Die Welt ist voller abstrakter Formen, Muster, Figuren und Linien.
Wenn man aus dem fahrenden Zug heraus fotografiert, lange belichtet, wenn sich etwas im Wasser spiegelt oder ganz einfach wenn etwas aus seinem gewöhnlichen Zusammenhang heraus nicht sofort erkennbar wird, entstehen Fotos, die sich nicht gleich erschließen. Oberflächen, Reflexionen, Unschärfen…
Unterwegs finden sich eigentlich täglich solche Situationen. Zweige werfen ihre Schatten an eine Wand, die Sonne bricht durch kleine Ritzen oder das Wasser kräuselt sich besonders funkelnd. Auch aus der Nähe betrachtet, sieht einiges sehr sonderbar aus.
Über die Jahre habe ich eine ganze Menge solcher Dinge gesammelt und hier möchte ich jetzt eine kleine Auswahl mit meinen interessantesten abstrakten Fotos zeigen. Diese Bilder wollen nichts ablichten, sie zeigen aber auf ihre Art sehr unterschiedliche Qualitäten. Besonders die klaren Linien, herausstechende, leuchtende Farben, die geometrischen Strukturen, Muster und Kompositionen finde ich interessant. In den Unschärfen entstehen Flächen, Lichter zeichnen ihren Weg durchs Bild und neue, unerwartete Figuren werden sichtbar.
Ganz gewöhnliche Dinge oder alltägliche Gegenstände können spannend aussehen, weil man den Kontext nicht gleich erkennt. Durch den Zufall, aus etwas ungewöhnlichen Perspektiven oder aus dem Moment heraus entstehen dann Formen, Flächen, spannende Situationen und Bildkompositionen:
Über die Jahre ist der Ast fest mit dem Zaun verwachsen
Aus Versehen ausgelöstes Foto
Tote, angeschimmelte Spinne im Keller
Blick von meinem Tisch in einem Frühstückscafé in Berlin mit rot leuchtender Pfütze, rotem Blech und Rostigem Element (Vogelkopf?)
Teekanne von innen
Druckfehler wegen verschmutzter Trommel des Laserdruckers
Blick ins Glockenspiel auf dem Belfried in Brügge
Eine alte Schreibmaschine auf einem Barhocker am Straßenrand vor einer Mauer
Silhouette der Duga Radar Station in der Ukraine
Das Bonn-Center nach der Sprengung.
Gecrashter Tesla mit Loch in der Türe
Alter Baustahl beim Abriss eines Hochhauses
Kollegin im Atelier beim Bau eines großen Balloons
Die Natur hat wirklich unendliche Formen und entwickelt immer weiter neue, wunderschöne Muster und Figuren. Von weit oben staunt man ebenso wie ganz nah, im Makrobereich.
Fliegt man über Grönland, kann man im schier unendlichen weißen Eis, wenn man genau hinschaut, bizarre, sehr große Formen erkennen. Hier habe ich den Kontrast verstärkt, damit es deutlicher wird.
Eisschollen sind, wenn man sie genau betrachtet, sehr bunt gescheckt und voller kleiner Muster
Flüsse schlängeln sich frei durch die Tundra im Norden Kanadas
Widmanstätten-Strukturen findet man nur in außerirdischem Material. Die Struktur entsteht durch Kristallisation in Meteoriten über viele Millionen Jahre hinweg unter kontinuierlich sehr hohen Temperaturen. Das sind Bedingungen, die man auf der Erde niemals schaffen könnte.
Widmanstätten Strukturen findet man nur in außerirdischem Material. Die Struktur entsteht durch Kristallisation in Meteoriten über viele Millionen Jahre hinweg unter kontinuierlich sehr hohen Temperaturen. Das sind Bedingungen, die man auf der Erde niemals schaffen könnte.
Muster von Würmern unter der Rinde eines alten, gefällten Baumes
Chia, wenn man sie in Wasser einweicht, ordnet sich durch das Aufquellen ganz gleichmäßig an.
Federkleid mit Mustern einer Nilgans
Geht man nah an die Dinge heran, im Makrobereich, öffnet sich eine neue, sehr geometrische Welt
Makro Aufnahme von einem Spinnennetz im Morgenlicht. Man sieht die kleinen Tauperlen funkeln.
Gelandetes Flugobjekt auf der Kölnstraße
Speziell Oberflächen sind eine weite Spielwiese. Man kann sich über Sand im Wind genauso wundern wie über tanzende Herbstblätter, zugefrorene Seen, Frühlingswiesen, zerdrückte Erdkrümel oder kalten Kaffee:
Ein Teerfleck mit alter Markierungslinie auf der Straße
Kalter Kaffee – wenn man im Sommer Eiskaffe machen möchte
Zu neuer (engelsgleichen?) Form gebrochener Ölfleck auf der Wasseroberfläche
Eine alte, verwitterte Holzwand
In der Salatsauce mit Balsamico und Olivenöl spiegelt sich die Küchenlampe
Landwirtschaft von oben, aus dem Flugzeugfenster betrachtet
Eisblumen am Flugzeugfenster
Erste Regentropfen auf Betonplatten
Wasserspur auf der Piazza del Duomo in Florenz
Wand im Haus von Romeo & Julia in Verona
Grünfläche im Beginenhof in Brügge im frühen Frühling
Licht, Schatten, Spiegelungen und Reflexionen zeichnen oft komplexe, feine Silhouetten auf Hauswände, Zimmerdecken, Waldseen oder Pfützen:
Schatten der Schneehaufen am Strassenrand
Ein großer Baum wirft seinen Schatten an die Hauswand
Reflections at the temple of the Emerald Buddha in the Grand Palace Bangkok
Spiegelung der bunten Kirchenfenster im Absperrglas
Verdrehte Reflexion eines Fensters auf dem Trottoir
Nächtliche Muster der Straßenlaternen an der Zimmerdecke
Schatten der Bäume auf der Strasse
Bunte Gläser und Vasen spiegeln sich mehrfach im Glas
Die Sonne spiegelt sich im Canal unter einer Brücke in Venedig
Zwei Straßenlaternen lassen sich die Schatten dieses Baumes auf dem Gehweg kreuzen
Schließlich gibt es die technischen, experimentellen Abstraktionen der Kamera: Lange Belichtungen, Bewegungen oder Unschärfe abstrahieren eine eigentlich sonst ganz konkrete Situation bis zur völligen Unkenntlichkeit.
Ich experimentiere gerne aus fahrenden Zügen oder indem ich meine Kamera drehe und extra verwackele. Ganz nah fokussierte Fensterscheiben zeigen bunte Lichter im Hintergrund nur noch als riesige Farbflecken.
Das schöne an dieserart Fotos sind vor allem die besonders klaren Linien und leuchtenden Farbflächen. Die Bilder sind meistens sehr geometrisch, haben eine ganz präzise Farbigkeit und eine sehr schlichte Komposition:
Gedrehte Kamera unter Lichtinstallation – 1
Feuerschale mit langer Belichtung
Lichtspiele im Garten 2
Lichter spiegeln sich abends im Kanal
Schneeflocken auf der Linse
Lichtzeichnung Abends vor der Kunstbrennerei
Solche Fotos finde ich besonders, weil sie oft unerwartet anders werden. Durch die Abstraktion und das Experiment kann man sich auch gut die eigenen ästhetischen Kriterien bewußt machen – warum gefällt mir das eine, warum das andere vielleicht nicht so sehr? Oft ergeben sich auch gute Vorlagen für eine weitere Verarbeitung – als Zeichnung oder mit Farbe.
Lichter, Situationen und Bewegungen können durch das fotografische Experiment zu einem sehr guten Ausgangspunkt für neue Bilder werden und bekommen Raum ihre eigene Poesie zu entfalten. Ganz nebenbei schult man schließlich auch den eigenen Blick und öffnet sich dadurch immer mehr für inspirierende Momente und neue, spannende Zusammenhänge.
In was für einer Zeit leben wir eigentlich? Glauben wir wirklich noch an Fortschritt, Wachstum, neue Ziele und eine bessere Zukunft? Der aktuelle Kunstbetrieb erschöpft sich oft in der Interpretation, Kombination oder Variation bereits vorhandener, althergebrachter Ideen. Das Neue und Revolutionäre findet heute in anderen Bereichen statt, aber nicht unbedingt in der Kunst, welche eher reagiert, Themen und Ereignisse kombiniert und durch die Vielfalt ihrer Variationen sämtliche Facetten beleuchtet – aber keine neuen Wege findet. Retro-Schick, Vintage-Kitsch und die Besinnung auf traditionelle Werte sind das Ergebnis. Gleichzeitig sind wir aber auch zurecht skeptisch, wenn jemand die ultimative Antwort auf die Frage nach dem Leben, nach dem Universum und dem ganzen Rest gefunden zu haben meint. „Kunst als Weltanschauung?“ weiterlesen
In dieser Abhandlung geht es um die Bedeutung der Grundfarben Rot, Gelb und Blau und wie ein Bild durch ihre Kombination lebendiger sein kann. Wir wollen beobachten, wie man aus den Qualitäten der Farben eines Objektes heraus Rückschlüsse auf Bedürfnisse und Ziele ziehen kann und damit ein Instrument erhält, um die Umwelt ganz neu zu entdecken.
Die Symbolik der Farben:
Am Anfang steht die Idee, Farbe etwas weiter gefasst zu sehen. Dabei erschließt sich der Gehalt einer Farbe besonders gut, wenn man sie mit andern Farben vergleichen kann. Es gilt also zunächst, die Dynamik der Relation zu den anderen Farben auszuloten und assoziativ den symbolischen Gehalt einer Farbe einzugrenzen. Dabei unterscheiden wir vorab die ganz grobe Richtung einer Farbe. Im Raum bewegen wir uns dafür von der Tiefe nach Vorne – von Blau (tief) über Gelb (zwischen) hin zum Rot (nach vorne drängend).
Rot, Gelb und Blau in der Natur und im Alltag:
Denkt man sich beispielsweise Blau als Symbol für den Himmel oder die Atmosphäre… Nun wird vielleicht jeder ein anderes, persönlich gefärbtes Blau vor Augen haben. Im Vergleich zu Rot und Gelb fällt es allerdings leicht, eher dem Blau das Tiefe zuzuschreiben. Pauschal, verallgemeinernd finden wir sogar bei allem mit einer gewissen Tiefe das Blau: Der Horizont verschwindet im Blau, der Himmel ist Blau (je höher man fliegt, wird das Blau zum Weltall hin immer tiefer und dunkler) und Seen werden an ihren tiefen Stellen noch blauer.
Weiter übertragen kann man Blau auch als typisch für „Wissen“ sehen. Spontan beobachten kann man entsprechend, dass Seriosität, Wissenschaft und Erfahrung oft mit Blau präsentiert werden. Auch die Logos von Versicherungen sind oft Blau, dass kann helfen, einem auf Vertrauen und Sicherheit ausgelegten Unternehmen die notwendige beruhigende und verlässliche Ebene beizufügen. Wer „den Blues hat“, ist vielleicht nicht so aktiv und eher melancholisch gestimmt – taucht mit seinen Gedanken in die Tiefe… Wir können also feststellen, dass Blau im Vergleich zu den anderen beiden Grundfarben eher Assoziationen in die Tiefe weckt. Eine feinere Ausdifferenzierung sollte allerdings jeder für sich selber machen; es macht außerdem wirklich Spaß, den Dingen, Menschen, Tagen etc. um sich herum bestimmte farbige Qualitäten zuzuschreiben.
Mit der Beobachtung, dass Blut auf dem Rückweg durch die Venen im Kreislauf blauer ist, kommen wir nun zu den anderen Farben. Bei ähnlich verallgemeinernden Betrachtungen zu den Grundfarben Rot und Gelb, finden sich nämlich auch weitere universale Basiseigenschaften, welche für die jeweilige Farbe stehen. Für Gelb kann man das Licht, Morgenlicht, die aufgehende Sonne, die Entwicklung im Verlauf, die Sonne und die Eigenschaft des >zwischen etwas zu sein< sehen. Dem Rot dürfte entsprechend eher das Feuer, der Sauerstoff und die Kraft / Power zugesprochen werden. Entsprechend tritt es im Vergleich auch nach Vorne – allein deswegen, weil uns das Kräftige, Schnelle, Stechende, Aggressive, Direkte natürlich viel unmittelbarer angeht und auch besser zu greifen ist. Ebenso passt die Säure in den Bereich Rot, während sich das Basische im Blauen bewegt (entsprechend der Farbskala beim Lackmuspapier). Man denke sich nur die fast schon beliebige Wirkung eines blauen STOP-Schildes. Und mit dem Hinweis ACHTUNG verbindet man auch besser Rot, als Gelb oder Blau.
Eine kleine Auswahl mit Fotos von Regenbögen und Lichtbrechungen im Prisma:
Das ganze Farbspektrum durch ein Prisma an die Wand geworfen
Experimentell durch ein Prisma fotografiert
Regenbogen aus einem kleinen Flugzeug über den Dolomiten fotografiert
Regenbogen über Bozen
Regenbogen beim Wandern in den Dolomiten
Ein Regenbogen über dem Wald in Kaffa während der Regenzeit
Ein ganzer Regenbogen in den Alemgono Wetlands im Kafa Biosphere Reserve
Als Symbol stehen alle Farben gleichwertig nebeneinander für die Freude und den Ausdruck von Leben und sind bei jeder ganzheitlich gedachten Form von Existenz notwendig. Man darf also vermuten, dass die Farben, als ein wesentlicher Teil des Daseins, jede Entwicklung begleiten. Durch ihre Dominanz oder eben gerade durch ihr offensichtliches Fehlen, welches natürlich auch entsprechende, komplementäre Eindrücke hervorruft… Jede Entwicklung äußert sich folglich in bestimmten Farben oder Farbkombinationen.
Schwarz und Weiß als Extremformen:
Die Mohnblume, wie alle Pflanzen, entsteht aus der braunen Erde, die farblich betrachtet eine Mischung der Grundfarben Rot, Gelb und Blau ist. Reines Schwarz, das theoretisch durch eine ausgewogene Mischung von RGB entstehen könnte, ist in der Praxis schwer zu erreichen.
Die additive Farbmischung, eine Einheit von RGB auf Basis von Lichtfarben, ergibt Weiß. Das Weiß entsteht aber nur in unserem Auge. Strenggenommen durch eine „Reizüberflutung“ – durch unsere Wahrnehmung des Spektrums aller drei Grundfarben gleichzeitig. Mit einem Prisma kann man es wieder aufbrechen und die einzelnen Farben getrennt wahrnehmen.
Die subtraktive Farbmischung wird dagegen Schwarz, indem man Cyan, Magenta und Gelb zusammenkippt. Aber wie tüchtig man nun auch mischt: Das Schwarz wird nie richtig tiefschwarz. Es kann sich diesem Ideal immer nur annähern, denn durch seine Geworfenheit in eine Umwelt kann es nie ganz ausgewogen sein. Weil Schwarz also nur theoretisch Schwarz wird, braucht man in der Druckpraxis auch ein extra Schwarz: Das „Key“ – so spricht man vom CMYK-Farbmodell. Die schwarze „Schlüsselplatte“ (Key plate) spart nebenbei auch Farben, weil sehr viele Teile eines Drucks ja gar nicht bunt sein müssen. Für einen noch „schwärzeren“ Eindruck gibt man beim Druck übrigens manchmal sogar zusätzlich etwas Cyan (Blau) zum Schwarz, um dieses „tiefer“ zu machen.
Theoretisch würde Schwarz aber immer dunkler bzw. noch schwärzer sein können und ist dadurch eigentlich nie richtig Schwarz, sondern ein extrem dunkles Braun.
Sehen wir Schwarz oder Weiß, haben wir also in Wirklichkeit eine sehr irdische Erscheinung vor uns – vereinen diese Extreme doch alle drei Grundfarben in sich: Weiß durch additive Farbmischung, Schwarz durch subtraktive Farbmischung.
Ich finde Schwarz und Weiß auch schöne Metaphern für das Leben: Als äußerste Formen der Farben, die gerade so, aus einem rein geistigen Zustand in die Verhältnismäßigkeiten, das Kräftespiel und die Abhängigkeiten des Lebens getreten sind.
Farben im Lebenszyklus, beim Wachstum der Pflanzen:
Die Mohnblume wächst nun aus der Erde heran und bildet eine schöne rote Blüte. Als Produkt der Entwicklung einer Mohnblume sehen wir, heute nur auf Farben fixiert, besonders die rote Blüte. Die Kapsel würde unter einem anderen Aspekt sicherlich ein gleichwertiges Produkt neben der Blüte darstellen.
Zum Grün der restlichen Pflanze bildet die rote Blüte den sehr starken Komplementärkontrast als äußerstes Ziel, welches mit farblichen Mitteln erreichbar ist. Der grelle Komplementärkontrast zeigt dabei in seinem Extrem den Gipfel der Entwicklung unserer Mohnblume an. Jetzt könnte man sich fragen, warum der Pflanzenstiel ausgerechnet grün ist. Pflanzen sind sehr häufig am Anfang ihrer Entwicklung Grün, was zunächst auf einen Rot-Mangel rückschließen lassen könnte. Ein Mangel an Kraft ist aber doch ganz offensichtlich nicht wirklich feststellbar – kann man immerhin beobachten, wie selbst kleine grüne Pflänzchen sogar ganz robuste, schwarze Teerstraßen sprengen. Eine eigentlich ja eher „rote“ Begabung. Überlegt man es sich recht, merkt man aber: Rot ist die ganze Zeit mit dabei! Während der Entwicklung, im Wachstum als Komplementärfarbe, im Ergebnis als leuchtende Farbe der Blüte und bei der verwelkenden Blume als wesentlicher Teil des Brauns.
Farbkontraste und ihre Bedeutung:
An dieser Stelle hilft es vielleicht, sich kurz über das Wesen der Komplementärkontraste klar zu werden: Jede Farbe ruft aus sich heraus eine ganz bestimmte Gegenfarbe hervor.
Schauen wir z.B. lange auf eine helle rote Fläche und dann auf eine weiße Wand, sehen wir an der Wand das Nachbild der hellen roten Fläche in Grün (vgl. Nachbild, Entoptischer Eindruck, Nachwirkung des Netzhautbildes). Ein ganz wichtiger Wunsch jeder Farbe ist es, ihre Komplementärfarbe hervorzubringen – nur so kann sie ihre maximale Wirkung sicher entfalten. Wie ein Magnet, sucht eine Farbe also ihr Komplementär, ihre Erfüllung und ideale Ergänzung. Anders herum betrachtet, kann man aus einem Ding gleichzeitig auf den größten Wunsch, auf die Feder, die es antreibt, auf seine Motivation rückschließen.
Die Dualität der Farben:
In diesem Sinne ist die große Motivation des Grüns sein komplementäres Rot zu finden, weil es nur gemeinsam mit diesem richtig vollendet strahlen kann. Wir sehen also, das in Kontrasten eine geradezu magnetische Kraft steckt, die einzig und allein die verbindende Erfüllung sucht. Starke Kontraste schaffen entsprechend eine hohe Spannung, wie ein Gewitter – bevor es blitzt. Außer bei Farben, gibt es natürlich auch in anderen Bereichen Kontraste: Wer zu lange nur einseitige Szenen betrachtet (z.B. Wölfe, Löwen und Schafe friedlich zusammen auf einer Blumenwiese unter Regenbögen oder übertrieben bearbeitete Supermodels), wird in sich mit der Zeit Bilder von Gemetzel, Mord, Totschlag, Krankheit und Entstellungen aufsteigen sehen. Wer sich nur mit Blumen, Duft und zarten Klängen umgibt, wird mit der Zeit sicher krank oder traurig werden, wenn er nicht anders einen Ausgleich findet.
Wenn wir uns zu einseitige Bilder ansehen, bilden wir mit der Zeit auch innerlich einen Kontrast und beginnen uns vorzustellen, wie es anders wäre.
Hier ist eine mit KI generierte Auswahl, wo ich versucht habe Bilder so kitschig wie möglich zu beschreiben:
Wide photo of a tranquil landscape where lions, wolves, sheep, and gazelles coexist on a lush flower meadow. Above, the sky displays multiple rainbows
Wide landscape photo capturing the harmony of lions, wolves, gazelles, and sheep standing together on a vibrant flower field. The vast sky is painted
Wide landscape illustration depicting the harmony of lions, wolves, gazelles, and sheep on a vibrant flower field. A gentle river meanders through the valley
Wide photo of a serene landscape where lions, wolves, sheep, and gazelles gather on a flower-filled meadow. In the scene, a babbling river flows, leading to the sea
Wide photo of a vibrant and colorful valley from the perspective of the viewer standing amidst wild animals on a flower-filled meadow.
Der Komplementärkontrast fungiert bei unserer Farbbetrachtung also als Ziel: Die grüne Pflanze strebt ihrem Ziel (der Blüte) entgegen. Während des Wachstums, wenn sehr viel Kraft auf ein Ziel hinstrebt, finden wir folglich die Komplementärfarbe Rot. Im Verwelkungsprozess, nachdem das Ziel erreicht wurde, geht die Pflanze immer mehr in die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten der Umwelt über. Eine Komplementärfarbe zur Tertiärfarbe Braun kann man sich dabei ausrechnen, indem man den Farbstich des Brauns als Aufhänger nimmt. Wahrscheinlich tendiert die Verwelkungsfarbe ins Gelbe oder Orange – demnach wäre das Komplementär während der Verwelkung etwas im bläulichen, türkisen Farbbereich: Eine Farbe, die immer mehr in die geistige, seelische Dimension eines Traums übergeht.
Das Beispiel der Mohnblume zeigt also, wie sich aus der fast schwarzen Erde durch Blau (Wasser, Wissen, Ursprung, Tiefe etc.) und Gelb (Licht, Entwicklung, begleitend, verbindend, Zwischenzustand etc.) eine grüne Pflanze bildet. Aus dem Grün wächst schließlich eine Blüte (Rot), welche letztendlich im Zuge des Verwelkungsprozesses wieder annähernd in den Ausgangszustand (Braun / Schwarz) zurück bzw. weiter verwandelt wird.
Im zeitlichen Verlauf des Lebenszyklus hat dabei jede Farbe eine unterschiedlich starke Ausprägung, während des ganzen Prozesses sind aber immer irgendwie alle drei Grundfarben beteiligt: Entweder direkt oder komplementär, als Ziel, als Qualität der zu vollbringenden Leistung (Kraft des Wachstums) oder als begleitende Eigenheit der Umwelt, aus der alles entsteht und in die am Ende auch alles wieder aufgeht.
Analogien bilden.
Transfer auf Grundlage eigener Beobachtungen:
Schließlich kann man festhalten, dass man die wesentlichen Eigenschaften, welche die Grundfarben Rot, Gelb und Blau ausmachen, in der Umwelt jederzeit an allen Objekten wiederfinden kann. Wir geben den Farben vielleicht auch genau deswegen ihre spezifische Charakteristik, weil wir sie eben mit diesen Eigenschaften in unserer Umwelt erleben.
Auf eine einzelne Pflanze übertragen können uns die Farben anzeigen, an welcher Stelle sie sich in ihrem Entwicklungsprozess bzw. Zyklus befindet. Der Unterschied zwischen lebenden und toten Erscheinungen ist dabei, dass die Toten ihre Farbgebung nicht mehr autonom beeinflussen können, also ganz in den äußeren Umständen aufgelöst sind.
Nach diesen ganzen Worten hier nun eine kleine Auswahl mit Blüten, vor allem Rosen, welche ich fotografiert habe um die Beobachtungen bunt und in voller Pracht zu ergänzen:
Mohnblume im Gegenlicht
Rosenblüte im Morgenlicht
Eine rote Beere am Wegrand
Äthiopische Fackellilie
Blüten am Bachlauf
Lila Blüte mit gut getarntem Tier
Rot-Weiße Blüte im Sommer
Rosen im Morgenlicht
Magenta Blüte
Im Garten, nach dem Regen
Rot/Grün
Blühender Busch im Sonnenlicht
Gelbe Blüte im Sommer
Ausschlagender Ast
Makro Aufnahme einer Blüte nach dem Regen
Rose im Regen
Blüte im Wald (in der Regenzeit)
Fleischfarbene Blüte
Rote Rosen
Rosen im Giardino delle Rose – Rosengarten (Florenz)
Weisse Blume in Indien
Rosen im Giardino delle Rose – Rosengarten auf dem Hügel von San Miniato, Florenz
Eine blühende Magnolie im April
Rose im Morgenlicht
Blatt in gemähtem Gras
Rosen im Giardino delle Rose – Rosengarten (Florenz)
Blühender Ast
Blume im Gewächshaus
Klumpige Farben
Rote Beeren
Hellrote Rose im Morgenlicht
Feurige Blüte
Rosenblüte im Morgenlicht
Rosa Blüten
Seerose im Teich des Rosengartens auf dem Hügel von San Miniato, Florenz
Rosen im Giardino delle Rose – Rosengarten (Florenz)
MK: You know the matter of Kitsch is that, it’s bloody beautiful but empty! like 100 other beautiful meaningless things that we know! There is no depth no meaning, no question no answer. It’s just what it is and it’s beautiful with no doubt, but empty!
BB: emptiness is at least honest. i can see beauty in emptiness. but it also scares us. we like to see meaning in the world, but if there isn’t, it’s not less beautiful.