Abstrakte Fotos und inspirierende Situationen

Die Welt ist voller abstrakter Formen, Muster, Figuren und Linien.

Wenn man aus dem fahrenden Zug heraus fotografiert, lange belichtet, wenn sich etwas im Wasser spiegelt oder ganz einfach wenn etwas aus seinem gewöhnlichen Zusammenhang heraus nicht sofort erkennbar wird, entstehen Fotos, die sich nicht gleich erschließen. Oberflächen, Reflexionen, Unschärfen…

Unterwegs finden sich eigentlich täglich solche Situationen. Zweige werfen ihre Schatten an eine Wand, die Sonne bricht durch kleine Ritzen oder das Wasser kräuselt sich besonders funkelnd. Auch aus der Nähe betrachtet, sieht einiges sehr sonderbar aus.

Über die Jahre habe ich eine ganze Menge solcher Dinge gesammelt und hier möchte ich jetzt eine kleine Auswahl mit meinen interessantesten abstrakten Fotos zeigen. Diese Bilder wollen nichts ablichten, sie zeigen aber auf ihre Art sehr unterschiedliche Qualitäten. Besonders die klaren Linien, herausstechende, leuchtende Farben, die geometrischen Strukturen, Muster und Kompositionen finde ich interessant. In den Unschärfen entstehen Flächen, Lichter zeichnen ihren Weg durchs Bild und neue, unerwartete Figuren werden sichtbar.

Ganz gewöhnliche Dinge oder alltägliche Gegenstände können spannend aussehen, weil man den Kontext nicht gleich erkennt. Durch den Zufall, aus etwas ungewöhnlichen Perspektiven oder aus dem Moment heraus entstehen dann Formen, Flächen, spannende Situationen und Bildkompositionen:


Die Natur hat wirklich unendliche Formen und entwickelt immer weiter neue, wunderschöne Muster und Figuren. Von weit oben staunt man ebenso wie ganz nah, im Makrobereich. 


Speziell Oberflächen sind eine weite Spielwiese. Man kann sich über Sand im Wind genauso wundern wie über tanzende Herbstblätter, zugefrorene Seen, Frühlingswiesen, zerdrückte Erdkrümel oder kalten Kaffee:


Licht, Schatten, Spiegelungen und Reflexionen zeichnen oft komplexe, feine Silhouetten auf Hauswände, Zimmerdecken, Waldseen oder Pfützen:


Schließlich gibt es die technischen, experimentellen Abstraktionen der Kamera: Lange Belichtungen, Bewegungen oder Unschärfe abstrahieren eine eigentlich sonst ganz konkrete Situation bis zur völligen Unkenntlichkeit.

Ich experimentiere gerne aus fahrenden Zügen oder indem ich meine Kamera drehe und extra verwackele. Ganz nah fokussierte Fensterscheiben zeigen bunte Lichter im Hintergrund nur noch als riesige Farbflecken.
Das schöne an die­ser­art Fotos sind vor allem die besonders klaren Linien und leuchtenden Farbflächen. Die Bilder sind meistens sehr geometrisch, haben eine ganz präzise Farbigkeit und eine sehr schlichte Komposition:

Solche Fotos finde ich besonders, weil sie oft unerwartet anders werden. Durch die Abstraktion und das Experiment kann man sich auch gut die eigenen ästhetischen Kriterien bewußt machen – warum gefällt mir das eine, warum das andere vielleicht nicht so sehr? Oft ergeben sich auch gute Vorlagen für eine weitere Verarbeitung – als Zeichnung oder mit Farbe.

Lichter, Situationen und Bewegungen können durch das fotografische Experiment zu einem sehr guten Ausgangspunkt für neue Bilder werden und bekommen Raum ihre eigene Poesie zu entfalten. Ganz nebenbei schult man schließlich auch den eigenen Blick und öffnet sich dadurch immer mehr für inspirierende Momente und neue, spannende Zusammenhänge.

Herbst, Winter und Lichthygiene

Aus der Naturbeobachtung heraus lässt sich jeder Zeit im Jahr eine ganz spezifische Farbpalette zuordnen. Die warmen, goldenen Töne im Spätsommer, die roten und braunen Farben im Herbst, das verwaschene bräunliche Grün der Wiesen – aber auch das gleißende Blau und Weiß der Berge im Winter. Hätten wir nur die Möglichkeit jeden Tag genug Zeit im natürlichen Licht zu verbringen, würden uns das Tageslicht und die Farben der Natur eindrücklich und unserem biologischen Empfinden gemäß durch das Jahr führen. Ich glaube, dass viele seelische Krankheiten der Menschen auch in den katastrophalen Lichtverhältnissen ihrer Umgebung wurzeln. Das Leben in den Städten, in Großraumbüros, immer in voll klimatisierten, künstlich geschaffenen Innenräumen, entspricht nicht unseren natürlichen, gesunden Erwartungen an den Raum. Obwohl sich einige Architekten ehrliche Mühe geben und mit großen Fensterfronten, Lichthöfen und hellen Begegnungsstätten den Arbeitstag gesünder gestalten, spielt das Licht im Alltag für Viele immer noch eine zu gering geachtete Rolle. 
Schlechtes Licht hat Auswirkungen auf die seelische Gesundheit der Menschen. Ich denke, dass sich mit Farben und Licht in Innenräumen, insbesondere dort, wo gelebt und gearbeitet werden soll, viel erreichen lässt und dass das Thema Lichthygiene ein spannendes Gebiet für künstlerische Experimente darstellt. 
Im Folgenden möchte ich zeigen, was man unternehmen könnte und, wie man sogar mit wenig Aufwand erträgliche Lichtverhältnisse an seinem Arbeitsplatz schaffen kann. So denke ich mir im Moment zwei Lösungen: 
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