Ca‘ Dario

Dario
Palazzo Dario

Wenn der Besucher sich schon aufmerksam mit der Kirche Santa Maria dei Miracoli beschäftigt hat, fällt ihm beim Betrachten der Palazzo Dario Fassade gewiß eine Ähnlichkeit auf. Tatsächlich entstammt die Ausschmückung beider Gebäude dem künstlerischen Geschmack der Familie Lombardo.

1487 wurde von Giovanni Dario der Auftrag gegeben, den ursprünglich gotischen Palast mit dieser prächtigen Fassade auszustatten. Giovanni Dario war kein Patrizier, er arbeitete als Kanzleisekretär für die Republik. Nachdem er aber 1479 die Verhandlungen um einen Friedensvertrag mit dem Sultan in Konstantinopel bis zur Unterzeichnung sehr geschickt geführt hatte, schenkte ihm die Stadt einen Besitz bei Padua, und vom Sultan bekam er drei goldene Ehrenkleider. Obwohl der Friedensvertrag eher zu Ungunsten des Sultans ausgefallen war. Normaler Weise hatte die Republik einen Botschafter in Konstantinopel, der auch von den Türken als oberster Gesandter akzeptiert wurde und Verträge aushandeln durfte. In der Zeit zwischen 1463 und 1479 hatte man aber wegen der angespannten Situation keinen Gesandten im heutigen Istanbul; deshalb wurden die Aufgaben des Botschafters von mehreren Sekretären übernommen. Die Sekretäre kamen aus der bürgerlichen Schicht, waren aber meistens aus genau so alten Familien wie die Patrizier. Hatte ein Sekretär seine Aufgabe gut gemacht, konnte ihm das Glück zustoßen, im silbernen Buch eingetragen zu werden. Im übrigen durfte er dann weiter im Kanzleisekretariat arbeiten.

Die Rückseite des Palazzo Dario grenzt mit Garten an den kleinen Campiello Barbaro
Die Rückseite des Palazzo Dario grenzt mit Garten an den kleinen Campiello Barbaro

Giovanni Dario nahm den Staatsdienst sehr ernst, er verkündete sogar durch eine lateinische Inschrift an seinem Haus, daß er es dem „Geist der Stadt“ weiht. Obwohl Dario reich gewesen sein mußte, war die Marmorverkleidung des Palastes eine teure Angelegenheit für ihn. Er beteiligte sich aber an sogenannten Investitionspartnerschaften. Das waren Gruppen von Leuten, welche ihr Geld Kaufleuten zur Verfügung stellten, dafür aber auch am Profit beteiligt wurden. Im übrigen diente das Gut bei Padua Giovanni Dario als Einkommensquelle. Außerdem bekam er für seine Tochter eine Mitgift von etwa 600 Dukaten, da sie den Patrizier Vicenzo Barbaro heiratete.

Bis ins 19. Jahrhundert blieb der Palast im Besitz der Familie Barbaro, dann kaufte ihn ein armenischer Juwelenhändler.

Zwischen 1838 und 1842 gehörte er Rawdon Brown, einem Freund Ruskins. Nachdem sich der Eigentümer fast ruiniert hatte, als er versuchte, den Palast zu renovieren, kaufte ihn der Graf Zichy. Später bekam ihn Graf Buol. Ende des 19. Jahrhunderts war der Palast so vernachlässigt und heruntergekommen, daß er einige Zeit sogar als Pension dienen mußte.

Die Contesse de la Baume-Pluvinel rettete den Palazzo Dario vor dem vollständigen Niedergang, indem sie ihn renovieren ließ und sich danach auch immer wieder gerne in ihm aufhielt.

Viele Besitzer, Interessenten und Bewohner des Palazzo Dario wurden seitdem von Unfällen, Pleiten oder Tod verfolgt. So hat der Palast unter Venezianern im Verlauf seiner neueren Geschichte einen überaus schrecklichen Ruf errungen und galt lange Zeit als unheilbringend und verflucht.
Die letzte Eigentümerin, Elisabetta Gardini Ferruzzi, hat lange Zeit vergeblich versucht den Palazzo zu verkaufen. 2005 wurde schließlich ein Übereinkommen mit der Guggenheim Foundation bekanntgegeben, welches die aktuellen Eigentumsverhältnisse und Nutzungsrechte regelt. So ist der Palast zwar nicht wirklich verkauft, kann aber immerhin unter Konzession genutzt werden.