Hermannstadt im Winter

Sibiu, 8. Dezember.
Köln ab am 7. Dezember 1:15 mittags. München am frühen Abend des selben Tages überflogen; sollte eigentlich 2:20 ankommen, der Flug hatte aber eine halbe Stunde Verspätung.
Budapest scheint eine herrliche Stadt zu sein, soweit ich es aus dem Flugzeugfenster und in der kurzen Zeit, die mir beim Vorbeifliegen zur Verfügung stand, beurteilen konnte… 

Bram Stokers Dracula war mir dieses Jahr atmosphärische Einstimmung für meine Reise nach Transsylvanien. Hier möchte ich jetzt meine wirklichen Eindrücke in einem kleinen Beitrag zusammenfassen. Vielleicht inspiriert es ja den einen oder anderen zu einem eigenen Besuch.  

Ein erster Eindruck von Hermannstadt: 

Hermannstadt oder rumänisch Sibiu ist eine schöne alte Stadt am Rande der Südkarpaten. Vampire gibt es dort keine mehr, dafür Knoblauch überall. Getrocknet, zu wunderschönen Zöpfen gebunden, als Grundlage deftiger Fleischgerichte, in heißer Butter schwimmend ebenso beliebt wie sogar in der Mayonnaise: Überall findet sich die Wunderknolle. So müsste man schon sehr lüstern und verzweifelt sein, wollte man da heute noch auf vampireske Gedanken kommen. Hermannstadt ist also, soviel sei nun direkt verraten, nicht das Zentrum des Vampir-Kults – das wäre Schloss Bran. „Hermannstadt im Winter“ weiterlesen

Kreise, Kosmos und Kollisionen

Kreise laden direkt zu philosophischen Eskapaden ein.
Einen Sommer lang habe ich mich viel mit Kreisen beschäftigt. Parallel zur Arbeit an einer neuen Serie (10 Blätter à 56×76 cm) mit Aquarell, Öl und Tusche auf großem Büttenpapier habe ich versucht über den Anfang, das Ende, den Urknall und die Expansion des Universums nachzudenken.

Der Urknall

„Das Weltall ist ein Kreis, dessen Mittelpunkt überall, dessen Umfang nirgends ist.“ – Blaise Pascal

Egal was man nimmt, wenn man es lange genug teilt, halbiert und zerkleinert, am Ende wird man in einer abstrakten Dimension zu winzigen Teilchen kommen. 

Eher gasförmige Systeme

Teilchen die zu klein für eine weitere Teilung sind, messen wir eine kreisrunde Form zu. Hätten sie noch Kanten, könnte man sich zumindest vor dem inneren Auge eine weitere Teilung bzw. Zerberstung oder Absplitterung vorstellen. Aber ganz am Ende, wenn es einfach nicht mehr kleiner geht, ist man bei einem abstrakten runden Etwas angekommen. Etwas, dass vielleicht mehr Energie als Masse ist und irgendwo zwischen den Dingen existieren mag… 

Doch auch im allerkleinsten Punkt verliert die Kreisform nie ihr wesentliches Merkmal: Dass sie immer zwei Seiten hat, dass sie immer ein Inneres von einem Äußeren trennt. Dadurch, dass sie da ist, markiert sie einen Ort. Und egal wie groß oder klein, jeder Ort ist einer Kraft ausgesetzt und dadurch ist seine Form auch nie unendlich. 

„Denn alles Übrige hört auf, sich zu bewegen, wenn es an den ihm bestimmten Ort gelangt ist. Nur für den im Kreis sich bewegenden Körper fällt der Anfangs- und Endpunkt seiner Bewegung zusammen.“ – Aristoteles

Erste Verdichtungen, Krusten und Kreisfragmente

Möchte man sich die unendliche Größe des Weltalls vorstellen, kommt man abstrahiert auch immer wieder zu einer runden Kreisform. Im Unendlichen fällt es schwer an Kanten und Ecken zu denken, wären diese mit ihren Winkeln und Seiten doch viel zu umständlich, um nicht wiederum nur Teil von etwas noch Größerem zu sein. Eine gerade Kante bekommt irgendwann immer eine Beule. Straffe, feste Seiten fransen irgendwann aus, werden brüchiger und verteilen sich immer weiter. 
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Fotografieren in der Stadt

Der Sonnenuntergang über Jersey City, Millionen Lichter, die nach und nach überall angehen, ein ständiges Rauschen der Stadt hier oben, aber auch der leichte Abendwind, der warme Luft durch die Gitterstäbe trägt – es ist schon sehr beeindruckend mitten in Manhattan hoch oben auf einem Wolkenkratzer zu stehen und es fällt mir schwer zu glauben, dass das alles wirklich ist.

Fast wie ein Schutz, als Anker um nicht abzuheben, ist es da ganz beruhigend sich mit seiner Kamera zu beschäftigen, aufs Handy und auf irgendwelche Knöpfe zu drücken…
Oben auf der Besucherterrasse des Empire State Buildings in New York habe ich nun vier Stunden verbracht und mir einige Gedanken zum Fotografieren in der Stadt gemacht.

Es wurde noch nie so viel fotografiert wie heute. Fotos kosten nichts, mit dem Handy hat jeder überall eine brauchbare Kamera dabei und natürlich will man die Eindrücke der Reise auch teilen und muss dafür „Trophäen“ sammeln. Mit Filtern und einfacher Fotobearbeitung kann man schließlich sogar aus eher bescheidenen Aufnahmen noch eine ganze Menge machen.

Schöne Aussicht genießen. Hier ein paar Fotos von Menschen, die schauen: 

Praktisch gibt es meiner Beobachtung nach drei Arten von Fotos, die man auf Reisen macht:

  1. Zum ersten sind da die „Schönen Fotos“. Schöne Fotos versuche ich so viele wie möglich zu machen. Das sind vor allem auch Experimente, das sind die Sehenswürdigkeiten, das typische, charakteristische. Das sind die Fotos, über die man sich am meisten freut.
  2. Einen weiteren Bereich machen die Fotos aus, die man für die Dokumentation braucht. Zum Beispiel das Hotelzimmer, das Essen, Exponate in einem Museum, etwas witziges, eigenartiges, was man sieht oder findet. Manchmal muss man auch einfach fotografieren, z.B. beim Besuch wichtiger Sehenswürdigkeiten mit Familie oder Freunden, an bemerkenswerten Orten, dabei ist das Licht aber oft gerade Mittags zu schlecht für wirklich schöne Fotos oder man hat keine Zeit für ein großes Aufheben.
  3. Schließlich gibt es noch die Fotos für eigene Projekte. Das sind Fotos, die man für ein bestimmtes Vorhaben braucht. Ich sammle beispielsweise abstrakte Formen und suche dadurch nebenbei immer wieder nach Mustern, Schatten, Oberflächen usw. Ebenso kann man aber auch z.B. alte Autos, interessante Zeichenmotive, Relikte einer vergangenen Zeit usw. sammeln.

Die Schönheit und Größe eines Augenblicks entsteht oft erst in der Resonanz, im Nachklang, in der Erinnerung und im bittersüßen Schmerz – dass es nun vorbei ist. Irgendwie sind wir alle schon fürchterlich sentimental! Wenn ich mich hier oben über New York so umsehe, im Hier und Jetzt, ist jeder ziemlich für sich. Aber durch das Teilen, mit Menschen, später, kann man den Eindrücken Großartigkeit geben und wenn man davon berichtet, durch Fotos und Geschichten, werden die Dinge in ihrer Schönheit vielleicht greifbarer.

Einige der anderen Besucher um mich herum haben übrigens eine sehr gute Ausrüstung. Nicht nur Handys: So mancher hat große, schwere Objektive und macht keine Einzelaufnahmen, sondern schnelle Reihen mit 7-8 Fotos bei jedem Auslösen…

An die ersten Eindrücke einer neuen Stadt erinnert man sich oft noch Jahre später. Hier ein paar Fotos von meinem ersten Spaziergang in Chicago: 

Gerade frisch in einer neuen Stadt angekommen, ist es oft in den ersten Tagen besonders aufregend und es gibt vieles zu entdecken. Mit dem ungetrübten Blick des Gastes ist man überaus empfänglich. Eigenarten, Besonderheiten und Charakter des noch unbekannten Ortes saugt man förmlich auf. Man will sich ein eigenes Bild machen und gerade an die ersten Tage kann man sich oft auch noch Jahre später sehr lebhaft erinnern. Die ersten Kontakte mit Menschen – der Immigration Officer, die Frau, welche einem den Weg zur U-Bahn gezeigt hat, das erste Zimmer und der erste Spaziergang. 
Fotos sind dabei sehr wichtig. Sie sind wichtig für unsere Erinnerung, zum Teilen und durch die Sicherheit, die sie uns vermitteln. Fotos bleiben. Durch das Fotografieren kann man Bezüge zwischen der Stadt und sich selber herstellen. Während man gerade noch mit Jetlag und übermüdet eher halb wie im Traum durch die Straßen wandelte, schaffen Fotos dazwischen kurze helle Momente der Präsenz. Wir halten inne, öffnen uns und richten unseren Blick auf etwas bestimmtes. Durch das Fotografieren positionieren wir uns. „Fotografieren in der Stadt“ weiterlesen

Fundstücke im S.Y.L.A.NTENHEIM

Auf den Tag genau fünf Jahre nach meinem letzten Aufenthalt bin ich dieses Jahr wieder mit einer Einzelausstellung im S. Y. L. A.N T E N H E I M in der Maxstraße 55 in Bonn.

2013 gab es mit der Ausstellung „Aus heiterem Himmel“ über 100 neue Ölbilder und Aquarelle zu sehen.
Jetzt, 2018, zeige ich noch bis zum 23. März alle neuen Arbeiten aus der Serie „Fundstücke II“, die ich mit dem Fahrrad am Rheinufer gesammelt habe.

Eröffnung und feierliche Ankunft war am Freitag den 9. März. Vielen Dank an alle Besucher! 

Die Arbeiten sind in lockerer „Wolkenhängung“ präsentiert. Das ist eine mehr installative Variation der Petersburger Hängung, wodurch sich die Bilder ergänzen und im Zusammenspiel auch eine ganz neue Wirkung entfalten können – wie man sie letztendlich aber aufhängt, ist dabei eigentlich nicht so wichtig.
Schön ist es so zu beobachten, wie sich das einzelne Bild verhält und wie es gemeinsam mit anderen aussehen und unterschiedlich wirken kann. Einige Bilder kann man auch drehen, um diesen Effekt auszuprobieren.

Als Schmankerl zeige ich außerdem über 100 meiner Lieblingsfotos aus den letzten 2 Jahren. Alle Fotos sind individuell und einzeln abgestimmt eingerahmt. Dabei reicht das Spektrum von glamourösem Gold mit Glitzer bis hin zum dezenten weißen Holzrahmen.

 

Lemberg im Winter

Anfang Dezember ist eine schöne Zeit zum Verreisen. Alle sind schon auf der Zielgeraden des Jahres, irgendwie muss man aber doch den Winter feiern und eine kleine Reise ist eine gute Möglichkeit, um die vergangene Zeit abzuschließen und eine Neue zu beginnen.

Am Bahnhof in Lviv

Dieses Jahr bin ich nach Lemberg gereist. Lemberg, oder Lwiw bzw. Lviv, ist in der Ukraine, im östlichen Teil von Galizien. Nicht zu verwechseln mit dem Galicien in Spanien, wo man auf dem Jakobsweg pilgert.

„Wenn die Atmosphäre passt, dann kann man auch Kaffee aus Aschenbechern trinken!“

Schneespaziergang im Stryjsky Park

Das vielleicht schönste Buch zur Einstimmung ist „Jimi Hendrix live in Lemberg“ von Andrej Kurkow.
Ich lese seit vielen Jahren immer wieder alle seine Bücher. „Petrowitsch“ und „Picknick auf dem Eis“ habe ich bestimmt zehnmal gelesen. Aber von Lemberg hört man hier in Deutschland eigentlich nicht so oft und ich bin erst durch dieses Buch, durch die eigentümliche Art und Weise wie man hier z.B. Nierensteine entfernt und Hippie sein kann, auf die Stadt gekommen.

„Lemberg im Winter“ weiterlesen

Das Klima retten, Ausstellungen und Auktionen

Bei der COP 23, der Klimakonferenz in Bonn, arbeite ich dieses Jahr als Volontär im Bereich ‚Side Events‘.
So ist jeder Tag voll mit wichtigen Themen, neuen Ideen und Impulsen, die man gerne weiter verfolgen möchte. Ein bisschen habe ich dazu hier geschrieben: This is totally happening!

 Parallel dazu hatten wir in meinem Atelier eine Ausstellung:
„Das Klima und Ich“

Dafür habe ich am 27. Oktober eine große Radrunde gedreht und einmal ganz untypisch nicht nur Bretter gesammelt:

Bei Linz fand ich eine Videokassettenhülle, bei Remagen eine Einbauküche und eine lange Latte, vor Rolandseck diverse Kabel und Seile und etwas nördlich von Bonn fischte ich einmal dieses große Nagelbrett aus dem Rhein – ein sehr solides Stück, mit dem ich aber lange Zeit nichts rechtes anzufangen wußte.
Bei jedem Fundstück freue ich mich insgeheim natürlich nicht nur über die Form, die Farbe, angeschrabbelte Ecken und Kanten, die Oberfläche… Oft wäre es doch auch spannend, wenn man wüsste was es eigentlich für eine Funktion hatte. Wo kommt es her? Warum ist es im Fluss gelandet?

Aus dem Video, dem Rohr, der langen Latte und etwas Stroh entstand nun meine Assemblage als Beitrag für unsere Klima-Ausstellung, Titel: „Das Rohr und die lange Latte :- alles muss Rhein“ 


Als Dozent beim Artefact Bonn nehme ich dieses Jahr an unserer Dozentenausstellung in der Graurheindorferstrasse teil.

3 Fundstücke bei der Dozentenausstellung

Vernissage: Donnerstag, 14. Dezember 2017 um 19:00 Uhr
Öffnungszeiten: 15.12.–17.12.2017 16:00–20:00 Uhr

arte fact – werkstatt für kunst e.V.
Graurheindorferstr. 69 53111 Bonn
www.artefact-bonn.de


Aktuell ist eines meiner Fundstücke in der GALERIE KLATOVY / KLENOVÁ (Tschechien) um anschließend zu Gunsten des Hospic svatého Lazara in Pilsen versteigert zu werden.

Ausstellung:
17.11. – 30.11. 2017
GALERIE KLATOVY / KLENOVÁ
Venisáž výstavy 16.11. 2017 | 18:00
Klenová 1

Auktion: 
01.12. 2017 | zahájení aukce 19:00
GREENSGATE GOLF & LEISURE RESORT
Horomyslická 1, Dýšina


In meiner Ateliergemeinschaft machen wir, wie auch letztes Jahr, eine vorweihnachtliche Benefiz Kunstversteigerung.

In der KunstBRENNEREI, Kölnstrasse 139-141, 53111 Bonn.

Die Auktion ist:
Samstag 2. Dezember 2017 ab 15:30 Uhr

Der Erlös der Versteigerung geht zu 100% an save me Bonn zur Unterstützung des Mentoren-Programms für Flüchtlinge.

This is totally happening!

Communication about climate change should be inspiring

There is a vast, growing amount of experience and specialist knowledge, of reports and data on climate change. But many actions are not easily understandable and not as inspiring as they could be.

I would like to propose that we continuously monitor actions and progress in a standardised way to combat climate change. There are so many good ideas! But there is no single place where people could get an quick overview and positive inspiration.

Dealing with the climate change is a global movement with local actors.
Many different people are facing this challenge with the same goal in mind all over the world: organisations, governmental and nongovernmental actors, motivated and committed individuals – all in their own way.
Only the very idea of being part of this movement is exciting and extremely encouraging!
Ideas can inspire people and fill them with the urge to do something that can take us forward.

„This is totally happening!“ weiterlesen

Erfolgreich Malen III

Erfolgreich Malen III: Professionalität und Außenwirkung
Kann man von seiner Kunst leben? Wie in jedem Job, muss man dafür professionell arbeiten. Es gibt viele gute Gründe, den Schritt ins professionelle Künstlerleben zu wagen – wer es wirklich tut, wird aber auch wissen dass es eben nicht nur mit drei Schritten getan ist.

Dennoch möchte ich an dieser Stelle, um meine Serie „Erfolgreich Malen“ abzuschließen, kurz aufzeigen, wie das Bild nach außen treten kann und wie es ein erfolgreiches Bild sein könnte.

In drei Schritten zum erfolgreichen Bild:  „Erfolgreich Malen III“ weiterlesen

Erfolgreich Malen II

Erfolgreich Malen II: Verdichtung und Tiefe
Viele Menschen möchten gerne malen. Hier habe ich einige Erfahrungen und Ansätze zusammengestellt, die es erleichtern sollen in das künstlerische Schaffen hineinzufinden.

Ich will versuchen, möglichst konkrete Impulse zu geben, vor allem aber möchte ich Mut machen, Neues auszuprobieren und immer weiter zu malen: Solange man unterwegs ist, kann man auch wo Neues ankommen.

Nach dem rein technischen Anfang geht es hier als nächstes darum, einen persönlichen Arbeitsansatz und einen eigenen Bezug zum Bild zu finden.

In drei Schritten zum eigenen Bild:  „Erfolgreich Malen II“ weiterlesen

Erfolgreich Malen I

Erfolgreich Malen I – Der Anfang
Viele Menschen möchten gerne malen. Hier habe ich einige Erfahrungen und Ansätze zusammengestellt, die es erleichtern sollen in das künstlerische Schaffen hineinzufinden.

Ich will versuchen eine möglichst konkrete Anleitung zu geben, obwohl ich weiß, dass das nicht gelingen kann. Trotzdem: Vielleicht hilft es, wenn man sich zunächst tatsächlich einfach ganz rational und strategisch mit der Kunst und dem Bild auseinandersetzt. Spätestens wo es an das eigentliche Malen geht, bei den Fragen nach Farbe und Komposition, möchte diese Anleitung jedoch wirklich nur noch Ausgangspunkt für eigene Wege sein und ermutigen die Regeln bewußt zu brechen und ein eigenes Spiel zu beginnen.

In drei Schritten zum ersten Bild: 

1. Thema und Motive finden
Erste Inspiration zu finden kann einfacher sein, wenn man über Dinge nachdenkt, die von Bedeutung sind oder einen begeistern. Man kann für diese Gedanken dann ein Bild suchen und sie in die eigene Arbeit integrieren. Verschiedene Techniken auszuprobieren, kann einen bei der Entwicklung von Ideen unterstützen und einen dazu anregen, etwas Neues zu versuchen und ins Schaffen zu kommen. Der Blick auf die Werke anderer Künstler kann ebenfalls hilfreich sein.
Als Ausgangspunkt, um überhaupt anzufangen, muss man sich klar machen was das eigene Thema ist. Allgemeine, große Oberthemen sind z.B. „Leben & Tod“, „Kämpfen & Scheitern“, „Natur & Architektur“, „Suchen & Reisen“, „Sehnsucht & Liebe“ oder „Portrait & Akt“.

Wie entsteht ein neues Bild?

Was findet man gut, worauf hätte man Lust, was ist einem wichtig?

Nachdem man so das eigene „Sujet“ eingegrenzt hat, gilt es ganz konkrete Motive zu entdecken. Dafür eignen sich Recherchen in Büchern und vor allem im Internet: Auf Tumblr, Instagram, Flickr, Pinterest, in Blogs sowie auf Kunst- und Designwebseiten. Hier kann man studieren, was beliebte Motive sind. Welche Fotos werden am meisten „reblogged“, „gelikt“ oder kommentiert?

Ein eigenes Archiv, ein übersichtliches System bzw. Ordner oder Pinnwände helfen beim Sortieren und Filtern. Gute Motive sind eher allgemeine, unverfängliche Bilder, welche Raum für Interpretation und Projektion durch den Betrachter lassen. Als Motive für die gegenständliche Malerei und Zeichnungen eignen sich besondere markante Orte und Landschaften, Sehenswürdigkeiten, junge Frauen oder Kinder, männliche Figuren rückseitig, (so dass man sich mit ihnen identifizieren kann) Statussymbole, Stillleben… Dagegen sollte man Text, Markennamen und Logos besser vermeiden.

Arbeitsplatz im Atelier an der Kunsthochschule

Hat man sich so eine Sammlung mit interessanten Motiven aufgebaut, kann man weiter filtern.
Mit Google Trends können aktuelle Interessen untersucht werden. So lassen sich Themen finden, die zur Zeit viele Menschen beschäftigen. Um hier nicht auszuufern, orientiert man sich am besten am anfangs definierten Inhalt/Schwerpunkt der eigenen Arbeit; wenn z.B. Sport Ihr Ding ist, müssen Sie sich nicht mit aktuellen Filmtrends oder Einzelhandelsunternehmen beschäftigen – obwohl sich natürlich auch sehr spannende Überschneidungen ergeben können. Man sollte Informationen auch immer hinterfragen und wenn einem etwas auffällt, schauen worum es eigentlich geht: Z.B. Was ist der Inhalt von Büchern oder Filmen, die gerade viele Menschen interessieren? Abgesehen vom Plot, worum geht es wirklich? Warum mögen so viele beispielsweise Fantasy oder Manga?
Ebenfalls mit Google Trends kann man auch gut vergleichen: Wie sich etwa das Interesse an Malerei im Vergleich zur Fotografie oder allgemein zur Kunst als Bereich verhält und wie es sich auch von Land zu Land unterscheidet.

Ölfarben warten auf ihren Einsatz

Schafft man sich solcherart einen Überblick, muss man allerdings immer bedenken, dass es Inhalte gibt, die sehr schnell auch wieder „Schnee von gestern“ sind. Zu speziell sollte man deshalb nicht werden und immer wieder den eigenen Bezug hinterfragen. Man kann nur ehrlich und authentisch mit einem Thema umgehen, wenn es auch in einem Bezug zum eigenen Leben steht. Gerade Malerei als eher langlebige Kunstform sollte eine gewisse Zeitlosigkeit haben. Bei Schlagworten wie „Ozonloch“, „Golfkrieg“ oder „Griechenlandkrise“ sollte man also aufpassen und sie inhaltlich wieder auf die allgemeineren Oberthemen reduzieren: Natur & Menschen.

Eine große Schwierigkeit gerade am Anfang einer neuen Malerei-Serie ist oft, sich aus all den unendlichen Möglichkeiten für ein ganz konkrete Bild zu entscheiden.

Aus dieser Analyse muss sich noch kein konkretes, vollständiges Bild ergeben, das man malen könnte. So eine Recherche kann aber Inspirationsquell sein und helfen eine konkrete Richtung und einen Ausgangspunkt zu finden. Und warum nicht auch einfach mal ein hübsches Model abzeichnen, die Akropolis oder den kleinen Marktplatz vor der Türe – Hauptsache ist, man fängt an.

2. Farben
Die Lieblingsfarbe der meisten Menschen ist Blau. Gefolgt von Rot, Grün, Schwarz, Rosa und Gelb. Eher unbeliebte Farben sind Braun, Orange und Violett.

Auswahl mit schönen Erdtönen und Blau

Inspiration für die zu wählenden Farben kann z.B. Goethes Farbenlehre mit dem Farbkreis und den Farbtafeln sein. Spannend sind aber ebenso aktuelle Kollektionen von wichtigen Modedesignern, die Trendfarben einer bestimmten Zeit (z.B. 70er und 80er) und vor allem die eigenen Beobachtungen aus der Natur und unmittelbaren Umgebung.

Ausdrucksstark werden Farben, wenn man „charaktervolle Farben“ kombiniert z.B. aus dem Farbkreis beispielsweise Blau/Rot, Grün/Orange, Gelb/Blau… Dazu passen dann immer Schwarz, Grau und Weiß.

Ein komplementärer Kontrast (Rot/Grün, Blau/Orange, Gelb/Violett) darf auch auftreten, mehrere sollte man aber besser vermeiden – sonst wirkt es zu bunt. Malt man komplementär, sollten die Farben nicht gleich stark sein sondern die eine Farbe nur unterstützend für die andere. So z.B. eine große grüne Fläche mit einem kleinen Rot oder eine große orange Fläche mit einem kleinen Blau. Durch diese Kombinationen erhöht man die Leuchtkraft. Wichtige Farben sollten am besten wenigstens zweimal im Bild auftreten.

3. Komposition
Man sollte sich nicht mit den industriellen, vorgegebenen Formaten zufrieden geben. DIN Normen muss man hinterfragen; bei Papierarbeiten kann man einen eigenen Rahmen definieren und Platz zum Rand lassen. Leinwände kann man in eigenen Formaten zusammenbauen. Beispielsweise würde es ja auch etwas aussagen, wenn ein Kriegsbild im Format 39×45 cm gemalt ist, wenn ein Akt im Goldenen Schnitt gehalten wird oder wenn eine Serie mit Portraits genau 12 oder eben genau 13 Arbeiten umfasst.

Verschiedene Formate: Wichtig ist, ein eigenes zu finden

Das Bild kann ein Vorne und Hinten haben. In Landschaften sollte ein Weg hineinführen, Portraits sind im Hintergrund unscharf bzw. ist generell die Umgebung von wichtigen Elementen undeutlich oder abstrakt, um nicht vom Wesentlichen abzulenken.

Abgesehen von Portraits oder Akten sollte man Menschen eher vermeiden. Gesichter stellen immer die Frage nach Sympathie oder Antipathie und führen dadurch vom Bild weg. Akte sollten nicht zu detaillierte Gesichtszüge haben. Gute Portraits gehen weit über Auge, Nase und Mund hinaus – dennoch müssen diese wichtigen Gesichtsinsignien natürlich stimmen und richtig gemalt sein. Kontrolliert man das Bild ab und zu über einen kleinen Taschenspiegel, bewahrt man hier den frischen, ungetrübten Blick. Bei Zeichnungen sind u.a. die äußere Gesichtslinie mit der Kinnpartie und die Augen ganz besonders wichtig. Fühlt man sich technisch noch unsicher, kann man für die ersten Anlagen, Vorzeichnung und Umrisse einen Projektor als Hilfsmittel nehmen oder von Monitor oder Leuchtkasten abpausen – allerdings funktioniert das nur begrenzt: Die meisten Bilder entstehen schließlich eher wie eine Collage aus mehreren Elementen.

Bei der Komposition kann man auch mit einer „Bedeutungsperspektive“ spielen und Wichtiges größer machen. Eine gewisse Instabilität kann das Bild spannend machen: Wenn große Flächen oder Schweres oben ist, schwebt oder balanciert wird und nicht satt einfach unten ruht, möchte man wissen wie es ausgeht und hat mehr Spaß beim Zuschauen.

Horizontale Linien schaffen Ruhe, vertikale Linien wirken besonders trennend. Zu einfache geometrische Formen (Kreise, Dreiecke oder Quadrate) sollten aufgebrochen werden; sind sie mittig im Bild, ordnet sich ihnen alles andere unter.

Markante Formen können sich gut an anderer Stelle im Bild leicht verwandelt wieder finden lassen (wie Farben auch). Schraffierung und Muster können schließlich eine weitere Ebene in das Bild bringen, Formen festigen und die Komposition unterstützen oder aufbrechen.