ebenso 1509, nachdem sich die Republik Julius II. beugen mußte. Man überließ dann den Palast dem Papst, der ihn als Unterkunft seiner Botschafter nutzte. Nach einiger Zeit geriet er wieder in die Finger der Herzöge von Ferrara, und 1549 feierte man in ihm die Taufe von Francesco Maria d´Este, während welcher übrigens auch die Künstler Aretino, Tizian und Sansovino anwesend waren.

1621 hatte der Doge Antonio Priuli den Palast für seine Familie gekauft, er vermietete ihn aber an die zahlreich nach Venedig strömenden türkischen Kaufleute, nachdem 1574 vom Senat ein Antrag dazu gestellt wurde.

Nach mohammedanischer Sitte verschloß man nun Türen und Fenster und baute eine Moschee und Bäder ein, sehr wahrscheinlich auch türkische Dampfbäder. Frauen und Kindern war jeglicher Zutritt untersagt.

Das 1627 der Senat gesetzlich verbot, Feuerwaffen und Schießpulver in das Gebäude zu bringen und außerdem die alten torreselle abtragen ließ, gibt einem einen Einblick in das Leben der türkischen Kaufleute hinter den Mauern.

Obwohl der Fondaco dei Turchi bald, nachdem er zur türkischen Handelsniederlassung geworden war, an die Familie Pesaro überging, bot er den Türken in Venedig weiterhin eine Heimstätte. Tatsächlich blieben die Türken ungeachtet der Höhen und Tiefen, welche die Republik durchlief, darin wohnen. Selbst nach dem Zusammenbruch der Serenissima durch die Eroberung Napoleons und unter der österreichischen Herrschaft blieben sie dort wohnen.

Saddo-drisdi, der letzte Türke, zog erst 1838 unter dem Druck der Familie Manin aus, welche inzwischen den Fondaco geerbt hatte.

Wie schon gesagt, empörte sich John Ruskin in seiner Darstellung der Architektur der Frühzeit darüber, daß man den Palast so verkommen ließ. Deshalb begann 1859 ein großes Restaurationsprogramm, welches von der Stadt mit 40.000 Lire, was damals sehr viel mehr als heute war, unterstützt wurde. Auch die damals über Venedig herrschenden Österreicher steuerten 80.000 Gulden bei.

Nach zehn Jahren Arbeit, welche durch den Ingenieur Frederico Berchet geleitet wurde, konnte man den Fondaco dei Turchi in seinem ursprünglichen Aussehen bewundern.

Heute besteht die Möglichkeit den Palast durch das Naturhistorische Museum zu besichtigen, welches außer einer umfassenden Schmetterlingssammlung noch ein Dinosaurierskelett besitzt.